Bittere Delikatessen
den Nacken pinkeln und dann erklären, es würde regnen! Eine Mordverdächtige und der Ermittler, ein Turtelpärchen. Und weißt du, woher ich diese Fotos habe? Vom Präsidenten! Weißt du, was das ist? Verdammte Scheiße hoch zehn! Die Obermuftis toben. Sonntag ist auf zweihundert. Die wollen dich am liebsten in die Verwaltung versetzen! Du hast große Scheiße gebaut! Nur weil deine verdammten Eier größer sind als dein Hirn! Diese Schauspielerin muss eine Muschi wie Kaschmir haben. Sie hat dir mit ihrer Muschi das Hirn frittiert!«
Ben starrte stumm auf die Bilder.
»Was läuft denn zwischen euch?«
»Keine Ahnung.«
»Himmelherrgott! Irgendwas ist doch!«
»Irgendwas.«
»Vergiss sie!« Brauning wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Du hast Glück im Unglück, du verdammter Hurensohn. Der Präsident und der Chefredakteur der Morgenpost sind gute Freunde. Sie werden es nicht drucken, aber sie haben uns jetzt in der Hand. Ich muss den Fall sauber zu Ende bringen. Sonntag setzt mich unter Druck. Wie viel Urlaubstage hast du noch?«
»Fünfzehn, aber ich will erst im Herbst ...«
»Überstunden, freie Tage?«
»Will ich mir eigentlich lieber auszahlen lassen ...«
»Krankheit? Genau! Hormonelle Dysfunktion! « Brauning lachte schallend.
Ben konnte nicht mitlachen.
»Die Ermittlung leitet ab sofort Ria Pohl. In beiden Fällen. Die ist hoffentlich gegen Kaschmirmuschis immun. Lass dich nie wieder mit dieser Fabian blicken! Fick, wen du willst, aber nie wieder die Stieftochter, Erbin oder Feindin eines Ermordeten! Sonntag wartet nur darauf, dass jemand aus meiner Abteilung Scheiße baut. Verstanden?«
»Hm.«
»Ich versteh ja, dass dich so ein Filmstar reizt und dass es dir schmeichelt, wenn sie dich ranlässt. Aber wenn Sonntag merkt, dass es mehr als eine Mischung aus Dienst und Zufall war, dann ist es aus mit dir, und mit mir dazu!« Brauning hämmerte mit der Faust auf die Fotos nieder.
»Es war auch nicht mehr.«
»Dann bete zu Gott, dass Sonntag dir das abnimmt.«
Brauning ging auf Ben zu und klatschte mit seiner Rottweilerpranke auf Bens Schulter. Ben fühlte sich unwohl. Säure stieg aus dem Magen hoch.
54.
»Wie weit sind Sie, Swoboda?«
Tom hörte die Telefonstimme und stellte sich den dazugehörigen hageren Mann mit dem penibel gestutzten Seemannsbart vor. Sonntag war der zweitwichtigste Mann der Behörde, und Tom war sein Vertrauter.
»Heute ist mein erster Tag, den ich mit Engel zusammenarbeite. Er scheint in der Tat unberechenbar zu sein.«
»Das habe ich Ihnen bereits gestern gesagt. Weiter sind Sie noch nicht gekommen?«
Tom spielte seinen Trumpf aus: »Ich habe etwas für Sie. Ich habe ihn gestern nach Feierabend verfolgt. Er war mit Nora Fabian privat zusammen. Auf dem Sommerfest einer Filmgesellschaft.«
»Schon besser. Sie sind also am Ball. Es war das Fest in den großen Studios unten am Rhein. Ich bin bereits informiert. Brauning sagt, es war nicht privat, sondern dienstlich. Aber es sah sehr vertraulich aus. Zu vertraulich für einen ermittelnden Kripobeamten.«
»Das glaube ich auch, Herr Sonntag.«
»Glauben heißt nichts wissen. Bringen Sie mir den Beweis, dass Engel mit der Fabian ein Verhältnis hat! Liefern Sie ihn mir! Bleiben Sie dran, Swoboda! Das K1 ist noch der gleiche Sumpf wie früher. Es reicht nicht aus, Bollmann durch Brauning zu ersetzen. Wir müssen den Sumpf trockenlegen.«
»Jawohl, Herr Sonntag.«
»Ich erwarte Ihren Bericht morgen um diese Zeit, verstanden? Wir dürfen keine Zeit verlieren, da sauber zu machen!«
Tom sah auf die Uhr. Bald würde Gabi ihn zu Hause erwarten. Er wollte Jeannette anrufen, doch er fand die Nummer nicht. Vor ihm lag ein Riesenberg von Akten. Er wusste nicht, was er zuerst erledigen sollte.
Doch er war stolz. Sonntag hatte wir gesagt.
55.
Die Tür der Villa war nur angelehnt.
Ben sah sich um, dann ging er hinein. In der Halle war es dämmrig und angenehm kühl. Er trat an die Wendeltreppe und lauschte.
»Nora?«
Er stieg hinab. Jalousien verwehrten den Blick auf den Garten. Ben suchte die Terrassentür, als er hinter sich ein Rascheln hörte.
Auf dem Sofa lag die Schauspielerin, eingehüllt in eine Decke. Langsam richtete sie sich auf. Das blonde Haar war zerzaust, die Stirn in Falten gelegt. Ihre Stimme klang, als müsse sie sich auf jeden einzelnen Laut konzentrieren. Sie wirkte zart und verletzlich.
»Was willst du hier?«
»Ich dachte, du freust dich vielleicht.« Er hatte sie
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