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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sollen.« Sie klang traurig, schmollend.
    Der Zombie starrte sie weiter an. »Ich... mich erhängt. Ich verstehe nicht. Ich...«
    »Er weiß es nicht?«, fragte ich.
    Zachary lächelte. »Ja. Ist das nicht sagenhaft? Sie wissen, wie schwer es ist, sie so menschlich zu machen, dass sie selbst vergessen, dass sie tot sind.«
    Ich wusste es. Das hieß, hier verfügte jemand über große Macht. Zachary blickte den verwirrten Untoten an, als wäre er ein Meisterwerk der Kunst. Ein Schatz.
    »Sie haben ihn erweckt?«, fragte ich.
    Nikolaos sagte: »Merken Sie nicht, wenn Sie einen Kollegen vor sich haben?« Sie lachte leicht, wie ferner Glockenklang.
    Ich blickte zu Zachary. Er starrte mich an, seine Augen prägten sich mein Gesicht ein. Seines war leer, nur unter einem Auge zuckte es. Vor Zorn, Angst? Dann lächelte er mich an, eine blendende Nachahmung. Wieder durchzuckte mich der Schreck des Wiedererkennens.
    »Stell deine Fragen, Nikolaos. Er muss jetzt antworten.«
    »Ist das wahr?«, fragte sie mich.
    Ich zögerte, überrascht, dass sie sich an mich wandte. »Ja.«
    »Wer hat den Vampir getötet, Lucas?«
    Er starrte sie an, sein Gesicht verfiel. Sein Atem ging flach und schnell.
    »Warum antwortet er mir nicht?«
    »Die Frage ist zu schwierig«, erklärte Zachary. »Er weiß vielleicht nicht mehr, wer Lucas ist.«
    »Dann stell du die Fragen, und ich hoffe, dass er antwortet.« In ihrer Stimme lag eine hitzige Drohung.
    Zachary wandte sich ihm schwungvoll zu, während er die Arme ausbreitete. »Ladys and Gentlemen, sehen Sie auf den Untoten.« Er grinste über seinen Witz. Sonst erntete er von niemandem ein Lächeln. Ich hatte den Witz auch nicht verstanden.
    »Hast du den Mord an einem Vampir gesehen?«
    Der Zombie nickte. »Ja.«
    »Wie wurde er ermordet?«
    »Das Herz rausgerissen, der Kopf abgeschlagen.« Seine Stimme war dünn wie Papier.
    »Wer hat ihm das Herz rausgerissen?«
    Der Zombie schüttelte den Kopf in schnellen, ruckartigen Bewegungen, immer und immer wieder. »Weiß nicht, weiß ich nicht.«
    »Fragen Sie ihn, was den Vampir getötet hat«, sagte ich.
    Zachary schoss mir einen Blick zu. Seine Augen waren wie grünes Glas. Knochen ragten in seinem Gesicht hervor. Die Wut machte daraus einen Totenschädel mit Segeltuchhaut.
    »Das ist mein Zombie und meine Sache!«
    »Zachary«, sagte Nikolaos.
    Er drehte sich steif zu ihr um.
    »Es ist eine gute Frage. Eine vernünftige Frage.« Sie klang ruhig. Niemand ließ sich davon täuschen. Die Hölle musste von solchen Stimmen wimmeln. Tödlich, aber, ach so vernünftig.
    »Stell ihm ihre Frage, Zachary.«
    Er wandte sich wieder dem Zombie zu, mit geballten Fäusten. Ich verstand nicht, woher seine Wut rührte. »Was hat den Vampir getötet?«
    »Versteh nicht.« Ein panisches Klirren lag in der Stimme.
    »Was für ein Wesen hat ihm das Herz rausgerissen? War es ein Mensch?«
    »Nein.«
    »War es ein anderer Vampir?«
    »Nein.«
    Darum haben Zombies bei Gericht keinen großen Erfolg. Man muss sie sozusagen an die Hand nehmen, um von ihnen eine Antwort zu bekommen. Die Anwälte beschuldigen einen, dass man die Zeugen beeinflusst. Womit sie Recht haben, aber das bedeutet nicht, dass der Zombie lügt.
    »Was hat den Vampir stattdessen getötet?«
    Wieder Kopfschütteln, hin und her, hin und her. Er öffnete den Mund, aber kein Laut kam heraus. Er schien an den Wörtern zu würgen, als hätte ihm jemand Papier in den Hals gestopft. »Kann nicht.«
    »Was soll das heißen, kann nicht?« Zachary schrie ihn an und schlug ihm ins Gesicht. Der Zombie warf die Arme hoch, um seinen Kopf zu schützen. »Du... wirst... mir... antworten.« Jedes Wort wurde mit einem Schlag unterstrichen.
    Der Zombie fiel auf die Knie und begann zu schreien. »Kann nicht!«
    »Antworte mir, verdammt nochmal!« Zachary trat zu, der Zombie brach zusammen und rollte sich ein.
    »Aufhören.« Ich ging auf die beiden zu. »Aufhören!«
    Er trat den Zombie ein letztes Mal und drehte sich zu mir um. »Das ist mein Zombie! Ich kann mit ihm machen, was ich will.«
    »Er war ein menschliches Wesen. Er verdient mehr Respekt als das.« Ich kniete mich neben den Zombie. Ich spürte, wie Zachary sich drohend über mich beugte.
    »Lass sie gewähren, fürs Erste«, befahl Nikolaos.
    Zachary wirkte wie ein zorniger Schatten, der sich über meinen Rücken senkte. Ich berührte den Zombie am Arm. Er erschrak. »Schon gut. Ich werde dir nichts tun.« Nichts tun. Er hatte sich umgebracht, um dem zu

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