Bittere Mandeln
sagte allen möglichen Unsinn und versuchte gleichzeitig zu begreifen, was eigentlich los war.
»Doch, ich mag dich. Aber ich blicke nie so ganz durch, was du vorhast. Ich habe mich ein bißchen mit Mr. Ishida unterhalten, bevor wir losgefahren sind. Er hat mir erzählt, daß du mit einem ausländischen Anwalt zusammengelebt hast, der dich aber letzten Herbst verlassen hat. Ist es wirklich vorbei?«
Es war gar nicht so leicht, die Geschichte mit Hugh so geschildert zu bekommen, aber noch schwieriger war es zu akzeptieren, daß er mich tatsächlich verlassen hatte. Ich wand mich aus Takeos Griff und wandte mich ihm zu. Statt direkt auf seine Frage zu antworten, sagte ich: »Daß ich allein bin, heißt noch lange nicht, daß ich leicht zu kriegen bin.«
»Ganz im Gegenteil, ich habe eher den Eindruck, daß du eine ziemlich harte Nuß bist.« Takeo sah mich an. Ich fragte mich, ob er das im übertragenen Sinn meinte oder ob ihm meine steifen Brustwarzen unter dem dünnen Angorapullover auffielen.
Ich drehte mich weg, auch, damit er meine Brüste nicht mehr sah, doch er folgte jeder Bewegung von mir. Das war wohl sein Kendo-Training. Und schon hatte er die Arme um mich gelegt.
Ich erwartete seinen Kuß mit vor Neugierde geöffneten Lippen. Ja, ich hatte schon japanische Freunde gehabt, aber keiner von ihnen war mir je nahe gekommen, ohne auf einer vorhergehenden Dusche zu bestehen. Natürlich hatte ich nichts gegen Sauberkeit, doch erotischer war es allemal, selbst ein bißchen vom Regen zerzaust zu sein und jemanden zu küssen, der irgendwie nach Tee schmeckte.
Schon bald wich meine Neugierde der Lust; er küßte einfach toll, und am liebsten hätte ich ihn mit Haut und Haaren verschlungen. Unsere Körper waren nicht nur wegen des geringen Größenunterschieds wie füreinander geschaffen. Als seine Hände meine Brüste umschlossen, begannen auch meine Finger seinen Brustkorb zu erforschen. Er zuckte ein wenig zusammen. Wahrscheinlich tat ihm noch alles weh von dem Unfall.
»Das ist keine gute Idee«, murmelte ich und löste mich aus seinen Armen. Jeder hätte uns jetzt am Abend hinter den Spiegelglasscheiben sehen können, vielleicht sogar derjenige, der Sakura umgebracht und es bei Takeo und Mr. Ishida immerhin versucht hatte.
Takeos Gesicht war gerötet wie vermutlich auch das meine. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich kenne dich fast gar nicht, aber ich mag dich. Und deinem Kuß nach zu urteilen, geht es dir genauso. Ich finde, daraus kann sich eine Menge entwickeln. Doch ab morgen haben wir erst mal eine Menge zu tun. Wir werden meine Mutter finden und dafür sorgen, daß der Ruf deiner Tante wiederhergestellt wird.«
Ich brachte es nicht fertig, Takeo anzusehen, also richtete ich den Blick auf das Titelblatt eines National Geographic- Hefts, auf dem eine Tigerfamilie abgebildet war, und sagte: »Es ist ziemlich schwierig, für den guten Ruf eines anderen zu sorgen, wenn der eigene so schlecht ist.«
»Rei, mach dir keine Gedanken darüber, daß du zur Hälfte Amerikanerin bist! Das ist mir genauso egal wie die Tatsache, daß du letztes Jahr nur zwei Millionen Yen verdient hast.« Er trat ganz nah an mich heran. Als ich ihm das Gesicht nicht zum Kuß entgegenstreckte, stellte er sich hinter mich und legte nur einfach wieder die Arme um mich. Ich lehnte mich einen kurzen Augenblick gegen seinen lädierten Brustkorb, weil die Situation einfach zu verführerisch war, trotz der harten Worte, die ich ihm gleich würde sagen müssen.
»Der mit dem schlechten Ruf bist du«, erklärte ich. »Ich habe gehört, daß die Keio-Universität dich rausgeworfen hat, weil durch deine Schuld ein Student beinahe gestorben wäre.«
Takeos Körper wurde starr, aber er ließ mich nicht los. »Ich war dagegen, die Kendo-Stöcke in die Toiletten mitzunehmen, aber ich konnte sie nicht aufhalten. Ich habe den Studenten zwei Monate lang jeden Tag im Krankenhaus besucht. Das haben wir alle getan. Kennst du diesen Teil der Geschichte auch?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich habe die Verantwortung für den Vorfall übernommen und bin deshalb von der Uni geflogen. Hinterher habe ich mich an der UC Santa Cruz eingeschrieben, wo ich eine Menge über organischen Gartenbau und ähnliche Dinge gelernt habe.«
»Hast du dort auch gelernt, wie man Frauen verführt, Takeo? Auf dem Campus, mit kalifornischen Mädchen, die ganz ähnlich waren wie ich?« sagte ich hastig, weil er gerade dabei war, mit großem Geschick alle eventuellen
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