Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
klingelte. Denn niemand konnte sagen, ob Zorans Geliebte in diesem Augenblick tatsächlich alleine in ihrer Wohnung gewesen war. Wer war diese Irina, nach der sich der völlig verstörte Zoran Jerkov bei seiner Festnahme erkundigt hatte?
    Für die aus den fremden Hautschuppen auf Maries Körper extrahierte DNA fand sich kein Pendant in der zentralen Gendatei des Bundeskriminalamtes, hieß es offiziell. Männlich und europäisch – mehr ließ sich im Labor nicht feststellen. Auch das Ersuchen um Amtshilfe bei Interpol sei ergebnislos verlaufen, teilte der Polizeipräsident mit.
    Entweder war Maries Mörder tatsächlich noch nie von einer Polizeibehörde erkennungsdienstlich behandelt worden – weder vor dem Mord noch in den zwölf Jahren nach dem Mord.
    Oder der Staat hatte aus ermittlungstaktischen Gründen eine Nachrichtensperre verhängt.
    Oder aus politischen Gründen. Kristina Gleisberg ahnte aus journalistischer Erfahrung, wie viele Dinge aus Gründen der Staatsräson unter der Decke gehalten wurden, damit sie der Souverän jeder Demokratie, das Volk, niemals erfuhr.
    Wer war Irina?
    Was konnte einen Menschen dazu bewegen, für eine Tat, die er nicht begangen hat, zwölf Jahre Gefängnis in Kauf zu nehmen?
    Was hatte Zoran Jerkov jetzt vor?
    Kristina Gleisberg sah auf die Uhr über dem Kühlschrank. Wann endete in einer katholischen Kirche sonntags die letzte Morgenmesse? Die musste längst vorbei sein. Sie verließ die Küche und durchsuchte den Schreibtisch in Arturs Büro, bis sie neben dem Telefon eine Visitenkarte mit der Adresse des Schrottplatzes fand, und wählte die Nummer der Taxizentrale.
    Junge Leute in aller Welt lieben Skype, weil es per Internet das kostenlose Telefonieren per Videoschaltung rund um den Globus ermöglicht – sofern man zufällig gleichzeitig online ist oder aber sich vorab für eine bestimmte Uhrzeit verabredet hat.
    Sonntag, 15 Uhr.
    Professionelle Kriminelle in aller Welt, kolumbianische Drogenbosse ebenso wie deutsche Waffenhändler oder arabische Terroristen, lieben Skype, weil selbst die CIA es bisher nicht geschafft hat, den Skype-Code zu knacken. Zwar wird jede auf diesem Globus versandte E-Mail von den Giga-Computern der amerikanischen Geheimdienste rund um die Uhr automatisch gecheckt, zwar sind die Telefone Verdächtiger problemlos von jeder kriminalpolizeilichen Provinzdienststelle aus abzuhören, zwar lassen sich fremde Handys in Sekundenschnelle auf den Meter genau orten – aber die Kommunikation über Skype ist unerreichbar für die Augen und Ohren des Staates.
    Magic Tito.
    David Manthey stieg im rechtsrheinischen Kölner Stadtteil Mülheim aus der Bahn und schlenderte zur Keupstraße. In einer der zahllosen Döner-Buden bestellte er einen Mokka und lehnte sich an einen Stehtisch neben dem Fenster, so dass er die Straße im Blick hatte. Erst als er sicher war, nicht observiert zu werden, verließ er den Laden, betrat das benachbarte marokkanische Internet-Café und ließ sich von dem Mann hinter der Kasse, der gelangweilt in einer Autozeitschrift blätterte und nicht eben den Eindruck erweckte, als sei er scharf auf neue Kunden, einen der zwölf verwaisten Computer zuweisen.
    14.55 Uhr. David setzte das schmuddelige Headset auf, bog das Mikro zurecht, meldete sich bei Skype an und wartete. Nicht lange. Um 14.58 erschien die Textnachricht:
    Magic Tito möchte Kontakt aufnehmen.
    Mit einem Mausklick öffnete David das Videofenster. Das Bild zitterte und schwankte eine Weile, die Stimme klang zunächst merkwürdig blechern, und den weiten Umweg durch das Weltall schaffte der Ton wesentlich schneller als das Bild mit Zorans Mund, der den Ton erzeugte:
    »Hey. Schön, dich zu sehen, David.«
    »Ist lange her.«
    »Kann mal wohl sagen.«
    Zoran wirkte verlegen. Und alt, seltsam alt. Eingefallene Wangen. Dunkle Schatten unter den Augen. Falten kerbten das einst so schöne Gesicht. Das Gesicht, das Davids Gedächtnis konserviert hatte. Zoran, der Verführer. Zoran, der die Herzen der Mädchen brach. Zoran kratzte sich eine Weile am Kopf und suchte offenbar nach den passenden Worten.
    »David, vergiss nicht, am Ende unseres Gespräches den Dateipfad im Rechner zu löschen. Den Fehler machen viele.«
    »Ich weiß. Keine Sorge.«
    »Sorry. Ich vergaß: einmal Bulle, immer Bulle.«
    »Ich bin kein Bulle mehr.«
    »Auch das weiß ich. Ich wollte dich nicht beleidigen. Stell dir nur vor: Im Knast ist aus mir eine richtige Leseratte geworden. Ich habe sogar deine

Weitere Kostenlose Bücher