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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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Ermittlungen wurden aber eingestellt und er für unschuldig erklärt.«
    Magnus spürte, wie die Wut zurückkehrte. Seine Stimme wurde streng. »Und Sie? Wir haben mit Domenique Estrabou gesprochen. Sie hat ausgesagt, dass Sie anwesend waren. Dass sie von Ihnen und Gösta Berggren über mehrere Stunden vergewaltigt und dann noch mit kochendem Wasser übergossen wurde. Sie hat bis zum heutigen Tage unermessliche Schmerzen deswegen. Wir sprechen hier von einem Leid, das ein Leben lang anhält.«
    Die Augen des alten Mannes bewegten sich auf einmal nervös hin und her. Seine Stimme klang brüchig. »Ich wurde nicht angeklagt. Was wird das hier? Wollten Sie nicht eigentlich Fragen zu einem Mordfall stellen?«
    Magnus betrachtete ihn, musterte ihn lange mit schief gehaltenem Kopf und sagte dann leise: »Das Verbrechen gegen Domenique Estrabou ist mittlerweile ohnehin verjährt. Wir möchten wissen, wie Ihr Verhältnis zu Familie Berggren aussah. Ob Ihnen jemand einfällt, der Grund dazu hätte, Erik und Gunvor zu beseitigen.«
    Lidhman saß völlig regungslos da. »Nein, es tut mir sehr leid, aber dazu kann ich leider nichts sagen. Ich hatte seit Jahrzehnten weder zu Gösta noch einem anderen der Familienmitglieder Kontakt.«
    »Fällt Ihnen vielleicht etwas ein, wenn ich Sie darauf hinweise, dass es große Ähnlichkeiten zwischen der Vergewaltigung von Domenique und dem Mord an Erik gibt?«
    Lidhmans Haltung wirkte nun völlig verkrampft. »Was soll mir dazu einfallen? Ich hatte mit der Geschichte nie etwas zu tun.«
    Roger seufzte, sein und Magnus’ Blick trafen sich. Wie auf Kommando erhoben sich die beiden.
    »Gut, dann wollen wir nicht länger stören.«
    »Aber trinken Sie doch erst einmal aus.«
    »Danke, wir müssen jetzt leider weiter. Und würden Sie sich bitte morgen um zehn Uhr bei uns in der Kungsholmsgatan 37 einfinden, dann können wir uns noch weiter unterhalten.«
    »Wozu denn?«
    »Reine Routine.«
    Als die schwere Eichentür hinter den beiden Polizisten ins Schloss fiel, seufzte Magnus innerlich. Nachdenklich betrachtete er die Bäume, deren Zweige sich langsam im anschwellenden Wind bewegten. Es regnete, und irgendetwas lag in der Luft. Eine Veränderung, die beinahe mit Händen zu greifen war.

39
    Magnus und Roger joggten zum Wagen, während der Regen auf sie niederprasselte und sich im Rinnstein zu kleinen Bächen sammelte. Auf der Windschutzscheibe klebten braune Blätter. Frierend schwangen sich die beiden ins Auto. Magnus drehte die Heizung auf und stellte die Scheibenwischer an.
    »Ich hatte das Gefühl, er wollte uns was sagen. Du nicht auch? Vielleicht redet er ja morgen. Vielleicht kann ich ihn knacken. Ich glaube, er vertraut mir.«
    »Hältst du ihn für den Mörder?«, fragte Roger zweifelnd.
    »Nein, es stimmt, was du vorhin gesagt hast, der scheidet rein körperlich schon als Mörder aus. Aber genug Geld für einen Auftragskiller hätte er allemal.«
    »Ja, fehlt nur das Motiv.«
    Magnus fuhr sich nachdenklich mit der Hand durchs Haar. »Hm, das Motiv. Vielleicht wussten Gunvor und Erik mehr über die Vergewaltigung, als ihm lieb war.«
    »Möglich, aber dann hätte er doch nicht erst gewartet, bis Gunvor vollkommen dement und Erik so schwer alkoholabhängig ist, dass ihm eh niemand glauben würde.«
    »Richtig. Und die Sache ist außerdem längst verjährt.«
    Roger verzog das Gesicht. »Vielleicht hat er Angst um seinen Ruf. Dann wäre es aber übertrieben, sie auch noch mit kochendem Wasser zu quälen, wenn er sie doch nur loswerden will.«
    »Ja, bei ihm sind wir auf der falschen Spur. Trotzdem glaube ich, dass dieser Lidhman mehr weiß, als er bisher zugibt.«
    Magnus fuhr auf die Straße. Die Sorge um Linn und die Kinder lastete schwer auf ihm, mischte sich jedoch allmählich mit einem Gefühl von Wut. Das tat gut, weil es ihm Entschlossenheit verlieh.
    »Ich werde schon dafür sorgen, dass er morgen singt«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

40
    Josef Lidhman stand am Fenster und blickte den Polizisten nach, deren Wagen sich im Regen entfernte. Er schwitzte extrem. Hätte er ihnen von dem Brief erzählen sollen? Nein, das ging einfach nicht. Dann hätte er auch von seinen komplizierten Gefühlen für Gösta erzählen müssen, davon, wie er ihm seine Stärke und Männlichkeit hatte beweisen wollen, von seinen Reuegefühlen, die ihn hin und wieder überfielen, oder selbst von den Momenten, in denen ihn die Erinnerung an die Vorfälle wahnsinnig erregt hatte.
    Das Blut

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