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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Pförtnerhäuschen herüberdrangen. Mal sehen, ob der Jugo singen kann.
    Dann wurde es still. Ein paar Minuten vergingen. Ben wurde nervös.
    Plötzlich war jemand am Auto.
    Ben fuhr herum. Brauning öffnete die Heckklappe und machte sich im Kofferraum zu schaffen. Nur langsam beruhigte sich Bens Puls.
    »Bin gleich wieder da«, sagte sein Chef. »Ich muss nur noch sicherstellen, dass die vier Galgenvögel nicht wegflattern, wenn wir aufbrechen.« Brauning ließ wieder dieses freudlose Lachen hören.
    Insgesamt dreimal kam er an den Kofferraum und trug etwas zur Hütte. Ben glaubte, Ketten rasseln zu hören. Brauning keuchte, als schleppe er etwas Schweres. Dann wurde es totenstill. Es verging eine kleine Ewigkeit.
    Ein Klatschen ließ Ben aufschrecken. Ein schwerer Gegenstand fiel ins Hafenwasser.
    KLATSCH-KLATSCH-KLATSCH-KLATSCH.
    Vier schwere Gegenstände.
    Die Fahrertür ging auf. Brauning startete den Japaner und setzte zurück. Er roch nach Schweiß, sein Atem ging schwer. Auf der rechten Hand und auf seinem Hemd waren Blutspritzer.
    »Keine Angst, mein Junge. Die Arschgesichter krümmen keinem mehr auch nur ein Schamhaar. Weder Zeugen noch Spuren.« Er streifte den Schlagring ab und steckte ihn ein. »Übrigens: Der Jugo hatte wirklich keine Ahnung vom Mord. Schade. Habe mir alle Mühe gegeben.«
    Ben hatte einen Kloß im Hals. »Sie haben sie umgebracht. Das war nicht abgesprochen.«
    »Sag du zu mir, Partner!«
    Er reichte ihm die Rechte. Ben starrte auf das Blut. Brauning zog die Hand zurück und putzte sie an einem Tuch ab.
    »Das war Abschaum, und ich habe ihn weggewischt. Das ist alles.« Ein kaltes Rottweilergrinsen. »Ich mag Drogendealer. Egal, was du ihnen antust, du fühlst dich nicht schlecht. Im Gegenteil, je mieser du es ihnen besorgst, desto besser fühlst du dich. Spürst du es auch?«
    Ben schluckte. Vierfacher Mord. Und er hatte mitgeholfen. Noch nie hatte sich Ben so sehr auf der anderen Seite des Gesetzes gefühlt. Auf der verdammt falschen.
    »Das kommt raus. Irgendwer wird sie vermissen«, sagte er leise.
    »Nur Abschaum vermisst Abschaum. Keiner wird eine Vermisstenanzeige erstatten, weder die Süchtigen noch die Kokainmafia. Und wenn schon. Ich hab dafür gesorgt, dass die Arschgesichter unten bleiben. Die küssen jetzt den Grund des Hafens. Für immer.«
    »Und ihre Autos?«
    »Gestohlen, genau wie dieser kleine Flitzer. Keiner kann die Spuren zurückverfolgen. Nicht zu dir, nicht zu mir, nicht zu den vier Arschgesichtern.« Ein hartes Grinsen, wie eingefroren.
    Sie verließen den Hafen und fuhren Richtung Autobahn. Brauning knipste die Innenbeleuchtung an.
    »Pack das Geld in drei Tüten. Zwei für mich, eine für dich. Das Scheißgift ist für meinen Informanten, das Bare ist für uns. Du teilst, ich suche mir meine Tüten aus. Gerecht?«
    Ben antwortete nicht. Auf seinem Schoß stapelte er stumm die Bündel, zählte ab, verstaute sie wieder in den Plastiktüten.
    »Ein Tag Knast kostet den Steuerzahler 175 Mark«, rechnete Brauning vor. »Das musst du dir mal reintun. Mal vier, mal 365, mal die Jahre, die der Richter den Drecksdealern gegeben hätte. Das Geld haben jetzt wir, und nicht der Steuerzahler hat's bezahlt, sondern die Dreckskerle selbst!« Rottweilerlachen.
    Auf dem großen Parkplatz wechselten sie in das andere Auto. Noch einmal fünfzehn Minuten musste Ben festgeschnallt auf dem Beifahrersitz verbringen. Eine Viertelstunde dumpfen Grübelns, nur ab und zu unterbrochen vom Auflachen Braunings, der nicht aufhören konnte, sich über seine Rechnung zu amüsieren. Partner.
    Als Ben schließlich auf dem Hof der Festung aus dem Benz des Chefs stieg, versagten ihm fast die Knie. Er holte tief Luft und presste seine Tüte an sich. Mehr als einhunderttausend Mark, sein Anteil am schmutzigen Geschäft. Killerlohn.
    Hinter ihm gab Brauning Gas und fuhr mit quietschenden Reifen vom Hof.
    Ben spürte, wie das Adrenalin plötzlich schal wurde. Säure stieg hoch, er schluckte dagegen an. Doch sein Magen war stärker. Ben stützte sich gegen sein Auto und ließ die Kotze auf den Innenhof der Festung plätschern, solange, bis er völlig leer war.
    Diese Nebenjobs nahmen ihn immer mehr mit.

Mittwoch
     
     
    43.
     
    Morgenpost, 28. Juni, Seite eins:
     
    LANDESREGIERUNG APPELLIERT:
    AUTO STEHEN LASSEN
    HITZE TREIBT OZONWERTE IN REKORDHÖHE
     
    Die Sommersonne hat gestern die Ozonwerte bundesweit drastisch ansteigen lassen. In Hessen und Niedersachsen galt Ozonalarm mit Tempolimits, in

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