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Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Titel: Bitterer Nachgeschmack - Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Senghaas , Iny Lorentz
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Dustin Hofmann das getan hätte. Beate schluckte.
    »Komisch, kurz habe ich noch gedacht, ob das wohl ...?«
    Sie verstummte. Nachdenklich ruhte ihr Blick auf Amadeus.
    »Beate, also Püppi, ich finde, wir können doch gute Freunde bleiben«, schlug Amadeus lebhaft vor, um dem Ganzen das Endgültige zu nehmen.
    »Meinst du?«
    Zweifelnd sah Beate ihn an. Dann gab sie sich einen Ruck, stand auf und sagte entschlossen: »Wir lassen das einfach mal offen. Jetzt lass uns lieber unser letztes gemeinsames Dessert genießen. Ich habe mir für dich extra viel Mühe damit gegeben.«
    Kurz darauf stellte sie zwei Kristallschälchen auf den Tisch. Eines vor Amadeus und eines vor sich selbst, darin eine dunkle, fast schwarze Creme, mit Kakaopulver überpudert und mit Mandeln garniert, die aufregend nach Schokolade und Amaretto duftete.
    »Das riecht wirklich verführerisch!«
    »Probier erst mal. Du wirst sehen, das schmeckt auch genauso«, versicherte Beate, um gleich darauf zu fragen: »Was ist los, Amadeus?«
    Besorgt schaute sie ihn an.
    »Geht's dir nicht gut? Du siehst auf einmal irgendwie schlecht aus.«
    »Entschuldige, ich habe plötzlich wahnsinnige Kopfschmerzen. Wahrscheinlich meine Migräne. Könntest du mir vielleicht eine Tablette bringen? Als Profi weißt du ja am besten, was mir schnell hilft.«
    Er lächelte schwach.
    »Aber natürlich! Bin gleich wieder da!«
    Eine Minute später war sie zurück und legte eine weiße Tablette vor ihn auf den Tisch.
    »Du wirst sehen, es wird gleich besser. Sind sofort weg, deine Kopfschmerzen!«
    »Danke.«
    Amadeus nahm die Tablette und goss sich ein neues Glas Wasser ein. Nach ein, zwei Minuten gab er sich einen Ruck.
    »Ok, alles im grünen Bereich.«
    Er atmete tief durch.
    »Geht schon besser. Danke!«
    Beherzt griff er nach seinem Löffel.
    »Dann wollen wir mal!«
    Er kostete von dem Dessert. Es schmeckte wirklich fantastisch.
    »Und?«, fragte Beate erwartungsvoll.
    »Wahnsinn!«
    »Schokoladencreme mit Amaretto. Ein altes Rezept meiner Mama.«
    Amadeus hielt inne im Löffeln.
    »Welcher Mama?«
    »Meiner richtigen natürlich«, lächelte Beate, irgendwie verschlagen, fand Amadeus. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie ebenfalls eifrig ihre Schokoladencreme zu verspeisen begann. Nein, nicht eifrig, das konnte man nur gierig nennen, wie geschwind sie sich die süße Masse in ihren Mund schob, den nun ein Kakaorand zierte.
    »Was ist da genau drin?«, fragte Amadeus interessiert und fuhr fein säuberlich durch das Schälchen, um ja keinen Rest zu lassen. Statt einer Antwort ließ Beate plötzlich den Löffel fallen, griff sich an den Hals und sackte seitwärts von ihrem Stuhl aufs Parkett.
    »Das glaub ich jetzt nicht!«, entfuhr es Amadeus von Steinberg. Er sprang auf, warf einen kurzen Blick auf die reglos am Boden Liegende und rief einen Arzt.
    Eine Stunde später war Amadeus auf dem Weg zur S-Bahn. Die Nacht war ziemlich frisch. Es roch nach Herbst in den stillen Straßen von Lichterfelde.
    »Was haben Sie gegessen, sagten Sie?«, hatte der Notarzt nach der ersten Untersuchung bei ihm nachgefragt.
    »Krebssüppchen, Schnitzel ä la Holstein und eine Schokoladencreme mit Amaretto«, hatte Amadeus aufgezählt.
    »Ach so, daher dieser Bittermandelgeruch«, murmelte der Mediziner. »Na ja, beträchtliches Übergewicht, wahrscheinlich Bluthochdruck, dazu diese Speisenfolge in Verbindung mit Alkohol - da kann das mal schnell gehen.«
    Auf dem zugigen Bahnhof klappte Amadeus seinen Jackenkragen hoch. Immer wieder fragte er sich, wie er auf die geniale Idee mit den Kopfschmerzen gekommen war, um, während sie die Tablette holte, geschwind ihre Dessertschälchen zu vertauschen. Und scheinbar war seine Darstellung des von Kopfschmerz Geplagten sehr überzeugend gewesen. Sie hatte es ihm angesehen, bevor er gesagt hatte, wie schlecht es ihm ging. Wahnsinn! Er war richtig gut gewesen! Ein Medikament aus ihrer Hand hätte er natürlich nie eingenommen - never! Er hatte ihre Tablette einfach geschickt im Ärmel verschwinden und auf den Boden fallen lassen.
    Frierend trat er von einem Bein auf das andere. Als endlich seine Bahn kam, sprang er erleichtert in den hellen, warmen Waggon. Um diese Uhrzeit war die Bahn fast leer. Er suchte sich einen Platz, wo er in Ruhe weiter nachdenken konnte. Warum hatte er das gemacht? Nach Beates Offenbarungen über ihre Herkunft und ihre richtige Mutter hatte er irgend so ein komisches Gefühl gehabt. Und dann war er wohl einfach seinem

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