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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Uwe Kern sich umdrehte, vor einem Gemälde, das die nackte, rauchende Romy Schneider zeigte, ihren schönen Mund und die traurigen Augen, die mitleidig auf dem Bewohner der Oriental Suite ruhten.
    Umgekehrt begriff Uwe Kern erst, wem er die Tür geöffnet hatte, als sich die Krawatte bereits wie ein Strick um seinen Hals wand und ihm die Luft zum Atmen nahm.
    »Hübsche Unterkunft. Da sind die 525 Euro pro Nacht sicher gut angelegt. Kriegen Sie Rabatt, weil Sie so lange bleiben? Oder ist das der Staatskasse egal?«
    Kern antwortete mit einem Röcheln und versuchte vergeblich, seine Finger zwischen Hals und Krawatte zu schieben. David zog den stolpernden Kern hinter sich her, einmal quer durch den Salon, vorbei an dem kreisrunden Whirlpool aus schwarzem Marmor, den ein künstlicher Sternenhimmel illuminierte, bis zum linken Fenster, und riss den Vorhang beiseite. 24 Meter unterhalb der Oriental Suite durchwühlte eine alte Frau auf dem Bürgersteig den an einen Laternenpfahl geschraubten Abfallbehälter.
    »Tolle Aussicht. Das komplette Eigelstein-Viertel liegt Ihnen zu Füßen. Wie klein und zerbrechlich und bedeutungslos die Menschen von hier oben wirken. Berauscht Sie die Vorstellung, eine Stadt unter Ihre Kontrolle zu bringen?«
    Plötzlich begann Kern, wie wild um sich zu schlagen und zu treten. David wippte Kerns Kopf einmal kurz und ruckartig gegen die Scheibe. Blut tropfte aus der Nase auf die Fensterbank. David schleifte ihn zurück, zog Kern hinter sich her wie einen trotzigen alten Esel, schleuderte ihn auf die Couch, griff kurz unter das Leinentuch des Servicewagens und setzte sich auf die Lehne.
    »Wissen Sie, was das hier ist?«
    Mit zitternden Fingern riss sich Kern die Krawatte vom Hals, rang nach Luft und schüttelte den Kopf.
    »Nicht? Aber Sie sind doch Geheimdienstler. Ich dachte, in Ihren Kreisen kennt man sich damit aus. Eine sehr interessante Waffe. Effektiv und völlig lautlos. Sieht aus wie ein etwas zu groß geratener Elektrorasierer, finden Sie nicht auch? Nur der Scherkopf fehlt. Wenn ich diesen Knopf hier berühre, jagt das Ding 600 000 Volt durch Ihren Körper. Das Ergebnis ist wirklich verblüffend … je nachdem, wie lange ich den Knopf berühre.«
    David rammte den Kopf der Waffe gegen Kerns Hals. Die beiden stecknadelkopfgroßen Dioden bohrten sich in die frisch rasierte, dezent parfümierte Haut neben dem Kehlkopf.
    »Drücke ich den Knopf nur drei Sekunden, ist kein einziger Ihrer Muskeln mehr zu einer kontrollierten Bewegung fähig. Die Wirkung hält ungefähr eine Viertelstunde unvermindert an. Zeit genug für mich, um in aller Ruhe zu verschwinden. Nach 15 Minuten beruhigen sich Ihre Nerven allmählich wieder. Aber Vorsicht: Ihr Gleichgewichtssinn wird noch eine Weile gestört sein. Außerdem werden Sie anschließend ihre Unterwäsche und den Anzug wechseln müssen, aber beim Blick in den Spiegel im Badezimmer erleichtert feststellen, dass der Elektroschock keine weiteren physischen Spuren hinterlassen hat … abgesehen von einer Rötung am Hals, die sich zu einer Brandblase entwickeln könnte. Lassen Sie sich etwas Eis vom Zimmerkellner bringen. Der Körper verkraftet das ganz gut. Aber die Seele nicht. Sie werden die nächsten Nächte schlecht schlafen, aus schrecklichen Albträumen aufschrecken, weil sich Ihr Unterbewusstsein an den unbeschreiblichen Schmerz erinnern wird. An den Moment, als die 600 000 Volt durch ihren Körper jagten. Der Schmerz soll mit nichts vergleichbar sein, weil der Strom auf einen Schlag sämtliche Nerven ihres Körpers attackiert. Die Hölle auf Erden. So schildern es jedenfalls die Opfer. Sie wissen, wen ich meine?«
    Uwe Kern schwieg.
    »Zwei Sorten Mensch benutzen diese Geräte besonders häufig: Folterknechte und Sklavenhändler. Um ihre Opfer zu demütigen. Und um ihren Willen zu brechen. Tomislav Bralic hat das recherchiert. Das ist der kroatische Pfarrer, den Ihre Leute gestern Abend überfallen haben.«
    »Was wollen Sie?« Die Stimme klang, als sei Kerns Kehlkopf mit einem Reibeisen bearbeitet worden.
    »Ich will wissen, warum Sie und Ihr Lakai vergangene Nacht in Dellbrück seelenruhig am Fenster standen, obwohl Sie genau wussten, was gleichzeitig nebenan in der Fabrik passierte. Warum haben Sie diese Schweine nicht festnehmen lassen?«
    »Das war doch am Ende völlig überflüssig. Ihr Freund Jerkov hat doch schon für Gerechtigkeit gesorgt.«
    David verpasste Kern eine Ohrfeige.
    »Das war eindeutig die falsche Antwort. Beim nächsten Mal

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