Bitter Love
nuschelte Zack mit dem Zahnstocher im Mund. »Das Zuhause der scharfen Blondinen in kurzen Höschen.«
Celia zog eine Grimasse, schlug ihm auf die Brust und wand sich unter seinem Arm hervor. »Du bist echt widerlich. Lass bloß die Finger von mir.«
Er streckte die Hand aus und pikte sie in die Seite. »Finger!«
Celia quiekte schrill, sodass sich einige Kunden umwandten und nach uns schauten. Dann pikte sie ihn zurück. »Finger!«, rief sie. Und zwar laut. Im nächsten Augenblick hauten sie sich gegenseitig auf die Hände, wobei sich Zack in Schwertkämpferpose warf und mit aufgesetztem französischem Akzent zu sprechen begann.
»Du wollen kämpfen mit misch? En garde!«
»Leute«, zischte ich. »Lasst das! Ihr bringt mich echt –«
Ich spürte, wie jemand hinter mich trat. Aber das kümmerte die beiden nicht und Celia rief: »Und was willst du dagegen machen? Mich anfassen mit deiner ekligen Hand? Hast du die gesehen, Zack? Echt gruselig. Finger, haha!«
Mir wurde schlecht. Ich fürchtete mich davor nachzugucken, wer hinter mir stand. Derjenige musste Celias Bemerkung gehört haben – sie war so laut gewesen, dass es wahrscheinlich das halbe Lokal mitbekommen hatte.
Schnell nahm ich wieder die Zange und begann hektisch, die Kekse aufzufüllen. Ansonsten tat ich einfach, als ginge mich das alles nichts an.
Doch da hörte ich noch mal Schritte hinter mir und dann ertönte die unverwechselbare Stimme von Dave. »Was ist denn hier los? Anna?«
Sofort beendeten Celia und Zack ihren Finger-Schwertkampf und zischten zurück an ihren Tisch, wo Zacks Eltern gerade den Verpackungsmüll zusammenklaubten.
Ich wandte mich um. »Tut mir leid«, sagte ich. »Das ist meine Schwester. Sie ist eben …« Ich verstummte, weil ich Angst hatte, am Ende etwas zu sagen, was Granit-Arsch noch wütender machen würde, als er es sowieso schon war.
Aber die Person, die zuerst hinter mir gestanden hatte, war Georgia gewesen – Dave war erst später dazugekommen. Georgia sagte kein Wort. Sie starrte bloß meinHandgelenk an, das ich mit der Plätzchenzange in der Hand ungeschickt vor mir ausgestreckt hielt.
Daves Gesicht versteinerte und er lief rot an. Es kam mir vor, als würde vor meinen Augen eine Wand aus Ziegelsteinen hochgezogen. Er schob den Unterkiefer hin und her und holte tief Luft. Ich rechnete damit, dass er beim Ausatmen in ein großes Gebrüll ausbrechen würde, doch stattdessen sagte er nur ganz ruhig: »Das ist kein Ort zum Unfugmachen für dich und deine Freunde, auch nicht für deine Geschwister oder wen auch immer. Ich kann nicht hinnehmen, dass meine Kunden von irgendwelchen dummen Jugendlichen belästigt werden, die zum Vergnügen der Kassiererin Kämpfchen aufführen.«
»Ich hab den beiden gesagt, sie sollen …«, begann ich, aber er machte mir ein Zeichen, dass ich den Mund halten sollte. Stattdessen wandte er sich an Georgia, die immer noch mein Handgelenk anstarrte. Ich legte die Zange weg und vergrub die Hand tief in der Schürzentasche.
»Geht das schon den ganzen Tag so?«, fragte er und deutete auf mich. »Sinken darum die Umsätze in dieser Filiale? Weil die Freunde von den Angestellten alle zahlenden Kunden vertreiben und sich andauernd kostenlos Getränke nachfüllen lassen? Weil sie sich benehmen, als wäre das hier ihr persönlicher Spielplatz?«
»Nein«, antwortete ich, bevor Georgia auch nur den Mund öffnen konnte. »Nein. Wir spielen hier nicht. Außerdem waren meine Schwester und ihr Freund mit dessen Eltern da, und die haben gezahlt.«
Georgia legte mir die Hand auf den Arm. Sie musstegar nichts sagen, ich begriff es auch so:
Zieh du nicht in den Kampf für mich. Das hier ist meine Sache, ich muss das klären.
»Ich sehe zu, dass sie während der Arbeitszeit möglichst nicht mit Freunden reden. Aber der Laden liegt so nah an der Highschool – wenn ich die Teenager nicht hier reinlassen würde, gingen wir sofort pleite. Das hier«, Georgia machte eine vage Handbewegung, »ist jedenfalls ein Einzelfall.«
»Von wegen Einzelfall. Jedes Mal, wenn ich hier bin, ist Anna mit irgendwem am Quatschen«, gab Dave zurück.
»Alex«, murmelte ich, obwohl mir klar war, dass er mich nicht hörte. Und selbst wenn, er würde sich meinen Namen sowieso nie im Leben merken, es war ihm völlig egal.
»So oder so, Dave, ich denke, wir sollten jetzt mit den Herbst-Sonderangeboten weitermachen …«, sagte Georgia und lotste ihn zurück ins Büro. Dort, wo ihre warme Hand auf
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