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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Marktsalaten.
    Plötzlich sprach ihn eine bekannte Stimme vom Tresen her an: »Herr Kommissar, wissen Sie, dass Sie mein Glücksprinz sind?«
    Es war Iris. Ben war erstaunt, Nora Fabians Haushälterin hier zu treffen. Sie kam an seinen Tisch und drückte ihm einen Kuss auf den Mund, bevor er etwas sagen konnte. Ben sah sich um, aber keiner im Lokal schien Notiz von ihnen zu nehmen.
    Wie ein Wasserfall plapperte sie auf ihn ein. Auch sie war Schauspielerin, wie er erfuhr, wenn auch bislang recht erfolglos. Nach ihrer Ausbildung hatte sie nur selten Rollen bekommen, und mit Kellnern hatte sie sich über Wasser gehalten. Irgendwoher kannte sie Nora, und als der neue Star des Watzmannhauses in die Stadt zog, hatte Iris den Kittelschürzen-Job in der Villa angenommen. Nora sollte sie in der Serie unterbringen, so ihr Hintergedanke, und jetzt schien es tatsächlich zu klappen. Für den Nachmittag hatte Pro-Sat sie zum Vorstellungsgespräch bestellt. Sie suchten Ersatz für Barbara Hahn, die Ben aus dem Verkehr gezogen hatte.
    »Sie sind mein Glücksprinz! Sie haben einen Wunsch bei mir frei!«
    »Verstehe.« Wenigstens ein Mensch, der sich über Bens Blitz -Aktion freute.
    »Aber Sie sind ja schon vergeben, nicht wahr?«, fragte Iris mit unverhohlener Neugier.
    »Wieso?« Ben musterte ihren Fummel. Blümchen in allen Farben, dünne Träger mit Schleifchen und das Ganze so kurz, dass sie nicht die Arme heben durfte.
    »Ich weiß Bescheid. Nora hat mir alles erzählt. Sie will Sie übrigens wiedersehen. Heute Abend! Hat sie Sie schon angerufen?«
    »Nein.«
    Iris bemerkte seinen Blick. »Was ist? Gefällt Ihnen das Kleid nicht?«
    »Wollen Sie sich darin um eine Rolle bewerben?«
    »Das ist jetzt angesagt! Echtes Designerstück, Girlielook! Lesen Sie keine Zeitschriften?«
    Vielleicht nicht die, die sie las. Ben fragte: »Meinen Sie, bei Pro-Sat stehen sie auf kleine Mädchen?«
    »So etwas soll es geben«, antwortete Iris mit frivolem Lachen.
     
     
    31.
     
    Die Frau am Empfang legte auf. »Frau Franke kommt sofort.« Sie lächelte. Ben blieb an dem schweren Holztresen stehen, lächelte zurück und begann, ausliegende Touristenprospekte zu studieren.
    Er hatte den Tipp von Vogel bekommen, gratis. Der Reporter hatte Angelika Franke bereits am Flughafen abgefangen und für den Blitz fotografiert. Angelika Franke, zu Besuch in der Stadt anlässlich der Beerdigung eines ihrer Exmänner.
    Bens Erinnerung: Kaiserin Maria Theresia in einem Kostümschinken der Sechzigerjahre, die Geliebte eines Mörders in einem Hollywooddrama der Siebziger an der Seite von Richard Widmark. Alex Vogels Information: Nachdem sie die Schauspielerei aufgegeben hatte, wurde sie zur Mutter der Wohltätigkeit. Bälle, Spenden sammeln für Not leidende Kinder in aller Welt, reichen Leuten für ein paar Tausender ein gutes Gewissen verkaufen. »Das wandelnde Kinderhilfswerk«, so hatte Vogel sie genannt. Während all ihrer Ehen hatte die Franke ihren Mädchennamen stets behalten.
    Nachdem Ben alle Prospekte durchhatte und mit der Frau hinterm Tresen sein neuntes Lächeln getauscht hatte, kam eine kleine, hagere Dame und sprach ihn an. Sie reichte ihm gerade bis zur Brust und strahlte das Selbstbewusstsein einer Frau aus, die es ihr Leben lang gewohnt war, dass man ihre Wünsche widerspruchslos erfüllte.
    Noras Mutter.
    Sie setzten sich in eine ruhige Ecke der weitläufigen Lobby. Angelika Franke versank fast in ihrem Sessel. Ihr hellblondes Haar war auftoupiert und die Falten mit Make-up verdeckt. Sie hatte die gleichen hohen Wangenknochen wie ihre Tochter. Ben schätzte sie auf Mitte sechzig.
    »Können Sie sich vorstellen, wer Heinz Fabian umgebracht hat?«
    Sie zündete eine Zigarette an und schüttelte den Kopf. »Wollen Sie auf etwas Bestimmtes hinaus, oder haben Sie tatsächlich noch keine Ahnung, wer es war?«
    »Um ehrlich zu sein, nein. Hatte er Feinde? Kontakt zur Unterwelt? Drogen?«
    »Ich weiß es nicht. Drogen? Wie kommen Sie darauf? Nicht, dass ich gewusst hätte. Sie müssen wissen, junger Mann, dass ich seit zwanzig Jahren von ihm geschieden bin und wir nur sehr sporadisch Kontakt miteinander hatten. Er lebte sein Leben, ich lebte meines. So war es immer gewesen.«
    »Wer könnte von seinem Tod profitiert haben?«
    »Ach Gott, profitiert – als Erbin natürlich Nora. Aber Nora mag alles Mögliche sein – eine Mörderin mit Sicherheit nicht!«
    »Wissen Sie, dass die beiden am Tag vor dem Mord einen heftigen Streit hatten?«
    »Nein.

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