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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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fiesen Wetter vor die Tür zu bewegen, und er konnte das sehr gut nachvollziehen.
    Es war unglaublich still. Der leichte Herbstnebel zog in Schwaden an ihm vorbei und streichelte feucht seine Wangen. Eilig betrat er Josef Lidhmans Haus, hastete über den roten Teppich und drückte auf den Fahrstuhlknopf.
    Nichts passierte. Ein paar Sekunden später hörte Magnus, wie das eiserne Scherengitter des Aufzugs ein paar Stockwerke höher geschlossen wurde. Also entschied er sich für die Treppe. Auf halber Strecke traf er den Aufzug, der sich auf dem Weg ins Erdgeschoss langsam durch den schmalen Schacht schob. Schwach konnte er durch das milchige Glas die Umrisse einer Person erkennen.
    Im zweiten Stock lag der Vogelbeerenkranz auf dem Boden, und die Tür zu Josef Lidhmans Wohnung war nur angelehnt.
    Magnus erstarrte. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Instinktiv stellte er sich mit dem Rücken an die Wand und entsicherte seine Dienstwaffe. Sein Herzschlag beschleunigte sich, und er hielt den Atem an. Von unten hörte er, wie jemand durch die Haustür hereinkam, und betete, dass jetzt niemand hochkommen würde. Das Letzte, was er brauchen konnte, war ein irritierter Nachbar, der ihm in die Quere kam.
    Unruhig blickte er immer wieder Richtung Treppe, während er der Wohnungstür mit der rechten Hand einen vorsichtigen Schubs gab. Die Turnschuhe hatte er leise von den Füßen getreten; auf Strümpfen glitt er an der Wand im Flur entlang, an der Toilette vorbei. Als er fast auf Höhe der Bibliothek war, ließ er die Waffe ein Stückchen sinken und seine Schultern fallen.
    »Herr Lidhman, sind Sie da?«
    Es blieb still. Zu seiner Verwunderung fühlten sich seine Füße plötzlich feucht an, er schaute auf den Boden.
    Blut! Die weißen Strümpfe hatten sich rot verfärbt, er stand in einer Blutlache. Im gleichen Moment, in dem ihm das bewusst wurde, hörte er ein schwaches, gurgelndes Geräusch aus dem hinteren Teil der Wohnung. Sein Herz schlug wie wild, während er atemlos zwei schnelle Schritte in die Bibliothek machte, weit genug, um zu sehen, dass sie leer war und sein Handy nicht mehr auf dem Couchtisch lag. Erst dann bemerkte er die Blutspur auf den Orientteppichen, jemand war offenbar ins Schlafzimmer geschleift worden. Er ging so weit vor, dass er einen Blick hineinwerfen konnte. Was ihn dort erwartete, drehte ihm den Magen um. Lidhmans geschändeter Körper lag auf dem Bett ausgestreckt. Aus einer Wunde am Hals strömte Blut auf Kissen und Bettzeug. Sein Unterleib war entblößt, die Haut um sein Geschlechtsteil verbrüht.
    Magnus stolperte rückwärts gegen die Wand. Dann rannte er über den blutigen Boden ins Schlafzimmer. Josef Lidhman war bereits tot. Seine leeren Augen blickten wie zwei seelenlose Wasserperlen an die Stuckdecke. Magnus stützte sich mit den Händen auf die Knie und versuchte, seine Atmung zu beruhigen, die Waffe noch immer in der Hand. Und dann hörte er eine Melodie, ein Handy klingelte im Flur der Wohnung – es war sein Klingelton.
    Entsetzen explodierte in ihm, der Griff um die Waffe wurde fester. Kurz blieb er wie festgefroren stehen, dann hörte er, wie die Wohnungstür mit Wucht aufgestoßen wurde und sich über die Treppe schnell Schritte entfernten.
    Magnus stürzte hinterher, rutschte im Hausflur auf den blutgetränkten Strümpfen aus, verlor für einen Moment das Gleichgewicht, kam aber gleich wieder auf die Füße. Unten wurde die Haustür aufgerissen, weshalb er noch schneller rannte und schon bald im verwirrend grellen Licht der Straßenlaternen stand.
    Wohin?
, schrie er innerlich. Jemand verschwand gerade um die Ecke zum Valhallavägen. Magnus jagte hinterher, so schnell, dass er fürchtete, ihm würde die Lunge platzen. Er schmeckte Blut, und sein Puls hämmerte wie wild in den Schläfen. Dann war der Schatten verschwunden.
    Magnus blieb stehen und schaute sich hektisch um. Nirgendwo eine Spur, der Täter war wie vom Erdboden verschluckt.
    Die U-Bahn. Der muss runter in die U-Bahn gelaufen sein.
Er rutschte auf dem kalten Boden aus, kleine Steine bohrten sich in seine Fußsohlen. Es ging alles so schnell. Zum Denken blieb keine Zeit. Magnus rannte Richtung Bahnsteig.
    Schnapp ihn dir, schnapp ihn dir!
Dieser Gedanke hallte wie die Schläge von Buschtrommeln durch seinen Kopf.

44
    Arne Norman war rasend vor Wut. Er schritt pausenlos im Konferenzraum auf und ab, und seine Augen funkelten vor Zorn, als er sich an Magnus wandte: »Was zur Hölle hast du dir denn dabei gedacht? Warum

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