Bittere Sünde (German Edition)
sammelte sich, und schon klopfte es unerwartet stark in seiner Hose. Er machte auf dem Absatz kehrt und steuerte das Schlafzimmer an. Auf dem Weg warf er einen kurzen Blick in die Bibliothek und sah, dass dort etwas Schwarzes auf dem Tisch lag. Das Handy des dunkelhaarigen Polizisten. Er ließ es, wo es war, und würde es einfach am nächsten Tag mit aufs Präsidium nehmen. Schnell war er unter die Bettdecke geschlüpft und verlor sich in seiner Fantasie. Die Hand hatte bereits in seine Hose gefunden und wusste, was sie zu tun hatte.
41
Wo war sein Handy? Magnus suchte in seinen Jackentaschen. Durch den Schlafmangel nahm er alles so dumpf wahr, als hätte er eine Decke über dem Kopf. Eigentlich wollte er jetzt ins Krankenhaus fahren und vorher nur schnell Linn anrufen, um zu fragen, ob er Essen vom Thailänder mitbringen sollte. Ungeduldig schob er die Papierstapel auf dem Schreibtisch hin und her, doch auch da fand er das Handy nirgendwo.
Wann hatte er es das letzte Mal in der Hand gehabt? Es dauerte eine Weile, bis ihm einfiel, dass es noch bei Lidhman in der Bibliothek sein musste. Magnus hatte es dort auf den Couchtisch gelegt, damit er es nicht verpasste, falls Linn anrief.
»Scheiße!«, entfuhr es ihm. Kurz überlegte er, ob er Lidhman anrufen sollte, um ihn zu bitten, das Handy am kommenden Tag mitzubringen, doch schnell wurde ihm klar, wie unmöglich das war. Er brauchte das Telefon sofort. Es gab nur eine Möglichkeit: Der Tysta Gatan einen weiteren Besuch abzustatten. Denn der bloße Gedanke, dass sich sein Handy bei Lidhman befand, bereitete ihm großes Unbehagen.
Magnus hatte bereits seine Bürotür geschlossen, als ihm wieder einfiel, dass er Sofie Eriksson versprochen hatte, noch kurz bei ihr vorbeizuschauen, bevor er ging. Mit einem wütenden Schnaufen steckte er sich die Schlüssel in die Tasche und machte sich auf den Weg zu ihr.
Sofies Kopf tauchte hinter ihrem Computer auf. Sie war in seinem Alter, Mitte dreißig, schätzte er. Ihre Augen lagen tief, das kräftige Kinn verlieh ihr etwas Vorwitziges. Magnus fand, sie strahlte eine gewisse Pedanterie aus, so als würde sie ohne zu zögern jemandem eine Moralpredigt halten, der bei Rot über die Straße ging. Mit anderen Worten, er vermutete, dass sie sowohl engstirnig als auch langweilig war, aber er hatte nicht lange genug mit ihr zusammengearbeitet, um diese Vermutung bekräftigt zu wissen.
»Hallo, wie gut, dass du da bist. Setz dich doch. Es gibt da nur ein paar Dinge, die ich mit dir durchgehen will. Eigentlich geht es darum, wie wir die knapp zweihundert Zeugenaussagen am besten koordinieren und auswerten. Allmählich wird das alles etwas unübersichtlich, trotz elektronischem Auswertungsprogramm«, sagte Sofie.
Magnus nahm widerwillig Platz. Laut Wanduhr war es Viertel nach sechs. Das hieß, Lidhman hätte bereits Gelegenheit genug gehabt, mehrfach den Inhalt seines Mobiltelefons durchzugehen. Während Sofie erzählte, überlegte Magnus, ob er irgendwelche wichtigen SMS an Kollegen geschickt hatte, in denen es um den Fall ging. Er war sich fast sicher, dass dem nicht so war. Seine Schultern sanken ein bisschen, es half schließlich auch nicht, sich deshalb verrückt zu machen.
Eine Weile später saß er endlich hinterm Steuer seines Dienstwagens. Er hatte Linn immer noch nicht kontaktiert, um ihr zu sagen, dass er sich verspäten würde, aber er hatte auch keine Lust, noch einmal nach oben in sein Büro zu gehen. Er musste sich einfach beeilen, sobald er sein Handy wiederhatte.
42
Das Klingeln an der Tür ließ Josef zusammenzucken. Unbeholfen zog er sich die Hosen hoch. Das war sicher der Polizist, der sein Handy vergessen hatte.
Mit Schwung schleuderte er das schmutzige Handtuch wieder unters Bett und setzte sich auf die Bettkante.
Ein schwaches, metallisches Klacken erklang an der Wohnungstür. War der Polizist etwa so ungeduldig, dass er schon die Klinke in der Hand hatte? Josef eilte ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Er sprühte sich etwas Parfum unters Hemd und stellte zufrieden fest, dass er noch genauso geschniegelt aussah wie vorhin. Mit einem breiten Lächeln lief er durch die Bibliothek zum Flur.
43
Es dauerte nicht lange, bis er am Karlaplan ankam, doch wie immer war es unmöglich, einen Parkplatz zu finden. Frustriert stellte Magnus den Wagen schlussendlich einfach vor ein Garagentor. Obwohl überall Autos standen, war die Straße menschenleer. Niemand schien großen Wert darauf zu legen, sich bei dem
Weitere Kostenlose Bücher