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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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umgebracht und das Geld und den Stoff behalten.«
    »Und wer hat dann seine Wohnung durchsucht?«
    »Seine Kumpels, auf der Suche nach dem Stoff.«
    »Man bringt doch Geschäftspartner nicht einfach um.«
    »Oder es ist ihm zu heiß geworden, weil wir ihn beschattet haben.«
    »Dein Schatten wird ihm wenig zu schaffen gemacht haben. Dich hat er doch ständig abgehängt.«
    »Was isst du da eigentlich?«, fragte Bönte.
    »Brokkolibratling«, antwortete Tom.
    »Sieht aus wie frittierte Kotze.«
    Tom legte die Gabel weg. Tommaso kam an den Tisch. Auch er hatte das vegetarische Gericht auf dem Tablett.
    »Was macht Spaghetti-Enzo?«, fragte Tom.
    »Du wirst es nicht glauben, aber der Junge spielt plötzlich verrückt. Er hat auf einmal Angst vor seinen Kumpels. Er sagt, sie wollen ihn im Knast ermorden. Weiß der Teufel, was plötzlich in ihn gefahren ist. Namen hat er noch nicht genannt. Aber er will einen Deal machen. Er faselt ständig was von Zeugenschutzprogramm. Namen gegen Sicherheit.«
    »Und?«, fragte Tom.
    »Zeugenschutzprogramm? So was hat vielleicht das LKA, aber nicht wir. Enzo hat die Hosen dermaßen voll, dass er früher oder später auch so alles auspacken wird. Eher früher, glaube ich.«
    »Und wenn er wirklich in Gefahr ist? Vielleicht sollte man das LKA einschalten?«
    »Damit die sich dann die ganzen Lorbeeren einsammeln? Nein, Fröhlich will den Fall für sich. Ist doch klar.«
    »Frittierte Kotze«, sagte Bönte.
    »Wieso?«, fragte Tommaso. »An Fröhlichs Stelle würdest du den Spaghetti doch auch für dich behalten. Unser letzter Trumpf. Vielleicht haben wir Glück. Die Szene scheint jedenfalls in Aufregung zu sein.«
    »Dein Essen sieht aus wie frittierte Kotze«, erläuterte Bönte.
    Tommaso aß weiter und erklärte mit vollem Mund: »Brokkoli ist Geistesnahrung.«
    Bönte guckte ihn skeptisch an. »Geistesnahrung? Was soll das denn sein?«
    »Etwas, was du noch nie gegessen hast!«, antwortete Tommaso.
     
     
    52.
     
    Er hatte Geld eingesteckt. Drogengeld. Blutgeld. Er fühlte sich gut, seine Erkältung war verflogen. Ben staunte, was Geld alles bewirken konnte.
    Occasion stand auf den Fenstern des Ladens. Innerhalb von dreißig Minuten gab er weit mehr als tausend Mark aus. Beladen mit Schachteln und Tüten kehrte er zum Auto zurück. Hemden, Hosen, ein Anzug aus leichter Wolle. Krawatten, eine Weste für den Herbst. Schuhe aus durchbrochenem Leder, hergestellt von einer österreichischen Manufaktur. Seine Beute.
    Dann fuhr er zum Marktbistro. Nie wieder Kantine, schwor sich Ben.
    Er fühlte sich gut, als er das Lokal betrat. Der Mittagsandrang war abgeebbt, es war fast leer. Poliertes Holz, goldgerahmte Spiegel, gekühlte Luft. Kellner in weißen Schürzen, die fast bis zum Boden reichten. Und Iris.
    »So ein Zufall!« Küsschen links, Küsschen rechts, Ben tat, als wäre es für ihn die natürlichste Begrüßungsform der Welt. Sie hob ihr Glas.
    »Auf meinen Glücksprinz! Auch ein Gläschen Prosecco? Ach nein, ich weiß schon. Kein Alkohol, wegen dieses Verwandten.«
    »Es war mein Vater.«
    »Oh!« Iris ließ ihr Glas sinken.
    »Er war ein Trinker und Schläger. Im Suff hat er unsere Familie zerstört. Er landete im Knast, und als er rauskam, hat er sich endgültig totgesoffen.«
    »Eine traurige Geschichte.«
    »Es ist vorbei.«
    Ben bestellte Mineralwasser und warf einen Blick auf die Karte.
    Iris zeigte auf eine Reisetasche. »Stell dir vor, wo ich das Wochenende verbringe! Dietling, der Regisseur, hat mich in sein Haus auf Ibiza eingeladen. Er sagt, ich habe großes Talent.«
    Ben nickte in Richtung auf ihr Dekolleté. »Zwei große Talente.«
    »Das ist nicht fein von dir. Erst weist du mich zurück, dann wirst du frech. Nein, Dietling sagt, er wird mich ganz groß rausbringen. Ich sei viel zu gut für diese Watzmannscheiße.« Sie nahm noch einen Schluck.
    Ben lachte. »Er will deine Talente ganz groß rausbringen, was?«
    »Mein Gott, Benedikt! Was hab ich nicht alles getan, um ins Geschäft zu kommen. Ich habe meine Fotomappe an alle Angestellten des Castingbüros einzeln geschickt. Ich habe das Fitnessstudio gewechselt, um im selben zu trainieren, wo auch die Frau von Napoleon Gladisch hingeht. Ich habe mit meinem Agenten geschlafen, weil er auch der Agent des Chefautors des Watzmannhauses ist. Ich habe sogar bei Nora die Küche geputzt.«
    Sie leerte das Glas. »Ach, Nora! Kurz nachdem du weg warst, hat Max sie nach Hause gebracht. Ich glaube, die hatten sich auch

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