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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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Zeitung, das blonde Haar verdeckte halb ihr Gesicht. Als er eintrat, hob sie den Blick und schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Habt ihr ihn immer noch nicht gefunden?« In ihren Augen lag Sorge, und es war offensichtlich, dass sie geweint hatte.
    Magnus schüttelte den Kopf. Bevor er nach Hause aufgebrochen war, hatte er Jonas Orlings Eltern anrufen und ihnen ausrichten müssen, dass es ihnen immer noch nicht geglückt war, ihren Sohn zu finden. Jonas’ Mutter war ans Telefon gegangen.
    Eine Weile lang hatte sie seinen unbeholfenen Tröstungsversuchen gelauscht und dann mit angsterfüllter Stimme gesagt: »Er ist tot. Ich spüre das. Zwischen uns gab es eine besondere Verbindung … Ich kann das nicht erklären …« Dann war sie wieder verstummt.
    Magnus hatte nicht gewusst, wie er darauf reagieren sollte. Die Gefahr, dass sie recht hatte, war groß, und dann kam es einer Beleidigung gleich, darauf zu beharren, dass ihr Sohn lebte, wenn er es doch selbst nicht besser wusste. Also hatte er stattdessen das Gespräch so schnell wie möglich beendet.
    Nun gab er Linn einen Kuss auf die Wange.
    »Nein, keine Spur«, sagte er knapp. »Gibt’s noch was zu essen?«
    »Ja, da sind noch Spaghetti im Kühlschrank. Wir mussten schon mal essen, weil Moa und Elin sonst vor Hunger die Wände hochgegangen wären.«
    Magnus holte das Essen aus dem Kühlschrank.
    »Hattet ihr heute einen schönen Tag?«, fragte er in dem Versuch, die Gedanken an einen toten Jonas zu verdrängen.
    Linn wusste, was in ihm vorging, seine ganze Körperhaltung verriet, dass er ganz woanders war. Er hatte die Schultern hochgezogen und bewegte sich überhaupt sehr angespannt mit steifen Beinen. Sie waren schon so lange zusammen, dass Linn jede Regung an seinem Körper ablesen konnte.
    »Ja, das kann man wohl sagen. Moa und Elin haben sich fast den ganzen Tag allein beschäftigt, und ich habe geputzt. Lief alles gut und ruhig«, antwortete sie, während sie sich ein Glas Saft eingoss und ihn betrachtete.
    Magnus steckte gerade die Spaghetti mit der Hackfleischsoße in die Mikrowelle.
    »Willst du wirklich nicht über Jonas und die Morde sprechen? Du bist doch ganz offensichtlich in Gedanken immer noch bei dem Fall«, sagte sie.
    Magnus setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
    »Es muss noch mehr Informationen über die Berggrens geben«, fuhr sie fort.
    »Zum Beispiel?«
    »Da bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber ich hab da so eine Ahnung. Ich würde gerne mit der einzigen Person sprechen, die näheren Kontakt zu der Familie hatte: Annika Wirén.«
    Magnus’ Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Ich werde gefeuert, wenn ich dich mit jemandem reden lasse, der in diesen Fall verwickelt ist.«
    Linn schnalzte demonstrativ mit der Zunge. »Das weiß ich doch, ich bin ja nicht dumm. Ich möchte, dass
du
mit ihr sprichst. Und herausfindest, was ich wissen will.«
    Magnus lehnte sich ein Stück zurück. »Ach ja?«, machte er zweifelnd.
    »Ich will wissen, warum sich der Täter am Unterleib von Erik und Gunvor zu schaffen gemacht hat. Dieses Detail stellt auch eine Verbindung zum Mord an Josef Lidhman her. Ich glaube, da gibt es ein gemeinsames Motiv.«
    Linn holte tief Luft und atmete dann ganz langsam aus. »Bitte, Magnus, ich will doch nur ein Gefühl dafür bekommen, was das für Leute waren …« Linn lächelte ihn flehend an. »Und schaden kann das wirklich nicht.«
    Da war sich Magnus nicht so sicher. Natürlich hielt er große Stücke auf Linns Analysen, aber er wollte auch nicht riskieren, von dem Fall ausgeschlossen zu werden.
    Er steckte sich eine Gabel voll Spaghetti in den Mund, während er überlegte. Es gab gute Gründe, Linn nicht noch tiefer in diese Sache hineinzuziehen. Das Ermittlungsverfahren wurde mittlerweile von allen Medien aufmerksam verfolgt, und jeder Fehler konnte verheerende Folgen haben. Nicht nur für ihn.
    Gleichzeitig war es eine gute Gelegenheit, etwas Neues zu versuchen, sie kamen ja keinen Schritt vorwärts. Gunvor entführt, Pedro verschwunden und Jonas vom Erdboden verschluckt. Magnus seufzte. Aber er musste ja erst mal niemandem etwas von dem zu erzählen, was er durch Linn in Erfahrung brachte. Was hatte er also zu verlieren?
    Sie streckte ihre Hand aus und legte sie an seine unrasierte Wange.
    »Nun komm schon«, schnurrte sie.
    Er grunzte leise. »Was soll ich sie denn fragen?«
    Linn lächelte. Der Punkt ging an sie.

116
    Als die Sonne sich allmählich über die Baumkronen der Fichten senkte, fütterte die frisch

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