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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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gequälte Miene.
    »Aber geh nicht in den Schuppen dort drüben«, Bönte machte eine Kopfbewegung zur anderen Straßenseite hin. Feinkost-Fabian stand auf dem Ladenschild. »Der Werber-Banker-Ministerialbeamten-Fraß schmeckt mir nicht. Weiter hinten gibt's eine Dönerbude.«
    Tom kam mit zwei fettigen Tüten zurück.
    »Also hast du doch Hunger«, stellte Bönte fest.
    »Nee, aber wer weiß, wann es wieder etwas gibt«, antwortete Tom und stopfte sich den Mund voll. Salat und Fleischkrümel fielen auf seine Jeans.
    »Der Jugo ist drüben bei Feinkost-Fabian. Er arbeitet dort.«
    Tom hatte alles über Fabians Tod in der Morgenpost und im Blitz gelesen. »Meinst du, der hat was mit dem Mord zu tun?«
    »Meine Güte! Nicht schon wieder!«, rief Bönte statt einer Antwort.
    Ein Kadett hatte vor dem Feinkostladen in zweiter Reihe geparkt. Zwei Männer stiegen aus und rannten zur Ladentür.
    Wie ein Messerstich fuhr es durch Toms Brust, als er den Großen in seinem Knitteranzug erkannte.
    Benedikt Engel.
     
     
    29.
     
    Das Phantombild hatte den Typ recht gut getroffen. Der stämmige Mann mit Walrossbart und Pferdeschwanz stellte sich als Drago Ivanisevic vor und führte sie ins Büro, das hinter dem Feinkostladen lag. Ivanisevic war der Geschäftsführer des Ladens und des Fabian-Partyservice. Wie goldig er war, signalisierten Ohrring, Kettchen sowie eine ebenfalls goldene Uhr am Handgelenk.
    Ben begann mit den Fragen: »Ivanisevic – ist das ein serbischer oder ein kroatischer Name?«
    »Gestern war ich Jugoslawe, heute Serbe. Morgen vielleicht Bosnier, wer weiß das schon?«
    »Okay, Serbe, warum haben Sie uns verschwiegen, dass Sie am Sonntagabend bei Fabian waren?«
    »Sie haben mich noch nicht befragt, also habe ich Ihnen auch nichts verschwiegen.«
    »Sie geben es also zu?«
    »Ja, natürlich.«
    Das Telefon klingelte. Ivanisevic hob ab und gab irgendwelchen Angestellten Anweisungen. Ben verstand nur Schampus und Lachs. Es dauerte ein paar Minuten. Ben wurde ungeduldig.
    Als er aufgelegt hatte, fuhr der Serbe fort: »Ich war bei Fabian, aber da war nichts, was Ihnen weiterhelfen könnte. Ehrlich. Der Chef hatte eine Flasche Wein angefordert. Das machte er öfter, vor allem sonntags. Ich brachte sie ihm selbst vorbei, weil noch etwas zu besprechen war. Geschäft, sonst nichts.«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich wieder gegangen. Ich konnte doch nicht wissen, dass er in Gefahr war. Er erwartete auch keinen Besuch, soviel ich weiß. Wir redeten nur übers Geschäft. Alles ganz normal. Ehrlich.«
    »Und als Sie gingen, lebte er noch?«
    Das Telefon klingelte schon wieder. Ben war schneller. Er hob ab und knallte den Hörer wieder auf die Gabel. »Antworten Sie!«
    »Was denken Sie? Natürlich lebte er noch! Ich hab den Chef nicht kaltgemacht!«
    Ben erfuhr, dass Ivanisevic sogar ein Alibi hatte. Er hatte Fabian bereits um sieben Uhr besucht. Um acht, dem laut Obduktion frühestmöglichen Todeszeitpunkt, hatte er in der Innenstadt eine Party beliefert. Kalte Meeresfrüchte, frisches Baguette, Champagner – und rund sechzig fröhliche Zeugen. Hieb- und stichfest.
    Wieder nichts. Nothing, no way.
    Ivanisevic ließ sich während des ganzen Gesprächs nicht aus seiner Ruhe bringen. Als sich Schranz und Ben verabschiedeten, fragte er sogar, ob die Polizei nicht daran dächte, ihr Sommerfest von seinem Partyservice ausrichten zu lassen. »Wir organisieren alles, von der Musik bis zur Dekoration, und auch nach dem Tod des Chefs muss das Geschäft weitergehen. Wie wär's? Feinkost-Fabian macht für die Polizei einen Sonderpreis!«
    Ben winkte ab. Für ein Fest hatte die Behörde noch nie Geld gehabt, geschweige denn für Meeresfrüchte und Champagner. Das Telefon klingelte erneut. Das Geschäft schien zu florieren.
    Schlecht gelaunt startete Ben das Auto. »Die Fresse gefällt mir nicht.«
    »Ein richtiger Sonnenschein«, stimmte Schranz zu. »Aber ein gutes Alibi.«
    »Scheißalibis!« Ben sah auf die Uhr.
    Er würde sich verspäten. Und seine Lage hatte er auch nicht verbessern können.
     
     
    30.
     
    Kurz nach eins verließ Ben die Festung wieder. Er hatte keine Lust auf Kantinenessen. Er wollte raus.
    Auf der Fahrt zum Marktbistro rekapitulierte er das Treffen mit den Obermuftis. Er war erleichtert und noch immer verwirrt. Es war ganz anders verlaufen, als er gedacht hatte. Brauning hatte getan, als sei Kripochef Sonntag sein liebster Freund, und dieser zeigte sich völlig mit Bens Erklärungen zufrieden. Präsident

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