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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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nicht«, sagte Tom Swoboda.
     
     
    49.
     
    Sie standen vor der Villa. Weiße Mauern, Efeu, kleine, vergitterte Fenster. Tom überprüfte, ob sein T-Shirt korrekt in der Jeans steckte. Ben klingelte. Tom warf einen kurzen Blick auf den knittrigen Anzug des Kollegen. Seit Toms Faustschlag hatten sie kein Wort miteinander gewechselt.
    Nora Fabian öffnete. Grelles Tageslicht und kein Make-up – Tom sah die Fältchen um ihre Augen. Eine Frau, die allmählich auf die vierzig zuging, nicht mehr der jugendliche, glamouröse Kinostar, als den er sie noch auf dem Sommerfest wahrgenommen hatte. Heute schien keiner gut auszusehen.
    »Guten Morgen, guten Morgen«, grüßte sie. »Jetzt sind es schon zwei. Es geht also doch.«
    Tom fand ihre Fröhlichkeit aufgesetzt. Typisch Schauspielerin.
    Drinnen war ein Mann, sie hatten zusammen gefrühstückt. Ein älterer Herr, schlank, fast zart. Es war der Komiker, der gestern Nora Fabian aus dem Saal geführt hatte. Tom beobachtete Bens Reaktion, wartete schadenfroh auf ein Anzeichen von Eifersucht, doch da war nichts. Ben begrüßte Max Traube wie einen guten Bekannten.
    Max Traube – Tom überlegte, in welchen Filmen er ihn gesehen hatte, doch er wollte nicht fragen. Der Mann trug seine wenigen grauen Haare fast so kurz wie Jeannette. Wahrscheinlich zu alt, um für den Schönling Engel eine ernsthafte Konkurrenz zu sein, mutmaßte Tom.
    »Sie kommen leider ungünstig, meine Herren, wir müssen los«, erklärte Traube. »Nora, eigentlich solltest du schon in der Maske sein.« Auch Traubes Lächeln schien aufgesetzt.
    »Ich habe eigentlich nur eine Frage«, sagte Ben. Wir, dachte Tom und begann sich erneut über den Kollegen zu ärgern.
    »Nora, wo warst du heute Morgen?«
    Die Schauspielerin hatte sich eine Zigarette angezündet und nahm einen tiefen Zug, bevor sie antwortete. »Wieso? Was war heute Morgen?«
    Tom glaubte, dass er jetzt an der Reihe war. »Wieder ein Mord. Und wieder mit einem Messer.«
    Für einen Moment blieb es still. Zigarettenqualm und Nervosität hingen im Raum.
    »Wir haben gefrühstückt«, erklärte Traube. »Ich bin relativ früh gekommen, da ich mir Sorgen um Nora machte.« Er sprach zu Engel und schien Tom zu ignorieren. »Sie war gestern etwa noch eine Stunde bei mir, und als ich sie nach Hause brachte, hatte sie sich noch nicht ganz beruhigt. Deshalb wollte ich heute früh noch einmal nach ihr sehen. Stimmt's, Nora?«
    Die Schauspielerin nickte. »Es ist rührend, wie du dich um mich kümmerst, Max.«
    Traube breitete die Arme aus. »Aber was faselt Ihr Kollege schon wieder von Mord, Herr Engel?«
    »Wann genau sind Sie hier eingetroffen?«, fragte Ben.
    »Sehr früh. So gegen halb acht, schätze ich.«
    »Nicht früh genug«, sagte Tom. »Der Mord geschah zwischen sechs und sieben Uhr.«
    »Was soll das? Sie werden Nora doch nicht schon wieder verdächtigen?« Traubes Stimme wurde schrill. Jetzt erinnerte sich Tom: Die Rache des Musketiers und Ein Käfig voller Irrer. Das war vor der Zeit mit Gabi gewesen, lange vor Hochzeit und Kind. Traube hatte in den Filmen volles, schwarzes Haar gehabt, vielleicht eine Perücke.
    »Wo warst du, bevor er kam, Nora?«, fragte Ben.
    »Hier natürlich.«
    »Kann das jemand bestätigen? War Iris da?«
    »Nein. Ich habe geschlafen. Tief und fest. Rohypnol. Hat mir mein Arzt gegeben. Mein Gott, Ben, du weißt doch, wie fertig ich gestern war. Nachdem mich Max nach Hause gebracht hatte, habe ich erst mal was zum Beruhigen geschluckt. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier im Winter. Max hat mich wecken müssen. Nicht wahr, Max?«
    Tom hatte einen lauernden Blick in Traubes Augen gesehen. Jetzt bestätigte er eilfertig Nora Fabians Aussage. Tom machte sich Notizen, wie er es gelernt hatte. Ben und die anderen ignorierten ihn weiterhin. Die Fabian qualmte hastig.
    Traube wurde unruhig. »Wir müssen jetzt wirklich ins Studio. Sie können Nora nicht für jeden Mord in dieser Stadt verantwortlich machen.«
    »Sie fragen gar nicht, wer überhaupt ermordet wurde«, stellte Ben fest.
    »Wer wurde denn ermordet?«, echote die Primadonna.
    »Nora, was war zwischen dir und Leo Falk? Warum hast du ihn auf dem Friedhof angegriffen?«
    »Falk? Das tut wirklich nichts zur Sache, Ben. Ich war's jedenfalls nicht!«
    »Kann ich bitte die Tabletten sehen, Frau Fabian?«, fragte Tom.
    Die Schauspielerin zog eine Schublade auf, fast in Griffweite von ihrem Platz am Esstisch. Rohypnol. Eine halb volle Packung.
    »Damit kann man eine

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