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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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begegnet.«
    »Es ist nie zu spät, Herr Manthey.«
    »Manchmal schon. Bald ist es nämlich zu spät, mir zu erklären, wessen Geld Kecman wäscht. Ich habe keine Zeit zu verlieren. Ich werde nicht warten, bis Ihre Männer nebenan misstrauisch werden. Also? Wessen Geld wäscht Kecman?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Das können Sie nicht? Sie können schon. Sie wollen nicht. Das ist ein feiner Unterschied. Sie wollen nicht, weil Ihre Auftraggeber im Berliner Innenministerium sauer werden könnten. Streng geheim, zum Wohle des Staates. Sind Sie ein Held, Kern?«
    Kern schwieg.
    War Uwe Kern ein Held? David Manthey wusste es nicht. Ein Alpha-Tier, zweifellos. Ein halbes Leben lang gewohnt, Befehle zu erteilen und Gehorsam einzufordern. Aber war er auch ein Held? Bereit, fürs Vaterland zu leiden?
    »Kern, Sie machen es sich unnötig schwer. Tragen Sie einen Herzschrittmacher? Haben Sie einen labilen Kreislauf? Wäre ja keine Schande, in Ihrem Alter.«
    Keine Antwort. Kern presste die Lippen zusammen. Was ging ihm durch den Kopf? David Manthey wusste es nicht. Er ahnte nur, wenn er Kerns Augen studierte, dass dieses Schweigen mehr von Kerns Arroganz denn von seiner Angst genährt wurde. Aber es war David inzwischen egal. Er dachte an die ernsten Gesichter der Frauen in der Fabrik in Dellbrück, die viel zu früh gealterten Augen der Mädchen, er dachte an ein 13-jähriges Kind namens Irina, dessen Leiche im Duisburger Hafen weggeworfen worden war wie Müll, während die Mutter in Moldawien vergeblich auf die Rückkehr ihrer Tochter wartete, und er drückte den Knopf. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber das genügte, um Uwe Kerns Nervensystem in ein Chaos zu stürzen. Sein Körper bäumte sich auf, seine Glieder zuckten unkontrolliert, sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Grimasse, Speichel rann wie Milchschaum aus seinen Mundwinkeln.
    Nach wenigen Sekunden war alles vorbei.
    Was blieb, waren Kerns unnatürlich weit aufgerissene Augen, die nur eine einzige Gefühlsregung spiegelten: Todesangst.
    »Fangen wir an, Kern. Ich frage, Sie antworten. Okay?«
    Uwe Kern nickte. Seine Mundwinkel zitterten.
    »Was ist so spannend an Kecmans neuen Geschäften?«
    »Die alte, etablierte Elite in Westeuropa … Sie fürchtet um ihre Macht. Nicht Milos Kecman ist interessant, sondern dessen Hintermänner, für die er das viele Geld wäscht. Diese Leute planen, ganze Volkswirtschaften aufzukaufen, nach und nach. Bisher haben sie in Osteuropa geübt. Die Mafia kontrolliert inzwischen zwei Drittel der gesamten russischen Wirtschaft. Aber jetzt ist Westeuropa das Ziel. Und wer die wirtschaftliche Macht besitzt, der besitzt eines Tages auch die politische Macht.«
    »Um wie viel Geld geht es?«
    »Das weiß niemand so genau. Milliarden um Milliarden. Die Geldquelle scheint niemals zu versiegen. Allein die illegalen Geschäfte innerhalb Russlands spülen jedes Jahr nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 20 Milliarden Euro in die Kasse der Mafia. Die legalen Geschäfte, die zunehmen, gar nicht mitgerechnet. Nur um Ihnen die Dimension zu verdeutlichen: Wenn heute, in diesem Augenblick, sämtliche Mafia-Gelder auf einen Schlag aus unserem Wirtschaftskreislauf entfernt würden, dann wäre die Bundesrepublik Deutschland bankrott. Es steht also verdammt viel auf dem Spiel, Manthey. Wir müssen den Einfluss der osteuropäischen Mafia stoppen, aber wir müssen zugleich so clever vorgehen, dass sie nicht mehr in der Lage sein wird, ihr Geld aus unserem Wirtschaftskreislauf herauszuziehen.«
    »Womit machen Kecmans Hintermänner das Geld?«
    »Mit Viren.«
    »Mit Viren?«
    Uwe Kern nickte. David griff hinter sich und reichte ihm eine Serviette, damit er seine Lippen säubern und trocknen konnte. Die Mundwinkel zitterten immer noch.
    »Kern, wovon reden Sie, verflucht noch mal? Impfstoffe? Schweinegrippe? Pharma-Industrie?«
    »Computer-Viren.«
    »Sie meinen die Programme, die gelangweilte, pickelgesichtige Pubertierende in ihren Kinderzimmern schreiben, um sich wichtig zu machen und um ihr Ego aufzupäppeln, weil kein Mädchen aus der Klasse sie küssen will?«
    »Nein.«
    »Reden Sie in ganzen Sätzen mit mir!«
    »Die pickelgesichtigen Pubertierenden, denen einer abgeht, weil sie in der Lage sind, den Zentralrechner der heimischen Stadtwerke für eine halbe Stunde außer Gefecht zu setzen, das waren doch nur die unfreiwilligen Pioniere. Ich rede von Profis, die keine Streicheleinheiten fürs Ego benötigen. Und ich rede von

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