Bitteres Blut
Erwartung eines großen Erbes in die Hände eines hartherzigen Dämons begeben hatte. Zu Bedingungen, die eher Anlass gaben, den Dämon zu erschlagen, als sich selbst mit einem Kälberstrick ums Leben zu bringen. Lorinser fühlte sich wie auf einer Reise ohne Ziel. Vielleicht solltest du deinen Ehrgeiz zügeln und abwarten, bis Thorsten Böse entwederlebend oder als Leiche auftaucht. Sorgen hast du auch so genug am Hals. Katta, die sicherlich auf deinen Anruf wartet. Und nach Steinbrecher fragen solltest du auch.
Er stand auf. »Haben Sie denn eine Erklärung für sein mysteriöses Verschwinden?«
»Ich kann mir nur vorstellen, dass er seinen heiß geliebten Porsche geschreddert hat und sich wegen dem Donnerwetter seines Alten nicht nach Hause traut. Könnte sein, dass die Mühle in einer Werkstatt steht und er bei ’ner Tusse auf die Heilung seines heiligen Blechs wartet.«
»Hatte er Feinde?«
»Wenn Sie sich in solch einem Dorf quer durch die Gemeinde vögeln, bleibt das nicht aus. Aber fragen Sie mich nicht nach Namen. Ich kenne nur die üblichen Gerüchte.«
»Wie stehen Sie zu ihm?«
»Ich?« Seine rechte Hand vollführte eine wegwerfende Bewegung. »Er kam mir nie so nahe, dass ich mir darüber Gedanken machen musste. Gleichgültig, würde ich sagen. Der Alte geht mir allerdings auf den Keks. Aber das ist eine andere Geschichte.«
»Na gut«, sagte Lorinser, unentschieden, ob er die Worte des jungen Kröger anzweifeln sollte. »Jedenfalls herzlichen Dank für den Espresso und die Zeit, die Sie für mich geopfert haben. Nur eines noch: Gibt es in der Gegend eine Tankstelle, bei der man nachts tanken kann?«
»Sogar drei. Die Esso und die von der Genossenschaft oben auf der B 51 und die kleine hier im Dorf. Aber bei allen geht das nachts nur über den Tankautomaten.«
»Und Ihren Vater finde ich in Lembruch?«
»Oder auf Sylt. Aber er hat es garantiert nicht verdient, in die blöde Geschichte hineingezogen zu werden.«
»Ich würde ihn dennoch gerne sprechen.«
Trotz seines offensichtlichen Widerwillens stand Olli Kröger auf, ging an seinen lackierten Schreibtisch und entnahm einem schwarzen Kästchen eine Visitenkarte. »Seien Sie gnädig«, sagteer, als er die Karte überreichte. »Der alte Herr ist fast siebzig und nicht bei bester Gesundheit. Sein Herz, Herr Kommissar, ist nicht mehr das stärkste.«
Lorinser dankte und verließ das Büro, das irgendwann einmal ein Wohnzimmer der Familie gewesen sein musste. Als er in die überhitzte Isabella stieg, klingelte sein Telefon.
»Ich sitze vor deinem Apparat«, nuschelte Steinbrecher mit kaum verständlicher Stimme. »Bin eben erst angekommen und wollte dir Guten Tag sagen. Ging natürlich nicht. Aber das Telefon nervte ewig lange. Ich hab abgehoben und hatte den Wolfhardt Böse dran. Er wollte unbedingt dich sprechen und niemanden sonst.«
»Hat er gesagt, wo er zu finden ist?«
»Aufgelegt hat er, der Arsch. Nachdem er sich darüber beschwert hat, was das für Zustände bei der Polizei seien, und so weiter und so fort. Du sollst dich umgehend mit ihm in Verbindung setzen. O Gott, ich brauche unbedingt ein Aspirin!«
»So schlimm war’s?«
»Rosa-Luxemburg-Tag.«
»Wie bitte?«
Stöhnen, das von einem krächzenden Auflachen ersetzt wurde. »Die Mädels ließen mir jede Freiheit … Du hättest mitkommen sollen. Wirklich. Ich war der einzige Gast. Vier Supermäuse, die sich ausschließlich um mich kümmerten. Und nächsten Montag machen die wieder auf Kommune. Denk mal drüber nach.«
»Ich brauche deine Unterstützung.«
»Ach ja?«
»Auf meinem Schreibtisch liegt die Akte Böse. In ihr findest du das polizeiliche Kennzeichen von dem Porsche des Jungen. Finde bitte heraus, wie viele in Frage kommende Werkstätten es in der Gegend gibt und frag bitte nach, ob der Wagen zur Reparatur abgegeben worden ist.«
»Das kriege ich hin.«
»Ist aber noch nicht alles. Thorsten Böse hat laut Simmerau in der Nacht noch tanken wollen. Wenn es dringend war, kann er esnur in der Samtgemeinde gemacht haben. Hier gibt es drei Tankstellen, die mit Tankautomaten ausgerüstet sind. Könnte sein, dass Böse dort mit Karte gezahlt hat und von einer Überwachungskamera aufgenommen worden ist. Ja, und recherchier mal, ob Böse ein Handy besitzt. Wenn ja, lass dir die Daten geben.«
»Ich hole mir erst mal einen Kaffee.«
»Ruf mich bitte sofort an, wenn du ein Ergebnis hast. «
Steinbrecher versprach, sein Bestes zu geben. Nach dem Kaffee. Lorinser
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