Bitter Lemon - Thriller
Ministerialdirigent im Bundesinnenministerium. Er ist sozusagen der Buchhalter der Truppe, sorgt dafür, dass die finanziellen Mittel in Berlin freigegeben werden. Gefällt sich darin, ein bisschen Abenteuerluft zu schnuppern. Wahrscheinlich, weil die Alte, die er vor hundert Jahren geheiratet hat, genauso langweilig ist wie er selbst. Kern tut ihm den Gefallen, damit die Gelder munter fließen, das ist nicht ungeschickt. Deshalb durfte der Dicke auch bei eurer Unterredung im Keller des Polizeipräsidiums dabei sein.«
»Lars Deckert …«
»Der schöne Lars. Kriminalhauptkommissar Lars Deckert ist der einzige BKA-Mann in der Truppe, die ansonsten ausschließlich aus aktiven oder ehemaligen BND-Agenten, allesamt von Uwe Kern handverlesen, sowie zwei pensionierten MAD-Offizieren besteht. Der Militärische Abschirmdienst und das BKA sind nur aus Gründen des Proporzes dabei. Deckert ist offiziell Kerns Verbindungsmann zum Bundeskriminalamt. Aber in Wahrheit will Kern überhaupt keine Verbindung zum BKA. Entweder wittert er Konkurrenz, oder er mag keine Leute, die glauben, sich nur innerhalb der gesetzlichen Schranken bewegen zu dürfen. Deckert ist also nichts weiter als ein Feigenblatt. Und Kerns emsiger Laufbursche. Er hofft vermutlich auf die große Karriere, und das SOK soll das Sprungbrett sein. Wie hast du ihn erlebt? Was war dein erster Eindruck?«
»Der ewige Klassenbeste. Hitzköpfig, unerfahren, was klassische Fronteinsätze betrifft, ungemein ehrgeizig …«
»Das passt perfekt.«
»Wo ist die Verbindung zu Milos Kecman?«
»Ich weiß es nicht, Manthey. Ich weiß nur, dass es sie gibt. Seit dem Tag, als Jerkov aus dem Knast entlassen wurde und sich vor den Fernsehkameras aufplusterte, haben die Aktivitäten des SOK deutlich zugenommen. Operation Zoran. Das ist der offizielle Deckname. Wie einfallsreich. Operation Zoran. Die Drähte glühen förmlich. Sie versuchen, ein Bewegungsmuster herzustellen. Nicht was Jerkov, sondern was Kecman betrifft. Sie haben nämlich nicht den leisesten Schimmer, wo sich Jerkov aufhält.«
»Was wissen sie über Kecman?«
»Sie wissen inzwischen, dass Milos Kecman einen russischen Diplomatenpass und eine schicke, geräumige Penthouse-Wohnung im Stadtzentrum von Sankt Petersburg besitzt, ferner eine Finca auf Mallorca, die gut und gerne 30 Millionen Euro wert ist, außerdem eine Yacht, die im schnuckeligen Jet-Set-Hafen Puerto Portals südwestlich von Palma vertäut liegt und zwölf Millionen Euro gekostet hat. Kecmans große Leidenschaft ist übrigens der Tauchsport. Nicht etwa das Fotografieren von Flora und Fauna. Nein, das Jagen mit der Harpune in versunkenen Wracks, Aug’ in Aug’ mit dem Feind. Seine Beute trägt er dann höchstpersönlich zu seinem Lieblingsrestaurant. Von der Yacht, die auf den schönen Namen MS Beluga hört, sind es nämlich über die Pier mal gerade fünf Minuten Fußweg bis zu dem Fresstempel namens Tristán. Der Laden ist zwar letztes Jahr von Michelin gestutzt worden, von zwei auf einen Stern, aber nach wie vor der Magnet für die Reichen und Schönen in Puerto Portals. Und mit der Yacht ist man bei Nacht und Nebel ruckzuck übers Mittelmeer, in einem toleranten arabischen Land, falls es in der EU trotz des Diplomatenpasses mal ungemütlich werden sollte. Hast du gewusst, dass Mallorca inzwischen der bevorzugte Stützpunkt der russischen Mafia in Westeuropa ist? Ach ja, fast hätte ich es vergessen … sie vermuten, dass Kecman außerdem eine Bleibe hier in Köln besitzt, die über einen Strohmann besorgt wurde. Deshalb durchforsten Kern und seine Leute gerade die breit gefächerten Eigentumsverhältnisse des plötzlich und unerwartet aus unserer Mitte gerissenen Rechtsanwalts Heinz Waldorf.«
»Hast du lediglich die SOK-Computer oder auch Milos Kecmans Computer-Netzwerk angezapft?«
»Bin ich lebensmüde? Ich sagte doch bereits: Wer sich mit Kecman und dessen Organisation anlegt, ist so gut wie tot.«
»Was weißt du über Kecmans Geschäfte?«
»Nichts.«
»Wer ist der Albino?«
»Kecmans tödliche Waffe. Reicht das?«
»Was hat das SOK vor?«
»Ich habe keine Ahnung. Meine Leute konnten lediglich ein paar Puzzleteile einsammeln. Aber zusammensetzen musst du die Teile schon selbst. Außerdem haben wir vergangene Nacht den Stecker gezogen. Sicherheitshalber.«
»Was heißt das?«
»Sie haben kapiert, dass da wer in ihren Computern rumstöbert. Wir sind sofort auf Tauchstation gegangen. Jetzt suchen sie nach uns im Netz. Das
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