Bitter Love
behielt sie weiter auf dem Schoß.
»Rat mal, wer mich angerufen hat.«
»Wer denn?«
»Cole.«
Ihre Augen wurden groß. »Im Ernst? Dreamboy?«
Ich nickte und schaffte es nicht, ein breites Grinsen zu unterdrücken.
»Was wollte er denn?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ging bloß um seinen Englischkurs. Er hatte eine Frage zu dem Ray-Bradbury-Roman, den sie gerade durchnehmen. Aber dann haben wir auch über anderes Zeug geredet. Du weißt schon, über die Schulversammlung letzte Woche und so.«
Bethany guckte verwirrt. »Und was soll daran so großartig sein?«
Ich warf mich zurück auf ihr Kissen und stöhnte. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich hab nur … eigentlich ist es gar nicht großartig, oder?«
»Nur dann, wenn du ihn magst.«
Ich kicherte und zog ihr das Kissen über den Kopf. »Halt die Klappe, du weißt doch genau, dass ich ihn mag.«
Sie riss die Augen auf. »Du gibst es also endlich zu?«
Auch wenn ich nicht recht begriff, warum, wäre ich am liebsten in schallendes Gelächter ausgebrochen. Aber ich beherrschte mich und nickte bedächtig. »Ja«, sagte ich.
»Und du glaubst, dass er dich auch mag?«
Wieder nickte ich und fühlte mich wie ein großer, glücklicher Vollidiot, weil ich gar nicht aufhören konnte zu lächeln.
»Das ist der Wahnsinn«, sagte sie. »Der ist echt süß, Alex. Tu was, werd aktiv.«
»Auf keinen Fall«, sagte ich und traktierte sie noch mal mit dem Kissen. Haarsträhnen flogen auf und siemusste ihre Frisur wieder in Ordnung bringen. »Und erzähl Zack nichts. Du weißt, wie er ist. Er würde es überall rumtratschen.«
»Also ehrlich, Zack ist der Letzte, dem ich so was anvertrauen würde«, sagte sie. Aber da hörten wir ihn schon draußen im Gang mit einem von Bethanys Brüdern reden – seine Stimme kam rasch näher. Bethany klappte den Laptop genau in dem Moment wieder auf, als Zack die Tür öffnete, eine riesige Ladung Softdrinks im Arm.
Er beäugte uns von der Tür aus. »Anscheinend hab ich was verpasst«, sagte er.
Bethany und ich klebten mit den Augen am Bildschirm, als ginge es dort um unser Leben.
»Oho! Nur damit ihr Bescheid wisst«, sagte er, schubste die Tür mit dem Fuß zu und schnappte sich eine von den Getränkedosen, »ich gehe auf gar keinen Fall mit in eins von diesen Wellness-Dingern, wo sie einem Gurken auf die Augen legen und sich alle in ein Tuch wickeln. Das ist was für Mädchen. Falls ihr so was vorhabt, vergesst es lieber gleich.«
Bethany und ich warfen uns einen Blick zu und prusteten los.
»Aber da wird man auch massiert«, sagte ich.
»Ja«, bestätigte Bethany. »Mit jeder Menge Öl, und vielleicht läuft dir sogar eine scharfe Masseuse auf dem Rücken rum. Oben ohne.«
Zack warf die Dosen aufs Bett und ließ sich danebenfallen. »Alex«, sagte er und schlug sich gegen die Stirn, als hätte er gerade eine fantastische Idee gehabt, »mir ist eben eine echt gute Strafe für dich eingefallen.«
»Puh«, sagte ich und rückte ein Stück weg. »Meinenackten Füße auf deinem Körper? Das kannst du vergessen. Ich geh mit überhaupt nichts Nacktem in deine Nähe, ist das klar?«
»Ach, sei doch nicht so, Alex«, zog er mich auf. »Beste Freunde teilen alles. Das steht in den Spielregeln. Und dann wäre da noch Regel siebenundsiebzig: Beste Freunde haben keine Geheimnisse voreinander.«
Bethany und ich sahen uns über seinen Kopf hinweg an und kicherten. Spielregeln hin oder her, fürs Erste brauchte Zack nicht zu wissen, dass ich wahnsinnig verknallt war in Cole.
Kapitel 6
Als ich am Montag in die Schule kam, war ich immer noch total aufgedreht wegen dem Telefongespräch mit Cole. Und seit ich mit Bethany über meine Verliebtheit geredet hatte, war sie noch realer geworden. Andauernd schaute ich mich um, ob ich ihn irgendwo entdeckte, und sehnte mich nach einer Gelegenheit, bei der wir einander zuwinken oder uns Hallo sagen könnten. Oder, noch besser, uns in die Augen sehen. Das kam mir zwar alles albern und kindisch vor, aber so war es mit Cole von Anfang an gewesen – als wäre ich zum ersten Mal überhaupt in einen Jungen verliebt.
Doch dann tauchte er auch in der siebten Stunde nicht auf und ich begriff, dass er überhaupt nicht in der Schule gewesen war, was mich irgendwie ernüchterte. Als er am Dienstag immer noch fehlte, wurde ich unruhig, und am Mittwoch schaffte ich es kaum, seine Abwesenheit nicht persönlich zu nehmen. Ich saß allein in meinem Tutorenzimmer, schrieb Gedichte und rätselte, wo
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