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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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sicher nicht ihre eigene Schuld.«
    »Du hast sie doch damals gar nicht gekannt. Domenique war kein unschuldiges kleines Mädchen, nein, eine Schlampe war sie, eine Hure.«
    In diesem kurzen Augenblick hasste Hulda ihren Mann. Sie fühlte sich alt und müde. Ihr ganzes Leben lang hatte sie dafür gekämpft, dass er bei ihr blieb. Er war immer ihr Gott gewesen. Ein gut aussehender Mann, faszinierend und interessant noch dazu. Manchmal konnte er allerdings unfassbar grausam sein, zum Beispiel, wenn er ihr Details seiner Seitensprünge erzählte, nur um zu sehen, wie sie reagierte. Als die Kinder noch klein waren, hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihn zu verlassen. Doch er hatte damit gedroht, sich das Leben zu nehmen, hatte gesagt, sie sei sein Ein und Alles. Eine Weile lang hatte sie jede Nacht geweint, nachdem sie ihre Jungs zu Bett gebracht hatte, und schlussendlich hatte sie ihn zurückgenommen und ihre Wunden geleckt wie ein geprügelter Hund. Danach war Augusto vorsichtiger gewesen, hatte bei seinen Liebschaften mehr Diskretion bewiesen, und sie hatte bewusst weggeschaut. Und jetzt ist er impotent, dachte sie schadenfroh. Vielleicht fand sie ihn deshalb mittlerweile so erbärmlich. Um ihn kämpfen musste sie nun jedenfalls nicht mehr.
    Hulda bückte sich, um den Wäschekorb aufzuheben. Sie trug ihn ins Haus, zog sich andere Schuhe an und kam wieder heraus.
    »Ich gehe jetzt einkaufen«, sagte sie.
    Ihr Mann nickte. »Bringst du mir bitte die Zeitung mit?«
    Hulda Estrabou setzte sich in den gelben Opel und steuerte den Wagen auf die staubige Straße. Sie fuhr auf direktem Weg zu Polizeichef Osvaldo Ortiz.

26
    Obwohl Magnus fast die ganze Nacht über an Elins Bett gesessen und über ihren Schlaf gewacht hatte, spürte er keine Müdigkeit. Der Zorn war beständig in ihm gewachsen, und jetzt war er so wütend, dass sein Körper vor Anspannung ganz verkrampft war. Jemand hatte es auf seine Familie abgesehen. Auf seine Kinder.
    Er biss die Zähne zusammen, bis sein Kiefer schmerzte und starrte grimmig aus dem Fenster. Er musste sich zusammenreißen. Es wurde Zeit, dass er wieder so konzentriert, so fokussiert arbeitete, wie es vor Elins und Moas Geburt der Fall gewesen war.
    Er drehte sich zu Linn und den Mädchen um, die fest schliefen. Dann eilte er ins Badezimmer und zog sich dabei ein blaues Fischerhemd über. Noch bevor er die Tür zum Krankenhauszimmer mit der einen Hand schließen konnte, hatte er mit der anderen schon die Vorwahl von Argentinien ins Handy getippt.

27
    Roger Ekman schlief mit einem zusammengekringelten Oskar auf dem Bauch, als sein Telefon klingelte. Er grunzte ärgerlich und wuchtete sich hoch. Als er endlich den Hörer am Ohr hatte, fragte Magnus scharf und vorwurfsvoll: »Hab ich dich etwa geweckt? Schau mal auf die Uhr, wie spät es schon ist!«
    Roger wand sich, unsicher, wie er darauf reagieren sollte, doch Magnus erwartete offenbar gar keine Antwort.
    »Ich habe Ortiz angerufen.«
    »Ach, entschuldige. Bei dem wollte ich mich gestern noch melden, aber ich bin doch gleich nach Hause gefahren, nachdem ich bei Annika Wirén war«, sagte Roger und gab sich Mühe, wach zu klingen.
    »Macht nichts. Er hat die Adresse von dem Vergewaltigungsopfer herausgefunden. Ich komme mal bei dir vorbei.«
    »Aber …«, setzte Roger an, doch Magnus hatte schon aufgelegt.
    Roger betrachtete das Chaos in seiner Wohnung. Typisch. Wieso konnten sie sich nicht einfach auf dem Präsidium treffen, dachte er schläfrig, während er ins Badezimmer wankte und auf der Suche nach einem einigermaßen sauberen T-Shirt seine Schmutzwäsche durchwühlte. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, noch zu putzen, musste sich aber schnell eingestehen, dass er in der kurzen Zeit sowieso nichts ausrichten konnte. Deshalb warf er einen Blick in den Tiefkühler und holte dann eine Packung Croissants heraus. Froh, dass er sogar etwas im Haus hatte, das er Magnus anbieten konnte, ging er ins Bad, um zu pinkeln. Ein raschelndes Geräusch aus der Küche trieb ihn zur Eile.
    »Verdammt noch mal, Oskar!«, schimpfte er, als er die Verwüstung auf dem Tisch erblickte. Das Frettchen schoss davon und versteckte sich unter dem Sofa, während Roger die Fetzen der Plastikverpackung und angenagte Überreste des Backwerks einsammelte. Die beiden Croissants, die am wenigsten mitgenommen aussahen, legte er auf einen Teller.
    Bereits eine Viertelstunde später saßen Magnus und Roger zusammen in der Küche, jeder einen Becher Kaffee

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