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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Füße. Crystal war auf ihm und klemmte ihn auf dem Boden fest. Er sah jung und ein wenig ängstlich aus. Er blickte an Crystal vorbei mich an. Ich dachte, gleich würde er mich um Hilfe bitten, aber sie küsste ihn, glitschig und tief, als wollte sie ihn vom Mund her austrinken. Seine Hände begannen die Seidenfalten ihres Rocks hochzuschieben. Ihre Oberschenkel waren unglaublich weiß, wie gestrandete Wale.
    Ich drehte mich abrupt weg und ging zur Tür. Meine Absätze machten einen wichtig klingenden Laut auf dem Parkett. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, ich hätte behauptet, es klang wie Rennen. Ich rannte aber nicht. Ich ging einfach nur sehr schnell.
    Philip holte mich an der Tür ein. Er drückte die Hände dagegen, damit ich sie nicht öffnen konnte. Ich atmete ruhig und fest ein. Ich würde nicht die Geduld verlieren, noch nicht.
    »Es tut mir Leid, Anita, aber so ist es besser. Sie sind jetzt sicher, vor den Menschen.«
    Ich sah zu ihm auf und schüttelte den Kopf. »Sie verstehen mich falsch. Ich brauche frische Luft, Philip. Ich gehe nicht nach Hause, falls Sie das befürchten.«
    »Ich werde mit Ihnen nach draußen gehen.«
    »Nein. Das würde den Zweck vereiteln. Denn Sie sind eines der Dinge, von denen ich mich entfernen will.«
    Darauf trat er zur Seite. Seine Augen schlossen sich, schützten, versteckten sich. Warum hatte ihn das gekränkt? Ich wusste es nicht, und ich wollte es auch nicht wissen.
    Ich öffnete die Tür, und Hitze umfing mich wie ein Pelz.
    »Es ist dunkel«, sagte er. »Sie werden bald hier sein. Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn ich nicht bei Ihnen bin.«
    Ich trat dicht zu ihm und sagte beinahe im Flüsterton: »Wir wollen ehrlich sein, Philip. Für meinen Schutz kann ich selbst wesentlich besser sorgen als Sie. Der erste Vampir, der mit dem Finger winkt, wird Sie zum Mittagessen genießen.«
    Seine Miene zerbröckelte, und ich wollte es mir nicht ansehen. »Verdammt, Philip, reißen Sie sich zusammen.«
    Ich ging auf die vergitterte Veranda und widerstand dem Drang, die Tür zuzuknallen. Das wäre kindisch gewesen. Ich fühlte mich gerade ein wenig wie ein Kind, aber das sparte ich mir auf. Man weiß nie, wann etwas kindlicher Zorn vielleicht nützlich wird.
    Die Nacht war voll von Zikaden und Grillen. Ein Wind riss an den Wipfeln der hohen Bäume, aber er berührte nie den Boden. Die Luft unten war schal und dumpf wie Gummi.
    Nach dem klimatisierten Zimmer fühlte sich die Hitze gut an. Sie war etwas Echtes und irgendwie reinigend. Ich tastete nach der Bissspur an meinem Hals. Ich fühlte mich schmutzig, benutzt, missbraucht, wütend, angewidert.
    Ich würde hier gar nichts herausfinden. Wenn jemand oder etwas Vampire abschlachtete, die diesen Freakzirkus veranstalteten, dann schien mir das keine schlechte Idee zu sein.
    Ob ich mit dem Mörder sympathisierte, war natürlich nicht entscheidend. Nikolaos erwartete, dass ich den Fall löste, und deswegen sollte ich es verdammt nochmal tun.
    Ich atmete tief die zähe Luft ein und spürte die ersten Regungen von... Macht. Sie strömte durch die Bäume wie Wind, aber ihre Berührung kühlte nicht.
    Mein Nackenhaar versuchte mir den Rücken hinunterzukriechen. Wer immer dort war, sie waren randvoll von Macht. Und sie versuchten, einen Toten zu erwecken.
    Trotz der Hitze hatte es eine Menge geregnet, und meine Absätze sanken sofort in den Rasen. Am Ende lief es auf einen gebückten Zehenspitzengang hinaus, bei dem ich gleichzeitig versuchte, nicht zu stolpern und auf die aufgeweichte Erde zu fallen.
    Der Boden war mit Eicheln überschwemmt. Ich ging wie auf Murmeln. Ich ließ mich gegen einen Baumstamm sinken und fasste an meine schmerzende Schulter, die Aubrey so hübsch blau gequetscht hatte.
    Ein deutliches Meckern, hell und angstvoll, klang auf. Es war in der Nähe. War es eine Täuschung der stickigen Luft, oder meckerte da wirklich eine Ziege? Der Schrei endete in einem nassen gurgelnden Laut. Die Bäume öffneten sich, das Gelände war offen und vom Mondlicht versilbert.
    Ich streifte einen Schuh ab und testete den Boden. Feucht, kalt, aber nicht zu schlimm. Ich streifte auch den anderen Schuh ab, nahm sie in die Hand und rannte.
    Der hintere Garten war riesig, erstreckte sich bis in die silberne Dunkelheit und war kahl bis auf eine Wand zu hoch gewordener Hecken in einiger Entfernung. Ich rannte darauf zu. Dort musste das Grab liegen es gab keinen anderen Platz, wo es vor Blicken verborgen gewesen wäre.
    Das

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