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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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kahl; nur wenige Bäume sprenkelten den hügeligen Grund. Wir hätten längst Scheinwerfer über den Kiesweg kommen sehen müssen. Wo blieb Jensen? Hatte er gekniffen?
    Edward ging vom Wagen weg und trat zu mir. »Das gefällt mir nicht, Anita.«
    Ich war auch nicht allzu begeistert, aber...
    »Wir geben ihm noch fünfzehn Minuten. Wenn er dann nicht da ist, fahren wir.«
    Edward musterte das freie Gelände. »Nicht viel Deckung hier.«
    »Ich glaube nicht, dass wir uns wegen Heckenschützen Sorgen zu machen brauchen.«
    »Du hast gesagt, jemand hat auf dich geschossen, richtig?«
    Ich nickte. Er hatte Recht. Eine Gänsehaut kroch mir die Arme hinauf. Der Wind blies ein Loch in die Wolken, und das Mondlicht strömte herab. In einiger Entfernung schimmerte silbergrau ein kleines Gebäude.
    »Was ist das?«, fragte Edward.
    »Der Geräteschuppen«, antwortete ich. »Dachtest du, der Rasen mäht sich von selbst?«
    »Nie darüber nachgedacht.«
    Die Wolken schoben sich wieder zusammen und tauchten den Friedhof in Dunkelheit. Alle Formen verwischten; der weiße Marmor schien von innen zu leuchten.
    Dann kratzten Krallen über Metall. Ich fuhr herum. Ein Ghul saß auf dem Dach meines Wagens. Er war nackt und sah aus wie ein Mensch, den man ausgezogen und in eine hellgraue, metallisch leuchtende Farbe getunkt hat. Aber seine Zähne und Krallen waren lang und schwarz und gebogen. Die Augen glühten rot.
    Edward stellte sich mit gezogener Waffe neben mich.
    Auch ich hielt die Pistole in der Hand. Jahrelange Praxis, und man braucht nicht mehr darüber nachzudenken.
    »Was macht er da oben?«, fragte er.
    »Keine Ahnung.« Ich machte eine scheuchende Handbewegung und rief: »Hau ab!«
    Der Ghul duckte sich und schaute mich an. Ghule sind ziemlich feige; kräftige Menschen greifen sie so gut wie nie an. Ich machte zwei Schritte auf ihn zu und fuchtelte mit der Pistole. »Geh weg, husch!« Bei jeglicher Demonstration von Stärke flitzen sie davon. Dieser hier blieb sitzen. Ich zog mich zurück.
    »Edward«, sagte ich leise.
    »Ja.«
    »Ich habe auf diesem Friedhof keine Ghule gespürt.«
    »Tatsächlich? Einen hast du wohl übersehen.«
    »So was wie einen Ghul gibt es nicht. Sie wandern in Horden. Und man bemerkt sie immer. Sie verbreiten eine Art übersinnlichen Gestank. Etwas Böses.«
    »Anita«, sagte er leise und scheinbar normal, aber doch nicht normal. Ich schaute in seine Blickrichtung und sah zwei weitere Ghule, die hinter uns herankrochen.
    Wir standen fast Rücken an Rücken, die Waffen schussbereit. »Ich habe Anfang der Woche einen Ghulüberfall gesehen. Ein kräftiger Mann, tot, ein Friedhof, auf dem es keine Ghule gibt.«
    »Kommt mir bekannt vor«, sagte Edward.
    »Ja. Kugeln töten sie nicht.«
    »Ich weiß. Worauf warten sie?«, fragte er.
    »Darauf, dass sie sich stark genug fühlen, nehme ich an.«
    »Sie warten auf mich«, sagte jemand. Zachary trat hinter dem Baum hervor. Er schmunzelte.
    Ich glaube, mir fiel die Kinnlade herunter. Vielleicht schmunzelte er darüber. Auf einmal wurde mir alles klar. Er tötete keine Menschen, um sein Gris-Gris zu füttern. Er tötete Vampire. Theresa hatte ihn gefoltert, darum war sie das nächste Opfer geworden. Trotzdem blieben noch ein paar Fragen übrig, wichtige Fragen.
    Edward sah mich an, dann Zachary. »Wer ist das?«, fragte er.
    »Der Vampirmörder«, antwortete ich.
    Zachary machte eine kleine Verbeugung. Ein Ghul lehnte sich gegen sein Bein, und Zachary streichelte ihm den nahezu kahlen Kopf. »Wann haben Sie es erraten?«
    »Gerade eben. Ich bin dieses Jahr ein bisschen langsam.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich dachte mir, dass Sie es irgendwann herausfinden würden.«
    »Aus diesem Grund haben Sie den Verstand des Zombiezeugen zerstört. Um Ihre Haut zu retten.«
    »Es war ein Glück, dass Nikolaos es mir überließ, den Mann zu befragen.« Er grinste.
    »Na klar! Und wie haben Sie den Hampelmann dazu überredet, vor der Kirche auf mich zu schießen?«, fragte ich.
    »Das war leicht. Ich habe ihm gesagt, der Befehl käme von Nikolaos.«
    Natürlich. »Wie kriegen Sie die Ghule von ihrem Friedhof weg? Wieso befolgen sie Ihre Befehle?«
    »Sie kennen sicher die Theorie, wonach die Ghule auf einen Friedhof kommen, wenn dort ein Animator begraben wird.«
    »Ja.«
    »Nachdem ich aus dem Grab gestiegen war, kamen sie mit mir, und sie gehörten mir. Mir.«
    Ich warf einen Blick auf die Kreaturen und sah, dass es mehr geworden waren. Mindestens zwanzig, ein großes

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