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Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Titel: Bitterer Nachgeschmack - Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Senghaas , Iny Lorentz
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Leichenwagen schon längst wieder weg waren. Ein bedauerlicher Unfall, Selbstverschulden, Verkettung tragischer Umstände. Willy Grünfink war gegangen, einen Nachruf auf Gartenfreund Erwin Fröschle zu verfassen.
    Die Sonne sank hinter den Apfelbäumen. Eberlein saß immer noch da. Auf dem Tisch standen die Plastikboxen mit Trudchens liebevoll angerichtetem Gurkensalat. Erwin hatte ihn nicht angerührt.
    »Ach, Erwin«, seufzte Friedhelm Eberlein. Er öffnete den Deckel. Der aromatische Kräutergeruch machte ihm Appetit. Eigentlich schade drum, dachte er. Aus der Gartenlaube holte er sich eine Gabel, setzte sich und verspeiste im Abendrot Trudchens Gurkensalat. Was er nicht ahnte: Trudchen hatte ihn mit fein geraspelter Dieffenbachie veredelt...

 
    Iny und Elmar Lorentz
Rattengift
    E IN B LICK AUF DIE U HR ließ Maruhns Laune in den Keller fallen.
    »Jetzt kommt er bestimmt nicht mehr!«, murmelte er.
    In seinem Gewerbe hieß es jedoch, sich in Geduld zu üben. Auch wenn er an diesem Tag versetzt worden war, so wusste sein Informant genau, was gewisse Papiere wert waren. Gelangten diese jedoch in die falschen Hände, so war das Leben des Mannes keinen alten Heller mehr wert.
    Dirk Maruhn griff zu seinem Bierglas und wollte noch einen letzten Schluck trinken. Doch das Bier war mittlerweile schal geworden. Hoffentlich hat Frieda ein paar Flaschen zu Hause, dachte er. Er hatte noch Durst und freute sich darauf, noch einige Worte mit seiner Geliebten zu wechseln, ehe sie sich zur Nachtruhe begaben. Mit diesem Gedanken stemmte er sich hoch und ging mit zusammengebissenen Zähnen auf den Hintereingang zu. Dabei bemühte er sich, sein Hinken zu unterdrücken. Er hatte sich als Arbeiter aus einem der umliegenden Industriebetriebe verkleidet und von denen hinkte kaum einer.
    Während Maruhn sich noch mit seinem jetzigen Auftrag beschäftigte, kam er an der Tür eines der kleinen Hinterzimmer vorbei, die der Wirt für besondere Gäste bereithielt. Da drang eine Stimme an sein Ohr, die er leider nur zu gut kannte. Er hielt inne und lauschte.
    »... bekommst 100 Mark dafür! Du musst dem Kerl nur 'n wenig die Kehle zudrücken und zu 'nem Bad in der Spree verhelfen!«
    Das war Joachim Steffler, den Maruhn schon seit Längerem für einen skrupellosen Hehler hielt. Anscheinend war er noch etwas Schlimmeres, denn das, was er gerade gehört hatte, war die Aufforderung zum Mord.
    Maruhn sah sich kurz um, ob jemand ihn beobachten konnte. Da dies nicht der Fall war, legte er sein Ohr an das Türblatt.
    »100 Mäuse könnte icke jut jebrauchen. Bloß det Umbringen passt mir nich. Wenn man erwischt wird, bestraft der Richter einen mit dem Verlust der Rübe«, wandte ein anderer Mann ein.
    »Du darfst dir eben nich erwischen lassen, Hennes. Icke hab den Kerl an einen juten Platz bestellt!«
    Nun sprach Steffler so leise, dass Maruhn nicht mitbekam, welchen Ort der Kerl meinte. Kurz darauf drangen jedoch wieder deutliche Worte an sein Ohr. »Da treibt sich um die Zeit keen Mensch mehr herum, jeschweige denn ein Gendarm, und 'ne elektrische Beleuchtung jibt et dort ooch nich.«
    »Warum willste den Kerl eijentlich abmurksen lassen?«, fragte der andere.
    »Betriebsjeheimnis! Machste jetzt det Ding oder muss icke mir 'nen anderen suchen? Brauchste aber nich globen, dass icke dir noch mal 'nen juten Preis mache, wenn du mit wat zu mir kommst, wat dir zujeflogen is!«
    Offensichtlich setzte Steffler seinen Gesprächspartner unter Druck. Am liebsten hätte Maruhn den nächsten Gendarmen gerufen, um mit diesem zusammen die beiden Männer festzunehmen. Aber dafür hätte er mehr Beweise gebraucht als nur ein paar Worte, welche die Schurken mit Sicherheit leugnen würden.
    Was also tun?, fragte er sich.
    Eigentlich zog es ihn nach Hause, aber hier ging es immerhin um ein Menschenleben. Als er hörte, wie im Zimmer Stühle gerückt wurden, humpelte er, so rasch er konnte, ein paar Schritte weiter und versteckte sich in der Nische, die zum Abtritt führte. Dort richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Tür, an der er gelauscht hatte.
    Ein korpulenter Mann kam heraus, dessen feistes Gesicht Gutmütigkeit auszustrahlen schien. Gutmütig aber war Joachim Steffler gewiss nicht. Dem Hehler folgte ein Mann, der einen halben Kopf größer war. Er wirkte hager, aber kräftig. Nach Maruhns Meinung stellte dieser Mann genau die Art Ganove dar, die in der Nacht betrunkenen Passanten auflauerte, um sie auszurauben. Von so einem Raub bis zu einem Mord

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