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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Sorgen um ihre Freundin Marie, weil deren neuer Liebhaber Zoran Jerkov extrem eifersüchtig sei, geradezu krankhaft eifersüchtig auf Maries Tätigkeit als Prostituierte, obwohl Marie daraus seit Anbeginn der Beziehung nie ein Geheimnis gemacht habe. Zoran Jerkov sei zudem äußerst gewalttätig, habe Marie schon mehrfach geschlagen und ihr Schlimmeres angedroht. Schlimmeres? »Ich schwöre, ich werde dich töten«, habe er Marie drei Tage zuvor angebrüllt, versicherte Eliska im Präsidium und später auch vor Gericht.
    Kristina Gleisberg schloss den Aktenordner, der die Essenz ihres über Monate recherchierten Materials enthielt, legte ihn auf den Küchentisch, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah aus dem weit geöffneten Fenster. Was sie dort sah, versetzte sie zum wiederholten Mal in Erstaunen.
    Eine grüne Insel mitten in diesem grauen Industrierevier. Dieser Pole namens Artur, der wie ein Eremit auf seinem Schrottplatz lebte, hatte sich hinter dem schlichten Zweckbau, der seine Werkstatt, das Büro und seine Privatwohnung beherbergte, ein kleines Paradies geschaffen, sorgsam abgeschottet von der Außenwelt durch drei Meter hohe Mauern, die hinter dichtem Efeu verschwanden. Ein aus Bruchsteinen angelegter Weg schlängelte sich durch eine üppige Vegetation, die Kristina nur aus Parks am Mittelmeer und aus den Subtropen kannte. Das Zentrum der Miniaturoase hinter dem Schrottplatz bildete ein Teich mit Seerosen, in den sich ein künstlicher Wasserfall ergoss. Die Tropfen glitzerten im Sonnenlicht. Vögel zwitscherten sich die Lunge aus dem Leib, ein Papageienpaar krächzte um die Wette. Als habe die Welt ausgerechnet in Köln-Worringen ihren Frieden gefunden.
    »Kaffee?«
    Sie erschrak. Sie hatte Artur gar nicht bemerkt. Er musste die Küche völlig lautlos betreten haben. Wie konnte sich ein Mensch mit diesem Körpervolumen nur so lautlos bewegen? Noch dazu in diesen klobigen Arbeitsschuhen?
    »Nein, danke. Ich habe schon drei Tassen intus.«
    Artur nickte und öffnete den Kühlschrank.
    »Rührei?«
    »Das klingt gut. Wenn’s keine Umstände bereitet …«
    Artur kramte eine Weile im Kühlschrank herum und machte sich anschließend am Herd zu schaffen.
    »Sie haben sich da draußen ein echtes Paradies geschaffen.«
    »Nur so ein Hobby.«
    »Ich wünschte, ich hätte Ihr Talent. Mir ist sogar der Kaktus eingegangen, den mir die Kollegen zum Geburtstag …«
    »Wir duzen uns hier!«
    »Was bitte?«
    »Wir duzen uns hier alle. Mir ist das Siezen zu anstrengend.«
    »Okay. Ich heiße Kristina.«
    »Artur.«
    Das Fett in der Pfanne zischte.
    »Sind das da draußen Papageien?«
    »Ja.«
    »Was ist das für eine Art?«
    »Keine Ahnung. Sie gehören mir nicht. Sie kommen und gehen, wie es ihnen gerade passt.«
    »Sie … Du kennst David Manthey schon lange, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wo ist er eigentlich? Schläft er etwa noch?«
    »Er ist früh los. Besorgungen machen. Da hast du noch geschlafen. Ich soll schöne Grüße bestellen.«
    »Danke. Du und Zoran und David … ihr gehörtet damals alle zur Eigelstein-Gang, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wie viele wart ihr eigentlich insgesamt?«
    »Das schwankte. Und überhaupt: Das wurde von den Medien maßlos übertrieben. Wir waren ungefähr zwölf Leute in den besten Zeiten. Ist lange her, zum Glück.«
    Arturs Augen gaben deutlich zu erkennen, dass dieses Ge sprächsthema für heute beendet war. Er deckte den Tisch, häufte Rührei und Schinken aus der Pfanne auf die beiden Teller und schnitt zwei dicke Scheiben von einem Laib Graubrot ab.
    »Hm. Sehr lecker!«
    Artur nickte und aß weiter. Er stützte sich mit dem linken Unterarm auf den Tisch, während seine rechte Hand die Gabel umfasste wie einen Vorschlaghammer. Er hatte die Ärmel des verblichenen Jeanshemdes bis zum Bizeps aufgekrempelt. Die mächtigen Hände waren sauber, er musste sie bereits gewaschen haben, bevor er die Küche betreten hatte. Nur die Kuppen der Fingernägel waren schwarz, vom Motoröl und vom Getriebefett. Mechanisch stieß er die Gabel in den Rühreiberg und führte sie anschließend zum Mund. Als er fertig war, zündete er sich eine filterlose Zigarette an, blies den Rauch rücksichtsvoll zur Decke und trank seinen Kaffee. Als sie aufgegessen hatte, drückte er die Zigarette aus, erhob sich, räumte den Tisch ab und stopfte das Geschirr in die Spülmaschine.
    »Wie sagt man so schön: Die Arbeit ruft.«
    »Oje. Auch sonntags?«
    »Noch was: Ich vertraue dir. Weil du Zoran rausgeholt hast.

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