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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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an die Kameras», wiederholte Malatesta. «Ich garantiere dir ganz besondere Bilder. Ciao , a dopo.»
    Malatesta hatte aufgelegt. Frank stand mit dem Handy in der Hand auf dem Waldweg und starrte die Bronzeteufel an, als wüssten sie die Antwort darauf, was so geheimnisvoll war, dass Malatesta nicht davon sprechen wollte.
    Frank fuhr weiter bergab – bis zu den in Blau, Rot und Gelb bemalten Stelen inmitten von duftendem Rosmarin. Hundertwasser was here, ging ihm durch den Kopf, und er stieg aus, denn in der Kellerei hinter den Stelen wurde gearbeitet.
    «Keine Teufel», sagte der junge Kellermeister, «der Minotauros, mehr weiß ich auch nicht.»
    Demnach war es eine Figur, der Menschenopfer dargebracht wurden, bis es Theseus dank Ariadnes Faden gelang, das in einem Labyrinth lebende Wesen, halb Mensch, halb Stier, zu töten. Drei Opfer hat er bislang gefordert, kam Frank in den Sinn: die beiden Palermos und den Baggerführer! Drei Opfer – wofür? Hoffentlich arbeitete Avvocato Pandolfini schnell genug, denn von diesem Spuk hier hatte Frank die Nase voll; und die tat von dem Schlag des Commissario noch immer weh, wenn er sich schnäuzte. Auch um diesen Idioten musste sich der Anwalt kümmern.
    Obwohl Frank sich alle Mühe gab, die Erinnerung an die letzte Nacht zu verdrängen, meldete sich sein schlechtes Gewissen: Was war mit seinen Verfolgern passiert? Wie konnte er es in Erfahrung bringen? Er sagte sich, dass sie nichts anderes verdient hätten, schließlich hatten sie angegriffen. Skrupel hatten sie wohl kaum dabei gehabt, aber das durfte ihm egal sein, er hatte welche, und ihm machten sie zu schaffen.
    Er musste sich ablenken, und da ihm der Sinn eher nach Frühstück als nach weiteren Kellereien stand, folgte Frank dem Weg ins Tal und von dort aus nach Panzano zum La Curva.
    Eine Stunde später, mehr oder minder besänftigt, streckte Frank die Beine von sich, hörte dem Zwitschern der Spatzen über sich in den Platanen zu und lauschte dem Plätschern des Springbrunnens an der Piazza. Wie sollte er sich die nächsten Stunden einteilen, diesen Tag ohne Termine, Horrormeldungen und Winzergespräche? Es ging ihm alles viel zu schnell. Dreizehn Tage war er unterwegs und hatte den Eindruck, überall durchgerast zu sein. Er erinnerte sich an Antonias Worte, und als in diesem Moment sein Handy wieder schepperte, hoffte er auf Gedankenübertragung.
    Aber es war Strozzi, der Avvocato mit den schicken Anzügen und den Seidenkrawatten. Elegant war er ja, das musste man ihm lassen, aber der Anwalt wurde Frank zusehends unsympathischer. Daran änderte auch Strozzis Anliegen nichts, es steigerte eher sein Misstrauen:
    «Ich brauche Aufnahmen von meiner Azienda, von der Ernte, der Kellerei, den Mitarbeitern ...»
    «Aufnahmen, wie ich sie neulich bei Ihnen gemacht habe, Avvocato? Wenn ich fertig bin, dann gern ...»
    «So lange kann ich nicht warten, Signor Gatow. Ich brauche die Fotos dringend, es gibt keinen besseren Zeitpunkt. Können Sie nicht morgen kommen, domani mattina presto?», unterstrich er.
    «Auf keinen Fall. Da bin ich bei Malatesta. Wie lange das dauert, keine Ahnung. Außerdem bin ich nicht billig.»
    «Habe ich mir gedacht. Was verlangen Sie als Honorar?»
    «800 Euro pro Tag plus Material, wenn ich alles allein mache. Ich fotografiere momentan nicht digital. Wenn Sie mir einen Assistenten stellen, können Sie das Honorar für ihn von meinem abziehen, rund 250 Euro.»
    Avvocato Strozzi zögerte. «Wo soll ich den herkriegen, Ihren Assistenten?»
    Frank gab ihm die Nummer der Werkstatt in Florenz. «Könnte sein, dass Francesco Folinari Ihnen weiterhilft, besser noch sein Sohn. Der ist verdammt schnell», sagte Frank und dachte dabei mehr an seine Fahrkünste als an das Verlegen von Kabeln und Aufstellen der Reflektorschirme. «Wenn ich bei Malatesta fertig bin, komme ich zu Ihnen.»
    «Einverstanden», sagte Strozzi, und Frank wunderte sich, denn normalerweise zeterten Auftraggeber beim Honorar, allerdings kannte er die italienischen Preise nicht. Andere machten es sicher billiger, aber wenn die Auftraggeber später deren Bilder sahen oder sogar selbst fotografieren mussten, kauten sie hilflos auf den Fingernägeln.
    « Allora , wann genau sind Sie bei Malatesta?»
    «Um sieben Uhr ...»
    «Sind Sie so pünktlich, wie man es den Deutschen nachsagt?»
    « Sissignore , meistens.» Frank reagierte etwas vergrätzt. Er hätte Strozzi dankbar sein müssen, ein zusätzlicher Auftrag war 800 Euro wert, knapp

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