Bittere Sünde (German Edition)
Fensterbank und wartete nur darauf, gelesen zu werden. Eine Sache interessierte ihn ganz besonders: Die Auswertung von Pedro Estrabous Computer.
Es war ungewöhnlich, dass das SKL so schnell arbeitete, und Magnus nahm sich vor, Sofie ausdrücklich zu danken, die jeden Tag dort angerufen und gequengelt hatte.
Er holte sich den Papierstapel und legte ihn auf den Schreibtisch.
Bevor er anfing, brauchte er dringend einen Kaffee, aber nicht diese giftige Plörre aus dem Automaten. Ganz am Anfang hatte er ihn ein paar Mal probiert und immer sofort heftige Bauchschmerzen bekommen, weshalb er davon ausging, dass sich in der schwarzen Brühe toxische Inhaltsstoffe befanden. Draußen schneite es ohne Unterlass, und in diesem Moment wünschte sich Magnus, er wäre abgebrüht genug, einen der Polizeianwärter zum Kaffeeholen zu schicken. Bereits kurz darauf stand er dann doch selbst im nahe gelegenen Café und klopfte sich den Schnee von der Jacke. Zum Kaffee gönnte er sich heute mal zusätzlich ein Plunderteilchen. Dann schlug er den Kragen seiner Jacke hoch und begab sich erneut in das Schneetreiben. Ein Räumfahrzeug donnerte an ihm vorbei und machte ohrenbetäubenden Lärm, weil die Schaufel über den Asphalt kratzte.
Erst als er wieder in seinem Büro angelangt war und gerade den Pappbecher an seine steif gefrorenen Lippen geführt hatte, fiel sein Blick auf Jonas’ Notiz. Magnus verschluckte sich und spuckte Kaffee über den Tisch.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte er, während er den Kaffee mit dem Pulloverärmel aufwischte. Arne würde komplett ausflippen. Magnus rannte aus seinem Büro auf den kalten Flur.
Jonas war nicht in dem Raum, wo sich die anderen Anwärter aufhielten. Und auch sonst nirgendwo. Magnus trottete zurück zu seinem Schreibtisch und las die Nachricht noch einmal:
Hallo, war schon früh im Präsidium. Hab einen Tipp bekommen, dass in Brottby, Vallentuna eine eigentlich verlassene Hütte wieder bewohnt wirkt. Anruferin war eine ältere Dame, klang vertrauenswürdig. Ich überprüf das, bin gegen 8.30 Uhr zurück.
Jonas
Es war bereits nach neun. Linns spontaner Besuch in Flaxenvik haftete noch viel zu präsent in Magnus’ Gedächtnis. Selbst wenn ihre Fahrt dorthin im Nachhinein betrachtet erfolgreich gewesen war, weil sie sonst die Leiche nicht entdeckt hätten, konnte er diesen Aktionen im Alleingang nichts abgewinnen.
Magnus mochte Jonas. Er schien in sich zu ruhen und war auf angenehme Art selbstsicher. Eine gewisse Naivität konnte man ihm sicher nicht absprechen, dennoch hatte er die besten Voraussetzungen dafür, ein guter Polizist zu werden. Deshalb entschied Magnus, es ruhig mit ihm anzugehen und nicht gleich auszurasten, sobald er zurück war. Zwar musste sich Jonas auf eine gesalzene Ansage gefasst machen, Magnus wollte ihm aber trotzdem erlauben, weiter am Fall mitzuarbeiten. Linn würde nämlich verrückt werden, sollten sie Jonas von diesen Ermittlungen ausschließen, was allein schon Grund genug war, mit ihm nachsichtig zu sein.
Magnus lächelte schwach. Man konnte ja schlecht den einzigen zuverlässigen Babysitter, den man je gehabt hatte, einen Kopf kürzer machen.
Er schlug den Bericht der Kriminaltechniker auf. Als er gerade den Deckel vom Stift zog, klopfte es an der Tür.
Roger tauchte im Türrahmen auf und sah verstimmt aus. »Wo ist Orling?«, knurrte er.
Roger las den Zettel durch, den Magnus ihm hinhielt, und pfiff durch die Zähne. »Oh là là, was erwartet den denn nach seiner Rückkehr?«
»Ich werde ihm einen ordentlichen Einlauf verpassen.«
Roger wirkte skeptisch. Eilig nahm Magnus den Anwärter in Schutz. »Er ist ein guter Kerl.«
»Ja, okay. Trotzdem kann er doch nicht einfach allein losziehen. Nicht, dass der sich da total blöd anstellt und uns die ganze Sache versaut. Solche Alleingänge sind einfach nicht tolerierbar.«
Magnus schenkte ihm einen Blick, der sagte, dass es reichte. »Ich werde ein ernstes Wörtchen mit ihm reden.«
Roger nickte. »Eigentlich bin ich auch nur hier, um nachzuhören, was das Labor herausgefunden hat.«
»Ich hab’s noch nicht geschafft, den Bericht zu lesen.«
»Na gut, dann treffen wir uns nach dem Mittagessen, und du fasst die Ergebnisse kurz zusammen?«
»Klar. Kannst du derweil nachprüfen, welchem Hinweis Orling da nachgeht? Mir gefällt es ganz und gar nicht, dass er noch nicht zurück ist. Ruf ihn mal auf dem Handy an.«
»Mach ich, aber ihm wird schon nichts passiert sein.«
»Nein, nein, aber du
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