Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
Vom Netzwerk:
geklungen hatten. Doch vor allem erinnerte sie sich an den Geruch. Dieser beißende Gestank, der ihr fast den Magen umdrehte. Die Anwohner nutzen das Feld als inoffizielle Müllhalde, und der Wind hatte Plastiktüten und anderen Unrat so großflächig verteilt, dass er sich selbst bis zu den provisorischen Wohnhütten aus Pappkartons und Gerümpel ausbreitete, die die Felder säumten. Die Gegend war alles andere als sicher, und die Armut machte die Menschen verzweifelt. Bei vielen Häusern fehlten ganze Wände, sodass die Hühner ungehindert ein- und ausgehen konnten. Früher oder später fand auch Ungeziefer seinen Weg in die Häuser, und Krankheiten breiteten sich wie Lauffeuer aus.
    Die Mädchen passten mit ihren ordentlichen Schuluniformen nicht ins Bild und hätten sicher eine ziemliche Standpauke von ihren Eltern zu hören bekommen, wenn die gewusst hätten, wo sie sich herumtrieben. Doch davon sollten sie ja nichts erfahren.
    Domenique drehte sich in ihrer Hängematte auf die Seite und schloss die Augen, versuchte, die Erinnerungen an Gösta zu verscheuchen, der auf dem Bahndamm zu ihnen gestoßen war, sein zufriedenes Lächeln, als er sah, dass sie wirklich gekommen waren, die unschuldigen Treffen, die folgen sollten und den Notizzettel, den er ihr in die Hand gedrückt hatte, auf den ein rotes Herz gemalt war, in dem ihr Name stand. Sie war sich so sicher gewesen. Dass er sie liebte. Und natürlich hatte auch sie ihn geliebt, aus ihrem vollen, vierzehnjährigen Herzen.
Aber das war davor
.
    Domenique schlug die Augen auf und kletterte mühsam aus der Hängematte. Da hatte sie noch nichts geahnt, wie auch?

30
    »Ich habe einen Zeitzünder gefunden, vermutlich aus Teilen eines alten Videorekorders gebastelt.«
    Der Kriminaltechniker Elias Vadasc schaute Magnus unverwandt an, unsicher, ob sein Kollege wirklich verstand, was diese Information bedeutete.
    Magnus schwankte. Er fürchtete, er würde sich gleich übergeben müssen. Er sank hinter seinem Schreibtisch zusammen und verbarg das Gesicht in den Händen. Kaum hörbar sagte er: »Der Brand wurde also gelegt?«
    »Ohne Zweifel. Ihr habt großes Glück gehabt.«
    »Was war das genau?«
    »Eine Art Benzinbombe.«
    »Und was bedeutet das?« Magnus’ Herz fing an, schneller zu schlagen.
    »Leider nicht viel, so ein Ding kann so ziemlich jeder bauen. Man muss sich einfach nur im Internet eine Anleitung suchen. Und dann braucht man nur ein paar Sachen aus der Garage, Benzin und Lötdraht. Das ist kein Kunststück. Aber in der Kombination ist das Ganze verdammt gefährlich.«
    »Hast du sonst noch was gefunden?«, fragte Magnus tonlos.
    »Ja, eine alte Farbdose. Und zwar unter der Spüle, genau wie den Zeitzünder. Du solltest dich nach einer geschützten Wohnung umschauen, das war ein ganz kranker Scheißkerl.«
    »Elin darf das Krankenhaus noch nicht verlassen.«
    »Ich habe schon mit Arne gesprochen«, sagte Elias. »Er hat euch bis auf Weiteres Personenschutz zugesichert.«
    Magnus schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, das Bild loszuwerden, das in seiner Erinnerung aufgetaucht war. Das Feuer tanzte um seine Familie, die Flammen züngelten an den Wänden und der heimtückische Rauch zog in jeden erdenklichen Winkel.
    Da wusste jemand, wer er war, und diesem Jemand schien es ziemlich egal zu sein, ob er nur ihn oder gleich seine ganze Familie erwischte und auslöschte. Magnus schnürte sich der Hals zu. Er hatte schon viele Gesetzesbrecher hinter Schloss und Riegel gebracht, aber ihm wollte niemand einfallen, der einen Grund hätte, sich ausgerechnet jetzt an ihm zu rächen. Gedanklich ging er nacheinander alle Fälle durch, an denen er beteiligt gewesen war, doch irgendwann hatte er das Gefühl, in seinem Kopf rotierten Zahnräder, die nicht mehr ineinandergriffen. Wer war zu dieser Tat fähig? So sehr er sein Gedächtnis auch durchforstete, ihm fiel niemand ein, der so etwas tun würde. Außer Erik Berggrens Mörder. Er oder sie lief noch immer frei herum, hatte die Möglichkeit, Benzinbomben zu basteln und zu töten. Aber aus welchem Grund? Magnus war ja nicht einmal kurz davor gewesen, sie oder ihn zu fangen. Oder etwa doch? Fürchtete er zu recht, dass der Mörder ihn gesehen hatte, als er Gunvors Zimmer betrat?
    Ihm schwirrte der Kopf.
    Elias betrachtete ihn besorgt. »Da ist noch was. Ich glaube, der Täter ist durch die Terrassentür hereingekommen, die zur Küche führt. Die stand nämlich offen.«
    Magnus sank in sich zusammen. Hatte der Mörder sie

Weitere Kostenlose Bücher