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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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schicke ich die Hölle in Ihren Hals.«
    »Okay, okay. Beruhigen Sie sich.«
    »Kern, ich bin ganz ruhig. Aber ich habe wenig Zeit. Wenn Sie nicht kooperativ sind, beende ich das Gespräch.«
    »Okay. Die korrekte Antwort ist: Wir haben nicht den Auftrag, Menschenhändler zu überführen.«
    »Aber Sie sind doch hinter Milos Kecman her.«
    »Ebenfalls korrekt. Aber der Menschenhandel ist schon lange nicht mehr Kecmans Hauptgeschäft.«
    »Aber das waren doch unverkennbar Kecmans Leute, gestern Abend in Dellbrück. Der Albino …«
    »Ja und nein. Russische und albanische Mafia. Geschäftspartner. Sie zahlen Kecman eine … so eine Art Provision. Dafür, dass er ihnen dieses Geschäft freundlicherweise überlassen hat. Sozusagen auf Franchise-Basis. Aber Kecman selbst kümmert sich inzwischen um andere Geschäfte. Und diese neuen Geschäfte interessieren uns brennend.«
    »Uns? Wer ist das?«
    »Der Staat. Die Bundesrepublik Deutschland. Manthey, Sie haben nicht die geringste Ahnung, was auf dem Spiel steht. Kecmans Geschäfte sind eine Bedrohung für das gesellschaftliche Wertesystem der gesamten westlichen Welt.«
    »Für das gesellschaftliche Wertesystem oder für das ökonomische Wertesystem? Geldwäsche ist so alt wie die Mafia.«
    »Und der Sklavenhandel ist so alt wie die Menschheit.«
    »Haben Sie auch ein Gewissen, Kern? Oder nur einen Auftrag?«
    Uwe Kern schüttelte heftig den Kopf.
    »Diese Frauen, die verschleppt und zur Prostitution gezwungen werden, sind in der Tat bedauernswerte Geschöpfe. Aber darum soll sich die Polizei kümmern. Das ist deren Job. Falls die Polizei für diesen Job nicht gerüstet sein sollte, kann das nicht mein Problem sein. Wir haben einen anderen Job. Es geht auch nicht darum, dass Kecman Geld wäscht. Es geht darum, wessen Geld er wäscht. Und was mit dem Geld geschieht.«
    »Was soll schon mit dem Geld geschehen? Kern, das wissen wir doch: Man kauft sich davon Immobilien, stille Beteiligungen oder Aktienpakete. Gute Kapitalisten, die im Interesse der Rendite Mitarbeiter rauswerfen und Mieten erhöhen, werden ersetzt durch böse Kapitalisten, die im Interesse der Rendite Mitarbeiter rauswerfen und Mieten erhöhen.«
    »So urteilen Sie, weil Sie nur die halbe Wahrheit kennen.«
    »Sie haben die Chance, mich aufzuklären.«
    »Die Welt ist nun mal weit komplexer, als Sie sich vorstellen können, Manthey. Nehmen Sie nur Ihr Buch. Es hat für einigen Wirbel gesorgt. Es ist zweifellos gut recherchiert … aus kriminalistischer Sicht. Aber es erzählt nur die halbe Wahrheit.«
    »Erzählen Sie mir die andere Hälfte.«
    »Dafür wird Ihnen die Zeit fehlen. Aber ich nenne Ihnen ein kleines Beispiel: Um einen Zentner Opium aus Afghanistan in marktfähiges Heroin zu verwandeln, wird zusätzlich ein Vielfaches dieser Menge an diversen Chemikalien benötigt. Zum Beispiel Acetanhydrid, das auch zur Herstellung von Aspirin, knitterfreien Textilien, Zigarettenfiltern oder Handy-Displays verwendet wird. Sie benötigen tonnenweise Chemikalien, die natürlich nicht aus Afghanistan stammen. Sondern aus Fabriken der westlichen Welt. Keine illegalen Hinterhoflabors … deren Know-how und deren Kapazität würden nämlich nie und nimmer für diese Mengen ausreichen … nein, große Chemieunternehmen, deren Aktien Sie an der Frankfurter Börse erwerben können. Der Großteil der Weltproduktion dieser verschiedenen, für die Heroinherstellung zwingend benötigten Chemikalien kommt aus … na? Keine Ahnung, Herr Man they? … aus Nordrhein-Westfalen. Respektable Unternehmen. Wohlklingende Namen. Wer zwingt die Hersteller in unserem doch sonst so kontrollwütigen Staat, die weitere Verwendung ihrer Produkte zu kontrollieren? Niemand. Warum nicht? Es wäre zu peinlich, und es steht zu viel Geld auf dem Spiel. So funktioniert nun mal die Welt, ob uns das passt oder nicht. Würden die Vertriebswege der Chemikalien kontrolliert, wäre das Geschäft mit dem Heroin ruiniert. Erfunden wurde die gewinnträchtige synthetische Veredelung des Naturrohstoffs Opium übrigens von Chemikern der Bayer-Werke. Die erfanden auch den Namen Heroin und ließen ihn vom Patentamt schützen. Die Glasflaschen mit dem niedlichen Etikett bescherten dem Hause Bayer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit fantastische Umsätze, auch dank der Werbekampagne in zwölf Sprachen. Heroin von Bayer wurde als Allheilmittel gepriesen, gegen Husten, gegen Bluthochdruck …«
    »Interessant. Wären wir uns doch nur früher

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