Bitter Love
wütend, aber irgendwie wirkte sie immer noch verweint und aufgewühlt. Vielleicht sah sie jetzt immer so aus.
»Ich weiß«, sagte ich und öffnete so gelassen wie möglich mein Schließfach. »Und das tut mir echt leid. Ich … ich konnte einfach nicht weg.«
»Von der Arbeit? Oder hast du dich nicht von Mr Universum loseisen können?«, sagte Zack, der jetzt endlich den Kopf drehte und mich ansah. »Im Unterschied zu dir bewegen wir uns nämlich nicht in den gleichen Kreisen wie der Große Scheißer.«
»Zack.« Bethany berührte ihn am Arm. Er verdrehte die Augen, schob sich einen Zahnstocher zwischen die Lippen und lehnte sich wieder lässig gegen das Schließfach.
»Wir wollten nur … na ja, du bist halt nicht gekommen, obwohl du’s versprochen hattest«, sagte Bethany.
Ich zog mein Englischbuch aus dem Schließfach und ließ es in meinen Rucksack gleiten, der auf dem Boden neben meinen Füßen stand. »Tut mir leid, Leute. Mir ist einfach was dazwischengekommen.«
»Dir ist was dazwischengekommen?«, fragte Bethany mit rotem Kopf. Sie rückte noch mal ihre Brille zurecht,obwohl die gar nicht heruntergerutscht war. »Du meinst Cole.«
Ich hielt inne und sah sie an, den Arm hochgereckt, um etwas aus dem obersten Fach zu holen. »Stimmt, genau. Cole. Ich bin nämlich mit ihm zusammen, weißt du.«
»Und ob wir das wissen!«, rief Zack in beißendem Ton. Er stieß sich von den Schließfächern ab und setzte sich in Bewegung. »Verdammt genau wissen wir das. Aber danke für die Erinnerung. Hätte ja sein können, dass wir’s vergessen.« Er spuckte über die Schulter. »Bethany, ich warte am Auto auf dich.«
Einen Moment lang sah ich ihm hinterher, dann wirbelte ich herum zu Bethany. »Was sollte das denn? Ich hab doch gesagt, dass es mir leidtut. Was hat er für ein Problem?«
Ich holte noch ein Buch aus dem Schließfach, stopfte es wütend in meinen Rucksack und warf die Tür zu.
»Tja, wer weiß«, sagte Bethany. »Vielleicht hat es damit zu tun, dass dein toller Freund uns wie Scheiße behandelt hat? Und dass er mit dir vielleicht genauso beschissen umgeht? Oder liegt’s eher daran, dass du nichts mehr mit uns zu tun haben willst, seit du mit ihm zusammen bist? Mit deinen
besten
Freunden.« Das zweitletzte Wort triefte vor Spott und ich zuckte zusammen, als ich das hörte.
Ich schüttelte den Kopf. »Cole behandelt mich nicht schlecht«, sagte ich. »Sondern so, als ob ich das Beste wäre, was ihm je im Leben passiert ist. Und er versteht mich. Im Gegensatz zu meinen
besten
Freunden.« Ich versuchte, das Wort genauso höhnisch klingen zu lassenwie sie eben, aber das gelang mir nicht. Ich hörte mich bloß armselig an. Wahrscheinlich, weil ich tief drinnen wusste, dass sie recht hatte.
Bethany schob das Kinn vor, drehte sich wortlos um und ging mit schnellen Schritten weg, in die gleiche Richtung wie Zack.
Ich fühlte mich sofort schlecht. Ich hatte kein Recht, den beiden Vorwürfe zu machen. Ich war an allem schuld. Ich hatte sie versetzt. Auch wenn ich einen guten Grund gehabt hatte.
Ich lief ihr hinterher.
»Beth«, sagte ich, als ich sie erreicht hatte, und packte sie am Ellbogen. Sie blieb stehen und drehte sich zu mir. Ihre Augen hinter den Brillengläsern waren eng geworden. »Beth, komm schon. Tut mir leid. Du hast ja recht. Ich bin in letzter Zeit eine beschissene Freundin gewesen. Es ist nur … Cole und ich sind uns so nah, und du weißt ja, wie er auf Zack reagiert … Ich mach’s wieder gut, das verspreche ich dir.«
Sie überlegte kurz und wirkte dabei schon nicht mehr so abweisend wie vorher. Dann seufzte sie, verdrehte die Augen und nickte. »Okay«, sagte sie. »Ist angekommen. Ich bin immer noch sauer, aber … Ich weiß, wie ich drauf wäre, wenn Randy plötzlich auf mich fliegen würde. Ich versteh dich.«
Ich lächelte und umarmte sie. »Darum bist du meine beste Freundin.«
»Zack war auch mal dein bester Freund«, sagte sie in meine Haare. Mir fiel auf, dass sie meine Umarmung nicht erwiderte.
»Das ist er immer noch«, antwortete ich und löste michvon ihr. »Ich muss bloß irgendwie hinkriegen, dass beide in mein Leben passen, weißt du?«
Sie nickte. »Weiß ich.«
Wir liefen weiter. »Er behandelt mich wie eine Prinzessin, wirklich.«
Sie nickte, sagte aber nichts. Das Thema war beendet.
»Hey«, meinte sie nach einer Weile. »Erinnerst du dich noch, dieser Campingbus, von dem wir gesprochen haben?«
Ich stöhnte auf. »Erzähl mir bloß
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