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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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auf.«
    »Danke.«
    »Was ist mit meinen Katzen?«
    »Willi Heuser kümmert sich um sie.«
    »David, wir haben nächsten Monat ein Konzert in Amsterdam. Und in sieben Wochen beginnt mein neuer Kurs an der Jazz-Schule in der Torburg …«
    »Bis dahin bist du hoffentlich längst zurück. Siehst du den schwarzen Alfa da draußen auf dem Hof? Dein Gepäck befindet sich im Kofferraum. Am Steuer sitzt Klaus. Netter Kerl übrigens. Klaus ist der Enkel von Erna.«
    »Willis Nachbarin?«
    »Genau.«
    »Sie backt fantastisch, die alte Dame. David, du müsstest mal ihren Streuselkuchen probieren …«
    »Willi hat dir was eingepackt. Streuselkuchen von Erna, eine Thermoskanne Kaffee und eine große Flasche Mineralwasser. Liegt alles auf dem Rücksitz. Auf geht’s: Klaus fährt dich jetzt nach Barcelona. Versuche, unterwegs etwas zu schlafen. Morgen früh setzt er dich im Hafen ab, und du nimmst die Fähre nach Ibiza. Hier ist das Ticket. Wie du von dort rüber nach Formentera kommst, weißt du ja. In La Sabina gehst du zur Telefonzelle am Yachthafen und wählst diese Nummer. Das ist Juans Nummer in der Fonda Pepe. Du nennst am Telefon keine Namen. Du sagst auf Spanisch, dass du dich verwählt hast, entschuldigst dich und legst auf. Juan weiß dann Bescheid. Er holt dich ab und bringt dich zur Finca. Und dein Handy gibst du jetzt mir.«
    »Kein Handy, kein Flugzeug … das heißt …«
    »Ja, das heißt es, Günther.«
    »Pass nur ja auf dich auf, Junge.«
    »Klar.«
    »Ich denke, du bist inzwischen zu alt, als dass ich dir noch Vorschriften machen oder Ratschläge erteilen könnte.«
    »Für gute Ratschläge ist es nie zu spät. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wann du mir jemals Vorschriften gemacht hättest.«
    Sie umarmten sich schweigend.
    David Manthey spürte die Träne an seiner Wange.
    »Günther, du bist der einzige Mensch in Köln, von dem sie wissen, dass er mir sehr viel bedeutet. Du hilfst mir, wenn ich die nächste Zeit nur auf mich selbst aufpassen muss.«
    Günther Oschatz wischte sich die Augen trocken, nickte und versuchte ein Lächeln zum Abschied.
    Während Manthey seine Reisetasche aus dem Kofferraum nahm, zwängte sich der alte Mann in den Beifahrersitz. Klaus fädelte den Alfa aus der Einfahrt, bog nach rechts ab und nahm die Venloer Straße nach Westen. Die Rücklichter schrumpften binnen Sekunden auf Stecknadelgröße. David Manthey sog die süße Luft des warmen Sommerabends ein und wartete.
    Erst als er absolut sicher war, dass niemand dem Wagen folgte, verschwand er in der Dunkelheit.
    Uwe Kern massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen, während er aus dem neunten Stockwerk hinunter auf die Dächer des Eigelstein-Viertels starrte.
    »Wir müssen wissen, wie er denkt. Nur dann können wir vorausahnen, wie er handeln wird. Vorschlag?«
    Lars Deckert umklammerte verlegen seinen Notizblock. Ein Vorschlag. Er hatte aber jetzt keinen Vorschlag parat. Dieser Mann brachte ihn ständig in Verlegenheit, um ihm die Begrenztheit seines Denkens und Könnens zu demonstrieren. Dieser Mann liebte es, die Menschen in seiner Umgebung zu demütigen. Schließlich spannte Deckert seinen drahtigen Körper, als könnte dies seinen Mut beflügeln, und unternahm einen zaghaften Versuch:
    »Sie meinen vermutlich Jerkov …«
    »Blödsinn! Ich meine natürlich Manthey.«
    »Sorry. Natürlich.«
    »Wenn wir wissen wollen, wie er denkt, müssen wir begreifen, wie er zu denken gelernt hat. Also werden wir seine Biografie studieren. Jetzt! Setzen Sie sich da hin. Der Sessel. Es macht mich nervös, wenn Sie so rumstehen.«
    Lars Deckert setzte sich. In seinem bisherigen Berufsleben hatte er nie unter mangelndem Selbstvertrauen gelitten. Aber in Kerns Umgebung schrumpften alle Menschen zu Zwergen.
    »Ich hatte Ihnen ja bereits das Dossier über …«
    Kern schleuderte ihm den Schnellhefter entgegen. Er landete in Deckerts Schoß. Kern ließ sich rücklings auf das Bett fallen, verschränkte die Arme hinter seinem ergrauten Kopf und schloss die Augen. Er hielt es nicht für nötig, seine Schuhe auszuziehen.
    »Lesen Sie vor!«
    »Aber …«
    »Sie lesen laut, ich denke.«
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Vorne natürlich. Wir fangen ganz von vorne an.«
    »Fisch.«
    »Was?«
    »Sternzeichen Fisch. Und Einzelkind. David Manthey wurde am 8. März 1970 in Berlin geboren. Der Vater … Moment … laut Geburtsurkunde des Standesamtes unbekannt. Die Mutter … Elke Manthey … 1949 in Köln geboren … war bei

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