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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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roten Teppich mit Goldkante geschützt wurde. Der Teppich führte schnurgerade auf das reich verzierte Eisentor zu, das zum Aufzug gehörte.
    Hier schien die Zeit stillzustehen. Das Einzige, was einen Hinweis auf das Alter des Gebäudes gab, waren die leicht ausgetretenen Treppenstufen.
    Roger schaute Magnus nachdenklich an. »Wenn du dich nicht beherrschen kannst, dann überlass das Reden lieber mir.«
    Magnus war plötzlich verlegen. »Das wird schon gehen«, antwortete er kurz.
    Josef Lidhman wohnte im zweiten Stock. Ein frischer Kranz aus Vogelbeeren hing an seiner Tür. Roger drückte auf die Klingel und schon Sekunden später wurde geöffnet.
    Lidhman war ein klein gewachsener Mann. Er hatte ein außerordentlich fein geschnittenes Gesicht, sein graues Haar war sorgfältig nach hinten gekämmt. Er trug ein blau-weiß gestreiftes Hemd und eine schwarze Anzughose. Alles in allem ein extrem pedantisches Erscheinungsbild. Ein schwacher Duft von Parfum umgab ihn.
    Als er die beiden Männer vor seiner Tür sah, flog ein Schatten der Verwunderung über sein Gesicht, doch er fasste sich schnell und schaute sie dann leicht herablassend an. Mit aufforderndem Ton sagte er: »Bitte?«
    Magnus und Roger zeigten kurz ihre Dienstausweise, und Roger lächelte höflich. »Wir sind vom Landeskriminalamt. Sind Sie Josef Lidhman?«
    Er blickte die beiden Polizisten verwirrt an. Dann sammelte er sich und verzog die Lippen zu einem geringschätzigen Grinsen. »Es ist wohl besser, Sie kommen herein.«
    Mit einer einladenden Geste bedeutete er Magnus und Roger, ihm zu folgen. Während Haupteingang, Aufzug und Flur durchaus als luxuriös zu beschreiben waren, verdiente Lidhmans Wohnung eher ein Prädikat wie opulent, wenn nicht pompös. Jeder Winkel war überladen mit Antiquitäten, die Wände waren von Ölgemälden in goldenen Rahmen bedeckt, und auf den Böden lagen dicke Orientteppiche. Magnus und Roger wurden in die Bibliothek geführt.
    Roger räusperte sich. »Wir haben ein paar Fragen zu Ihrem Aufenthalt in Argentinien, auf die wir uns Antworten von Ihnen erhoffen.«
    Lidhmans Augenbrauen hoben sich kurz, dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder völlig neutral. »Wenn Sie es sich hier kurz bequem machen wollen, dann setze ich eben Kaffee für uns auf.« Mit schnellen Schritten entfernte er sich. Roger verdrehte die Augen, bevor Magnus und er es sich in den mit senfgelbem Samt überzogenen Sesseln bequem machten.

37
    Josef Lidhman stand an der Spüle. Seine Hände zitterten, als er die Filtertüte in die Kaffeemaschine steckte. Dies lag jedoch nicht an seinem Alter. Die Polizei war hier. Die Schatten aus der Vergangenheit hatten ihn eingeholt. Argentinien. Die Eisenbahn. Damals war es so wichtig gewesen, zu beweisen, dass er ein ganzer Kerl war. Dass er auf Mösen stand. Und jetzt sollte er wieder dafür büßen müssen?
Das war doch alles nicht seine Schuld!
    Langsam holte er Kaffeetassen aus einem der Küchenschränke und stellte sie auf ein Tablett, das er einst von seiner Mutter geerbt hatte. Er atmete schwer. Vielleicht würde er lügen müssen, aber daran konnte er auch nichts ändern. Außerdem war er darin sehr geübt, schließlich hatte er sein ganzes Leben lang falsche Tatsachen vorgespiegelt.
    Der Kaffee war fertig, doch als er ihn in die Tassen goss, wirkte er viel zu schwarz. Er streckte ihn mit warmem Wasser aus der Leitung.

38
    Fünf Minuten später ließ sich der schon betagtere Herr in einen Ledersessel gegenüber von Magnus und Roger sinken. Dann lehnte er sich vor, als wolle er seine Gäste auffordern, anzufangen. Sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske, nur ein Zucken am rechten Auge verriet, dass etwas in ihm vorging.
    Magnus durchfuhr plötzlich ein Gefühl von Beklemmung, und er war sich sicher, dass es in Roger ähnlich aussah.
    »Also, was haben Sie auf dem Herzen?«, platzte es übertrieben fröhlich aus Lidhman heraus.
    »Wir ermitteln im Mordfall Erik Berggren und im versuchten Mord an seiner Mutter Gunvor Berggren. Wir wissen, dass Sie in den Fünfzigerjahren zusammen mit Gunvors Mann, Gösta Berggren, in Argentinien gearbeitet haben«, sagte Roger.
    Der Mann zeigte keinerlei Reaktion. Er rührte mit großer Sorgfalt einen Löffel Zucker in seinen Kaffee und lehnte sich dann mit der Tasse in der Hand zurück.
    »Und?«
    »Gösta wurde der Vergewaltigung eines jungen Mädchens, Domenique Estrabou, angeklagt.«
    Das Gesicht des Mannes verlor sofort jede Farbe. »Ja, daran erinnere ich mich. Die

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