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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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ihren Mitmenschen? Er hatte doch noch sein ganzes Leben vor sich, und nun war er verschwunden.
    Dabei kannte er sich doch draußen so gut aus. Konnte sein Wagen nicht einfach einen Motorschaden erlitten und er irgendwo Schutz gesucht haben? Oder war er mit Kumpels losgezogen und hatte völlig vergessen, irgendjemanden darüber zu informieren? Das Letzte klang selbst in ihren Ohren komplett unwahrscheinlich. Dafür war er viel zu pflichtbewusst, das war nicht der Jonas, den Linn kennengelernt hatte.
    Sie schlang die Arme noch fester um ihre Beine. Irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas Wichtiges schien sie zu übersehen. Pedro passte zweifelsfrei zu dem Profil, das sie erstellt hatte: Kindheitstrauma, Verschlossenheit und Selbstbeherrschung entsprachen seinem Charakter, anderes dafür gar nicht. Wie passte der misshandelte Hund ins Bild? Wie der sexuell konnotierte Übergriff auf Gunvor und Erik, während die Frau aus dem Gebälk keine Spuren von sexueller Gewalt aufwies? Dazu kamen noch die Attentate auf ihre eigene Familie, die zwar mit der gleichen Akribie durchgeführt worden waren, aber ebenfalls die sexuelle Komponente ausklammerten. Sein Muster und seine Vorgehensweise variierten, die daraus resultierenden unterschiedlichen Todesursachen wirkten wie die Folge wechselnder Motive. Eine vage Idee tauchte fast ungreifbar in ihrem Bewusstsein auf. Sie musste unbedingt mit jemandem sprechen, der die Familie Berggren persönlich kannte.

Freitag, 21. November

114
    Am frühen Freitagmorgen wurde Jonas Orlings Auto in einem Straßengraben entdeckt. Nicht in Brottby, sondern kurz vorm Ortseingang von Rimbo, wenn man aus Norrtälje kam. Der Wagen lag unter einer dicken Schneedecke verbogen, weshalb er aus der Luft nicht zu erkennen gewesen war. Es wurde angeordnet, das umliegende Gelände zu durchkämmen und an jeder Tür zu klopfen, um nach Jonas zu fragen. Die Suche hielt an, bis die Dunkelheit einbrach, blieb jedoch ohne Erfolg.
    Arne Norman kratzte sich mit einem Zahnstocher an der Nase. »Gibt es noch einen Stein, den wir bisher nicht umgedreht haben?«
    Magnus schüttelte mutlos den Kopf. »Die Kriminaltechniker untersuchen den Wagen noch. Wir vermuten, er wurde umgesetzt. Es sieht ganz so aus, als wäre er absichtlich in den Graben gefahren worden. Ungefähr hundert Meter entfernt ist eine Bushaltestelle.«
    Arne seufzte. »Was passiert sonst noch?«
    »Die Suche in Brottby geht weiter, da wollte er schließlich ursprünglich hin. Wir klappern dort systematisch alles ab, was man in irgendeiner Weise als Hütte bezeichnen kann.«
    »Gut.«
    Magnus wirkte plötzlich ernst. »Ich frage mich, ob es so klug ist, die Medien weiter einzuspannen. Die sind ja jetzt schon anstrengend genug.«
    Arne sah ihn skeptisch an, weshalb er fortfuhr: »Die werden nicht wirklich helfen wollen, ehe sie dir weitere Details zu den Morden entlockt haben. Und uns macht es den Job nicht gerade leichter, wenn Hintergrundinformationen in den falschen Händen landen. Wenn wir den Täter schnappen, darf er nicht zu viel über den Stand unserer Ermittlungen wissen.«
    Arne legte den Kopf schief. Er verstand die Logik hinter Magnus’ Ausführungen, ihm missfiel aber, dass er seine Autorität infrage stellte. Mit einem frostigen Unterton antwortete er: »Ich werde gut aufpassen.«
    Magnus kratzte sich nachdenklich am Kopf. Es durften einfach nicht zu viele Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangen, und doch hatte die Presse gerade eine wichtige Funktion: Sie sollte ihnen helfen, die Zeugin zu finden, mit der Jonas gesprochen hatte.
    »Wiederhol einfach, was du sowieso schon gesagt hast«, sagte er. »Und dann kannst du ja betonen, dass nichts darauf hinweist, dass Orlings Verschwinden überhaupt mit den laufenden Ermittlungen zu tun hat.«
    Als Magnus das Büro verließ, fühlte er sich schwach. Das erinnerte ihn daran, dass er bisher weder irgendwas gegessen noch getrunken hatte. Sein Mund war so trocken, dass er nicht mal schlucken konnte, und kleine Schweißperlen liefen ihm den Rücken hinunter. Was sie auch taten, sie bekamen diesen Fall nicht richtig zu fassen. Und nun war auch noch Jonas verschwunden.

Samstag, 22. November

115
    Moa und Elin spielten in ihrem Zimmer mit Legosteinen, als Magnus nach Hause kam. Sie waren so vertieft, dass sie fast nicht mitbekamen, wie er den Kopf durch den Türspalt steckte, um Hallo zu sagen.
    Deshalb ging er gleich weiter in die Küche zu Linn. Es tat gut, sie zu sehen. Sie saß am Tisch und las

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