Bitter Love
man das so formulieren, ja.« Seine Stimme klang derart scharf, dass sich Celia neugierig zu uns umdrehte.
Ich biss mir auf die Lippen und warf Zack einen bösen Blick zu. Wieso benahm er sich so idiotisch? Doch er beachtete mich gar nicht. Seine Augen bohrten sich in die von Cole. Die Atmosphäre war jetzt total angespannt.
Ich begriff das nicht. Zack hatte zwar seine ausgeprägten Ansichten über Leute, aber er war jemand, der von Natur aus mit allen klarkam und fast alle mochte. Cole mochte er definitiv nicht, deshalb fragte ich mich, was beim Gewichtheben wohl zwischen den beiden passiert war.
Ich wollte Zack nicht vorschnell verurteilen. Vielleicht hatte er einfach schlechte Laune. Aber es ärgerte mich trotzdem, dass er sich ausgerechnet an Cole abreagieren musste.
»Super«, sagte Cole schließlich und die miese Stimmung im Raum war auf einen Schlag verschwunden. Dann wandte er sich an mich. »Bist du fertig?«
»Ja«, sagte ich und schnappte mir meinen Schlüssel und das Handy. »Auf jeden Fall.«
Auf dem Weg zur Tür legte mir Cole die Hand auf den Rücken und sofort kribbelte mein ganzer Körper wie von einem Stromschlag.
»Hey, ich dachte, wir wären verabredet«, rief unsZack hinterher. »Heute ist Samstag.« Das Kribbeln verschwand, stattdessen stieg wieder Ärger in mir auf. Uns beiden war natürlich klar, was er meinte, doch er ließ es klingen, als hätten wir ein Date miteinander.
»Nein«, sagte ich. »Bethany weiß schon Bescheid. Ich hab ihr eine SMS geschickt. Sie hätte dich anrufen sollen. Wir treffen uns ein andermal.«
»Na dann«, sagte Zack. »Aber du weißt ja, dass sie gar nicht gut damit klarkommt, wenn unser Colorado-Abend ausfällt. Heute wollten wir allerhand überlegen für unsere Reise – wer wo schläft und solche Sachen.« Beim letzten Satz setzte er ein dreistes Grinsen auf, für das ich ihm am liebsten eine gescheuert hätte. Dafür würde er büßen müssen.
»Alles klar«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und warf ihm von der Tür aus einen Blick zu. »Dafür ist später noch genug Zeit.«
Achselzuckend nahm Zack den Zahnstocher aus dem Mund. »Kein Problem. Vergnügt euch, Kinder.«
Cole drehte sich um und fixierte ihn. »Wir sehen uns im Sport.«
Zack reckte das Kinn, gab aber keine Antwort. Cole und ich stürmten nach draußen und schlossen die Tür hinter uns.
»Holla!«, machte Cole, kaum dass wir auf der Veranda waren. »Spielt der immer den Aufpasser für dich?«
Beim Nachdenken über diese Frage wurde mir klar, dass Zack tatsächlich seit ewigen Zeiten so tat, als müsste er Bethany und mich beschützen – und dass mir das auch früher schon ab und zu gegen den Strich gegangen war. Aber diese Szene eben im Wohnzimmer war mehrgewesen als nur nervig. Zack hatte sich total unmöglich benommen.
»Ja«, sagte ich und trat hinunter auf die Straße. »Tut mir leid. Ich red mit ihm. Er kriegt sich schon wieder ein.«
Wir gingen zu Coles Wagen. »Der ist ganz schön heftig drauf«, sagte er und machte mir die Tür auf. »Erlauben dir deine Eltern im Ernst, mit ihm wegzufahren?«
Ich hörte in diesem Satz nichts als »deine Eltern« und lief sofort rot an. Es war noch viel zu früh für ein Gespräch über das Thema Eltern. Ich bekam es nie hin, bei solchen Gesprächen einfach nur zu sagen: »Meine Mutter lebt nicht mehr«, und damit Schluss. Jeder wollte wissen, wie sie gestorben war, und diese Frage hasste ich. Die Antwort war viel zu kompliziert. Meistens erfand ich irgendwas. Aber Cole wollte ich nicht anlügen. Andererseits hatte ich auch nicht die geringste Lust, ihm gleich beim ersten Date zu erzählen, dass meine Mom »verrückter als Gänsemist« gewesen war. Ich wollte, dass wir Spaß miteinander hatten.
Ich zwang mich zu einem kleinen Kichern. »Das geht schon in Ordnung«, sagte ich. »Bethany und ich könnten uns nicht mal im Traum vorstellen, ohne ihn zu fahren.«
Zack nicht nach Colorado mitzunehmen war undenkbar. Zack war von Anfang an mit dabei gewesen. Er wusste von den Fotos unter meinem Bett. Er hatte mich weinen sehen an jenem Samstag, an dem Bethany mit ihrer Mutter nach St. Louis zum Shoppen gefahren war. Er hatte mitgekriegt, wie peinlich es mir gewesen war, als ich in der fünften Klasse beim Muttertags-Kaffeetrinkenneben ihm und seiner Mom hatte sitzen müssen. Er hatte mich gedeckt, wenn ich anderen Leuten erzählte, meine Mutter wäre an Krebs gestorben, und hatte auch hingenommen, dass ich vor anderen oft so tat,
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