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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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heißt für meine Leute: neue Firewalls und Deckadressen aufbauen, solange komplette Funkstille. Ganz schöner Umsatzausfall. Alle Kundenaufträge storniert, bis das SOK das Interesse verliert und die Suche einstellt. Wir machen also Betriebsferien, gezwungenermaßen. Und verlieren richtig viel Geld. Aber was tut man nicht alles für einen alten Freund.«
    »Das war’s, Ingvar?«
    Das Wort Danke lag David auf der Zunge. Bei jedem anderen Menschen hätte David es in diesem Augenblick benutzt. Und echte Dankbarkeit empfunden. Nicht bei Ingvar. Wie ein Hai auf den Geruch von Blut im Ozean lauerte, so lauerte Ingvar auf das Signalwort, das den Benutzer automatisch zur leichten Beute machte. Ingvar war nicht an der Pflege von Freundschaften interessiert, sondern an der Pflege von Abhängigkeiten. Und dass er bei der virtuellen Recherche volles Risiko gefahren war, konnte nur bedeuten, dass er sich von den Ergebnissen seiner Recherche jenseits des Bezahlens seiner Schulden bei David Manthey und damit dem Abschütteln einer unangenehmen Abhängigkeit in der falschen Richtung einen gewaltigen geschäftlichen Nutzen versprach. Vielleicht war es ein fataler Fehler gewesen, Ingvar einzuschalten. Jetzt war es zu spät.
    Ingvar ließ sich Zeit mit der Antwort. David spürte wieder dessen Atem im Nacken, spürte den Rachen des Hais im Genick. Da er nicht zubiss, konnte dies nur bedeuten, dass Ingvar darüber nachdachte, ob die Preisgabe eines weiteren Puzzleteils seiner persönlichen Vorstellung von einer gelungenen Pokerpartie entsprach. Was auch immer die Informationen beinhaltete: Sie diente dazu, einen jetzigen oder späteren Gegner zu schwächen, um ihn in eine Abhängigkeit zu drängen.
    »Es gibt noch zwei Kleinigkeiten …«
    Diesmal schwieg David. Seine Fingerspitzen fühlten sich ganz taub an, weil er sie seit Anbeginn der Unterhaltung in die gepolsterten Armlehnen des Sitzes gekrallt hatte.
    »Ich habe natürlich keinen blassen Schimmer, ob es dich überhaupt interessiert, Manthey. Vielleicht …«
    »Ingvar, die Frage kann ich natürlich erst beantworten, wenn ich die beiden Kleinigkeiten kenne.«
    »Was bin ich nur für ein gutherziger Mensch. Ich verschenke Informationen am laufenden Band und ruiniere dabei noch mein Geschäft. Also: Sie machen in ihren Memos ein ziemliches Theater um einen Termin, den sie herausgefunden haben. Es geht wohl um einen Deal, eine größere Sache, hier in Köln. Diese Nacht. Alles Weitere steht auf dem Zettel, den ich dir gerade in deine Hemdtasche stecke.«
    David spürte durch den Stoff des Leinenhemdes Ingvars eiskalte Hand auf seiner Brust.
    »Zweitens: Vielleicht interessiert dich ja, wo Uwe Kern seine Kommandobrücke für die Operation Zoran eingerichtet hat.«
    David schwieg. Er spürte immer noch die Kälte auf seiner Brust, obwohl die Hand verschwunden war.
    »Er hat das Viertel eurer Kindheit sozusagen ständig im Blick. Vielleicht inspiriert ihn ja die Aussicht auf den Eigelstein. Die Oriental Suite im obersten Stockwerk des Savoy.«
    »Ganz schön teuer.«
    »Nichts ist dem Staat zu teuer, wenn es um den Schutz seiner Bürger vor dem organisierten Verbrechen geht.«
    »Wen hören sie ab?«
    »Dein Handy. Das Handy und das Festnetz dieser Journalistin. Außerdem kontrollieren sie deren E-Mail-Account. Dito die ganze Palette bei Jerkovs Schwester und Jerkovs Bruder. Außerdem observieren sie die Wohnungen der Geschwister und die Wohnung der Journalistin. Aber sie haben keinen blassen Schimmer, wo du steckst und wo die Journalistin steckt. Und natürlich haben sie keine Ahnung, wo Jerkov steckt. Wäre vermutlich eine Menge Geld wert, das zu wissen.«
    »Wem wäre es denn eine Menge Geld wert? Kern … oder Kecman?«
    Artur wurde nicht observiert.
    Sie wussten nichts von Arturs Existenz.
    Noch nicht.
    Das war die entscheidende Nachricht.
    Ihr Versteck war also sicher. Noch.
    »Beiden natürlich. Beide sind ganz scharf auf Jerkov. Aus unterschiedlichen Gründen. Kern will ihn observieren, Kecman will ihn eliminieren. Aber Kecman würde zweifellos mehr und vor allem auch schneller zahlen. So, Manthey, und jetzt verschwinde von hier. Wir sind quitt. Mach einen schönen, ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt. Meine Leute zeigen dir den Weg. Und grüß Jerkov von mir, wenn du ihn siehst. Oder … nein, vielleicht besser nicht. Denn das bringt mir womöglich noch Unglück. Jerkov hat ein schlechtes Karma. Ich kann es riechen: Sein Karma steht für Tod und Verderben.«
    Arturs SMS

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