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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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darüber, dass Gösta Berggren tot war.
    Der dickliche Polizist neben ihr flößte ihr Vertrauen ein, und so ließ sie es zu, für eine Weile wieder das vierzehnjährige Mädchen zu sein, das sie einst gewesen war. Wieder und wieder stockte sie, doch sie wollte, dass er alles erfuhr und verstand, deshalb schöpfte sie jedes Mal wieder Mut und fuhr fort.
    »Göstas Kollege erwartete uns in der Baracke. Erst war ich darüber verwundert, dann bekam ich Angst. Gösta war auf einmal wie ausgewechselt, und die beiden grinsten einander so verschwörerisch an, als hätten sie eine geheime Absprache. Gösta fragte, ob ich einen Tee haben wolle, doch ich lehnte ab, und als ich gehen wollte, schubste er mich mit solcher Wucht, dass ich hinfiel. Er griff nach meinen Füßen, der andere nach meinen Händen … Dann fesselten sie mich auf die Tischplatte und rissen mir die Sachen vom Leib.«
    Domenique ließ sich schwer in die Sofakissen sinken. Sie atmete angestrengt.
    »Ich habe geweint, gefleht, dass sie aufhören und mich gehen lassen sollen, aber die haben nur gelacht, als wäre das Ganze ein Spiel. Das werde ich nie vergessen. Ich … Ich habe versucht, mich loszureißen, und dafür schlugen sie mir mit dem Gürtel auf den Mund.« Domenique deutete auf eine Narbe, die sich von der Oberlippe bis zur Nase erstreckte.
    Ortiz wurde flau. Er hatte das für eine Lippenspalte gehalten.
    »Sie waren also zu zweit?«
    »Ja. Aber das meiste ging von Gösta aus. Der andere hat fast nur zugesehen.« Domenique machte eine Pause, bevor sie weitersprechen konnte. »Die haben und haben nicht aufgehört. Erst war es schlimm, dann fast nicht auszuhalten, und dann spürte ich nichts mehr, blendete einfach alles aus, wurde still und völlig reglos. Sie beschimpften mich, nannten mich eine Hure, schrien, dass ich das mochte, was sie da mit mir taten … Sie vergewaltigten mich. Irgendwann erbrach ich mich, und da sagte Gösta, dass es Zeit war, mich zu säubern. Erst dachte ich, sie würden mich endlich losmachen, damit ich mich waschen konnte, aber … Da hatte ich mich getäuscht.«
    »Wieso? Wie meinte er das denn dann?«
    Domenique schluckte. »Sie haben mich mit kochendem Wasser übergossen. Hier.« Sie machte eine kreisende Bewegung über ihrem Unterleib, und Tränen rollten ihr über die zerfurchten Wangen.
    Ortiz unterdrückte seinen Impuls, sie fortzuwischen, aus Furcht, Domenique könnte zu sprechen aufhören.
    »Und dann?«
    »Dann haben sie mich da liegen lassen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit haben sie mich losgebunden. Ich hatte nichts anzuziehen, ich habe gezittert und konnte kaum laufen. Ich bin sofort zu Maria, die hat mich dann zu einem Arzt gebracht. Ich habe heute noch Schmerzen, wenn ich mich bewege.«
    »Können Sie etwas dagegen tun?«
    Domenique zuckte mit den Schultern. »Ich bin durch die Narben ziemlich entstellt, und die Haut spannt so sehr, dass ich Morphin nehmen muss.«
    »Sie haben Ihnen viel genommen.« Ortiz empfand seine eigenen Worte als völlig unzureichend und schämte sich dafür.
    Domenique legte ihre Hand auf seine und schaute ihm mit warmem Blick in die Augen, sie lächelte.
    »Ich habe aber auch etwas bekommen.«
    »Was denn?«
    »Einen Sohn.«

Donnerstag, 23. Oktober

34
    Linn saß auf einer Bank im Krankenhausflur und starrte Magnus mit offenem Mund an. Ihr Gesicht war hochrot vor Empörung.
    »Du willst allen Ernstes weiter an dem Fall arbeiten? Nach allem, was passiert ist? Aber du verstehst schon, dass das hier weder für die Kinder noch für mich optimal ist? Worauf wartest du denn? Dass uns noch etwas Schlimmeres passiert?«
    »Linn, ich bitte dich. Ich kann doch jetzt nicht aufhören. Auch wenn ich aussteigen würde, wären wir ja nicht automatisch sicher. Und ich muss diesen Mistkerl schnappen. Wie es danach weitergehen soll, darüber können wir uns dann immer noch unterhalten.«
    Panik überwältigte Linn. Egal, was sie auch taten, sie saßen nach wie vor in der Klemme. Ohne nachzudenken, holte sie aus und gab Magnus eine schallende Ohrfeige. »Idiot!«, schrie sie in ihrer Verzweiflung.
    Magnus schossen Tränen in die Augen, zu gleichen Teilen aus Sorge und Überraschung.
    Linn sah völlig durcheinander aus, dann fing sie an zu weinen.
    Magnus schloss seine Arme um sie und presste sie fest an seine Brust. Allmählich entspannte sich Linn, trotzdem hielten sie sich noch lange, so als wollten sie die Umarmung am liebsten nie lösen.
    Linn fand zuerst ihre Stimme wieder. Tränenerstickt

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