Bitter Love
verändert vor«, sagte sie. »Ist alles okay?«
Ich war dermaßen platt, dass Celia plötzlich an einem anderen Menschen Interesse zeigte als an sich selbst, dass ich erst mal tief Luft holen musste. Aber wenn icheine Liste von Leuten anlegen wollte, denen ich garantiert nie erzählen würde, was in mir vorging, stünde Celia an erster Stelle. Sie hatte eine große Klappe und schien mich nicht zu mögen, die meiste Zeit über zumindest. Wenn sie etwas über mich wusste, würde sie es gegen mich verwenden, da war ich ganz sicher. »Ich bin einfach krank«, sagte ich, »das ist alles.«
Sie legte den Kopf schief und beäugte mich. Ich hielt ihrem Blick stand. »Es ist nur so«, sagte sie, »dass deine Chefin Dad erzählt hat, mit dir wäre irgendwas los. Und Zack und Bethany haben heute Morgen darüber geredet, dass dein Freund ein Mistkerl ist, und ausgerechnet an dem Tag, an dem du krank bist, sieht er total beschissen aus. Ich will nur … na ja, falls du über irgendwas reden willst oder so.«
Ich schloss die Augen. »Ich brauch einfach Schlaf. Hör nicht auf Zack und Bethany. Die sind bloß sauer, weil ich nicht jede freie Minute mit ihnen verbringe. Die kriegen sich schon wieder ein«, sagte ich vor mich hin.
Celia blieb noch ein Weilchen bei mir sitzen; dann spürte ich, wie sie aufstand, und öffnete die Augen. Sie zuckte mit den Achseln. »Na ja, wenn du meinst«, sagte sie, schnappte sich ihren Müsliriegel und fügte hinzu: »Du siehst echt nicht gut aus. Hast Ringe unter den Augen. Ich hau dann mal ab. Hab keine Lust, mich anzustecken.«
Im Hinausgehen zog sie die Tür hinter sich zu.
»Trotzdem danke«, rief ich ihr hinterher, aber sie hörte mich nicht mehr. Ich machte die Augen wieder zu und fragte mich, wie lange ich wohl noch verhindernkonnte, dass mein Geheimnis ans Licht kam. Die Leute redeten schon. Ich würde bald eine Entscheidung treffen müssen – entweder ich verließ Cole oder ich musste herausfinden, wie ich seine Ausraster verhindern konnte.
Es fühlte sich gut an, mit geschlossenen Augen dazuliegen, darum ließ ich sie einfach zu. Nach einer Weile schlief ich wirklich ein und träumte, ich läge zusammengekrümmt auf dem Fußboden von Coles Zimmer, mit zugeschwollenem Gesicht, während unten in der Küche die Suppe vor sich hin blubberte, Brenda wie ein Kätzchen miaute, tanzte und Wiegenlieder sang und während zugleich meine Mom mit Feuerhaaren auf dem Dach stand und Sachen von oben in die Tiefe fallen ließ.
Irgendwann wachte ich davon auf, dass Dad seine kühle, raue Hand auf meine Stirn legte.
»Aha«, sagte er. »Kein Fieber.«
Ich streckte mich und musste mich bremsen, dass ich mich nicht auf den Rücken drehte, obwohl mir vom langen Liegen in der gleichen Position schon das Genick wehtat.
»Ich meld dich morgen auch noch ab«, sagte er. »Für alle Fälle. Hier, das war an deinem Auto.« Er hielt mir eine Rose mit einem Zweig Schleierkraut hin, eingewickelt in grünes Seidenpapier.
Nachdem Dad aus dem Zimmer gegangen war, setzte ich mich auf. Ich zog eine kleine Nachricht zwischen den Blumen hervor und las:
Emily Dickinson, du bist die Liebe meines Lebens. Es tut mir leid. In Liebe, Cole.
Ich vergrub meine Nase in der Rose und atmete ihren Duft ein.
Ich musste einfach herausfinden, wie ich es schaffte, Cole nicht mehr wütend zu machen.
Kapitel 29
Am nächsten Tag steckte wieder eine Blume von Cole an meiner Windschutzscheibe, also rief ich ihn an. Wir redeten stundenlang. Er entschuldigte sich. Er versprach mir, jetzt alles anders zu machen. Er würde meine Freundschaft mit Bethany und Zack akzeptieren. Er würde sich bemühen, sich von seinen Eltern und dem Training nicht mehr so unter Druck setzen zu lassen. Alles würde wieder so werden, wie es am Anfang gewesen war.
Er überzeugte mich davon, dass wir nur eine schwierige Phase durchmachten, aber wenn wir beide wirklich so fest an unsere Beziehung glaubten, wie wir immer behaupteten, würden wir es problemlos hinkriegen. Diese Krise würde uns stärken, und der Abend, an dem er mich ins Gesicht geschlagen hatte, würde uns am Ende als etwas so Hässliches und so Peinliches in Erinnerung bleiben, dass wir nie mehr darüber reden würden, nicht mal miteinander.
Obwohl ich ihm tief drinnen nicht glaubte, redete ich mir ein, ich täte es doch. Ich musste ihm einfach glauben. Ich hatte schon so viel aufgegeben, nur um mit ihm zusammen zu sein. Wenn ich ihn jetzt verlor, hätte ich das Gefühl, all diese
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