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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sein wunderbares, beinahe fühlbares Lachen von sich. »Kommen Sie, Anita, wir wollen hineingehen, wo es wärmer ist.«
    Auf dem Bürgersteig waren es fast dreißig Grad. Ich wusste nicht im Geringsten, wovon er sprach. Ich wusste nicht, worüber wir überhaupt in den vergangenen Minuten gesprochen hatten.
    Jean-Claude stieg die Stufen hinauf. Ich sah ihn in das Lokal verschwinden. Hier stimmte etwas nicht, und ich wusste nicht, was.
    »Gehen Sie rein?«, fragte Buzz.
    »Ich nehme nicht an, dass Sie reingehen und Monica und die rothaarige Frau neben ihr bitten würden, herauszukommen?«
    Er lächelte, entblößte seine Fänge. Das ist eine Angewohnheit der Neuen, dass sie überall ihre Zähne zeigen müssen. Sie mögen den Schockeffekt.
    »Kann meinen Posten nicht verlassen. Hatte gerade erst Pause.«
    »Dachte mir, dass Sie so etwas sagen würden.«
    Er grinste mich an.
    Ich betrat das Halbdunkel des Clubs. Das Devotionalienmädchen wartete schon auf mich. Ich gab ihr mein Kreuz. Sie gab mir eine Marke. Das war kein guter Tausch. Jean-Claude war nirgends in Sicht.
    Catherine war auf der Bühne. Sie stand reglos da, die Augen weit geöffnet. Sie hatte diesen freien, zarten Gesichtsausdruck, den man im Schlaf hat, wie ein Kindergesicht. Ihr langes kupferrotes Haar glänzte im Licht. Ich wusste, wann ich jemanden in tiefer Trance vor mir hatte.
    »Catherine.« Ich hauchte ihren Namen und rannte auf sie zu. Monica saß an unserem Tisch, sie sah mich kommen. Auf ihrem Gesicht war ein scheußliches, wissendes Lächeln.
    Ich war schon fast an der Bühne angelangt, als ein Vampir hinter Catherine erschien. Er war nicht hinter dem Vorhang hervorgekommen, er war verdammt nochmal einfach hinter ihr aufgetaucht. Zum ersten Mal begriff ich, wie die Menschen das empfanden. Magie.
    Der Vampir sah mich an. Sein Haar war goldene Seide, seine Haut Elfenbein, die Augen wie Seen. Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Niemand war derartig schön.
    Seine Stimme klang fast ordinär, gemessen an dem Gesicht, aber er sprach einen Befehl. »Rufe sie.«
    Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass das Publikum mich anstarrte. Ich sah in Catherines leeres Gesicht und wusste, was passieren würde, aber wie irgendein ahnungsloser Kunde musste ich es versuchen. »Catherine, Catherine, kannst du mich hören?«
    Sie rührte sich nicht; nur eine ganz schwache Bewegung zeigte an, dass sie atmete. Sie lebte, aber wie lange noch? Der Vampir war bei ihr, sie in tiefer Trance. Das bedeutete, dass er sie jederzeit und überallhin rufen könnte und sie dem Ruf folgen würde. Von diesem Moment an gehörte ihr Leben ihm. Wann immer er wollte.
    »Catherine, bitte!« Es gab nichts, das ich tun konnte, der Schaden war angerichtet. Verflucht, ich hätte sie niemals dort lassen dürfen, niemals!
    Der Vampir berührte sie an der Schulter. Sie blinzelte und schaute um sich, überrascht, ängstlich. Sie ließ ein nervöses Lachen hören. »Was ist geschehen?«
    Der Vampir hob ihre Hand an seine Lippen. »Du
    unterstehst jetzt meiner Macht, meine Schöne.«
    Sie lachte wieder, ohne zu begreifen, dass er soeben die vollkommene Wahrheit gesagt hatte. Er brachte sie an den Bühnenrand, und zwei Kellner geleiteten sie zu ihrem Tisch. »Ich fühle mich benommen«, sagte sie.
    Monica tätschelte ihr die Hand. »Du warst großartig.«
    »Was habe ich getan?«
    »Das erzähle ich dir später. Die Show ist noch nicht zu Ende.« Während des letzten Satzes sah sie mich an.
    Ich wusste schon, dass ich in Schwierigkeiten steckte. Der Vampir auf der Bühne starrte mich an. Sein Blick lag wie ein Gewicht auf mir. Sein Wille, seine Kraft, seine Persönlichkeit, was es auch war, es schlug mir entgegen. Ich spürte es wie einen stürmischen Wind. Meine Haut prickelte.
    »Ich bin Aubrey«, sagte der Vampir. »Nenn mir deinen Namen.«
    Mein Mund war plötzlich trocken, aber mein Name war unwichtig, den konnte er haben. »Anita.«
    »Anita. Wie hübsch.«
    Meine Knie gaben irgendwie nach und warfen mich in einen Sessel. Monica starrte mich an, mit großen, gierigen Augen.
    »Komm, Anita, komm zu mir auf die Bühne.« Seine Stimme klang nicht so gut wie Jean-Claudes, nein, gar nicht. Sie hatte nichts Greifbares, aber der Geist hinter der Stimme glich nichts, was ich schon einmal gespürt hatte. Er war alt, entsetzlich alt. Die Macht seines Geistes ließ meine Knochen schmerzen.
    »Komm.«
    Ich schüttelte immerzu den Kopf, unaufhörlich. Es war

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