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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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gestritten. Und dann hat sie sich bei mir ausgeheult. Von dir haben wir übrigens auch gesprochen, Großer. Du solltest dich mal um sie kümmern. Die Arme ist ziemlich durcheinander. Ich meine die Therapie wegen ihrer Kindheit, der Alkoholentzug, der ganze Medienrummel und so. Und jetzt auch noch der Stress mit Pro-Sat! – Ich hab ja viel Verständnis, aber was sie sich heute früh geleistet hat, grenzt schon an Altersdepression, oder? Um halb sechs hat sie mich angerufen und mir schon wieder die Ohren vollgeheult. Stell dir vor: halb sechs Uhr früh, mitten in der Nacht! Ich hatte vielleicht gerade mal drei Stunden geschlafen!«
    »WAS?«
    »Auch einen Prosecco?«, fragte einer der Kellner.
    »Ja, äh, nein, danke.«
    Der Kellner nahm Iris' leeres Glas und begann, den Tresen zu polieren.
    »Wann war das?«, fragte Ben leiser.
    »Halb sechs, ich hab auf den Wecker geschaut. Dass sie vor lauter Ärger und Albträumen nicht schlafen kann, hat sie gejammert. Dass sie Streit mit Gladisch hat und Angst, dass der sie aus der Serie rausdrücken will. Dass sie an Selbstmord denkt und lauter solches Zeug. – Ach, da kommt Dietling. Hallo, Schatz!« Iris ging ihm entgegen. Küsschen links, Küsschen rechts. Der auch heute komplett in Weiß gekleidete Regisseur nahm ihre Tasche, und sie folgte ihm nach draußen, wo ein Taxi wartete.
    »Tschüs, Glücksprinz!«, rief sie von der Tür aus. »Und kümmer dich um Nora!« Dann war sie verschwunden mit ihrer guten Laune, ihrem Lachen und ihren Talenten.
    Ben stand wie gelähmt. In seinem Kopf schlugen die Gedanken Rad.
     
     
    53.
     
    Zurück in der Festung. Telefonate. Das Labor.
    Ben schärfte dem Kriminaltechniker ein, ihn sofort zu verständigen, wenn sie bei der Spurenauswertung weitere Parallelen zwischen den Morden an Falk und Fabian finden sollten. Als der Kollege nachfragen wollte, hatte Ben schon aufgelegt. Dann versuchte er, Nora zu erreichen. Doch sie schien weder bei MMD zu sein noch bei Pro-Sat oder zu Hause.
    Als er auflegte, klingelte es sofort.
    Es war Vogel. »Wer zum Teufel war der Tote?«
    »Welcher Tote?«
    »Der heute Morgen. Mensch, verkauf mich nicht für blöd, Kumpel.«
    »Keine Zeit. Auskünfte erteilt unsere Pressestelle.«
    »Was soll das, Ben?«
    »Alex, sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt los.«
    »Red schon! Dreimal Clara S., eine Menge Kohle für einen Namen!«
    »Ich brauche deine Kohle nicht!«
    »Seit wann denn das? Hast du im Lotto gewonnen? Übrigens, deine neue Freundin hat zurzeit eine Menge Ärger, wie es scheint!«
    »Wieso?«
    »Plötzlich hast du es nicht mehr eilig, was? Dein Star hatte gerade Streit mit ›Napoleon‹ Gladisch in dessen Büro. Und weißt du, warum? Weil sie nicht mit Martin Vondermühle spielen will.«
    »Worauf willst du raus?«
    »Ich würde es Nervenzusammenbruch nennen.«
    »Warum will sie nicht mit Vondermühle spielen?«
    »Lies meine Kolumne, morgen früh! Blitz -Leser wissen mehr!«
    »Red schon!«
    »Ben, sei mir nicht böse, aber jetzt muss ich los!« – Aufgelegt.
    Ben griff sein Sakko und lief aus dem Büro. Er musste Nora erwischen. Auf dem Gang rannte er fast Ria über den Haufen.
    »Hey, Großer, nicht so schnell. Hast du nicht einen Tipp für mich? Falk hatte anscheinend tatsächlich keine Feinde.«
    »Doch.«
    »Wen denn? Sag schon!«
    »Na ja, sein Mörder scheint ihn nicht gerade geliebt zu haben.«
    »Du Arsch. Hey, Ben, warte! Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben!«
    »Worauf?«
    »Ob du mit mir ins Konzert gehst?«
    »Ach, da bist du ja, Benedikt!« Das war Inga, Braunings Sekretärin. »Der Chef will dich sprechen!«
    »Später!«
    »Nein, sofort!« Leise fügte sie hinzu: »Dicke Luft. Was hast du jetzt schon wieder ausgefressen, Benedikt?«
     
    Der Rottweiler hatte ein hochrotes Gesicht, obwohl es in dem abgedunkelten Büro relativ kühl war. Ohne Einleitung bellte er los: »Was ist mit dir und dieser Fabian?«
    Hatte der kleine Swoboda gesungen? »Ich hab's im Griff. Kein Problem. Berührt nicht die Arbeit.«
    »Kein Problem? Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Brauning knallte eine Klarsichthülle auf den Schreibtisch. Schwarz-weiße Fotoabzüge in DIN-A-4-Größe. Das Watzmannhaus-Sommerfest. Ben erkannte sich selbst, wie er Nora in den Arm nahm, ihr vertraulich durch die Haare strich. Nora, die sich Hilfe suchend an ihn lehnte, bevor sie mit Traube das Fest verließ.
    Ben hatte den Fotografen gar nicht bemerkt. War es der verdammte Vogel?
    »Du kannst mir nicht in

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