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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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hatte.
    Obwohl seine Umgebung voller Leben war, hatte er das Gefühl, abgenabelt zu sein und einsam und verlassen in einer engen Kapsel weit draußen am Rande des Weltraums ziellos herumzutorkeln. Er drehte den Zündschlüssel. Ein kurzes Mahlen, dann das unheilverkündende Klicken des Anlassermagneten. Die Batterieleuchte flackerte.
    Auch das noch!, dachte er und griff unter das Armaturenbrett, um die Motorhaube zu entriegeln. Unter seinem Sitz fand er den schweren Schraubenschlüssel, stieß die Tür auf, stieg aus und öffnete wenig später die Motorhaube. Der Geruch von Öl und Benzin stieg ihm in die Nase, als er sich über den Motor beugte, die Hand zwischen Auspuffkrümmern und Kühler schob und den vorhandenen Beulen am Gehäuse des Anlassers eine weitere hinzufügte. Schweißnass, ein Stoßgebet in Richtung des Anlassergottes sendend, ließ er sich wenig später in den Sitz fallen und drehte den Schlüssel erneut.
    Der Motor sprang an.
    »Sehr schön, der Wagen, aber ist das nicht eher etwas für Damen?«
    Lorinser, froh, die Technik noch einmal mit primitiver Gewalt auf Vordermann gebracht zu haben, entdeckte im Ausschnitt des Beifahrerfensters einen untersetzten Herrn, der ihn freundlich anlächelte. »Mag sein«, sagte er knurrend, »aber was macht Sie so sicher, dass ich keine bin?«
    Das Lächeln erlosch. Die freundlichen Augen begannen unsicher und erstaunt zugleich zu flackern, während die hochgezogenen Brauen einen Faltenteppich auf die Stirn zauberten. »Sie scheinen mir ja ein rechter Schlingel zu sein, obwohl …« Sein Blick richtete sich auf Lorinsers Schoß. »Na ja, heutzutage weiß man ja nie, wirklich … na ja, wenn Sie sich dabei wohlfühlen …«
    Er drehte irritiert ab und ging, sich nach einigen Metern noch einmal zweifelnd umblickend, davon. Lorinser trat das Kupplungspedal bis auf das Bodenblech durch und schaltete in den Rückwärtsgang. Das Knirschen des Getriebes projizierte das Bild eines berstenden Schädels vor seine Augen. Zertrümmert von einem hochwertigen Porzellanpferd, dessen Kopf durch Gewebeund Knochen tief ins Gehirn eingedrungen und durch die Wucht des Schlages abgebrochen war. Wie auch immer, es blieb eigentlich nur noch die Aufgabe, den Rest der Figur und natürlich deren Besitzer zu finden.
    Vielleicht würde Kommissar Zufall es ans Tageslicht bringen – oder auch nicht. Die Mär, jeder Täter mache irgendwann einen entscheidenden Fehler, gehörte für Lorinser seit Langem in den Bereich der televisionären Fiktion. Außerdem war das jetzt nicht sein Bier, jetzt hatte KHK Hildebrandt dank des Barhockers den Finger am Drücker. So einfach ist das.
    Nicht ganz so einfach war es, die dumm gelaufene Geschichte zu verdauen. Ein Glück zwar, dass der bekiffte Peruaner ihn mit dem Barhocker nicht umgebracht hatte, aber so kurz vor dem Ziel ausgeschaltet zu werden, war schon ein verdammt herber Schlag. Und dass Paula sich bedeckt hielt, war auch nicht gerade Balsam für seine angekratzte Seele. Hatte sie die für ihn so wundervolle Nacht etwa als herbe Enttäuschung erlebt?
    Seine Gedanken wurden vom Klingeln des Handys unterbrochen. Er fischte das Gerät aus der Hosentasche und meldete sich.
    »Sievers«, sagte eine jugendlich muntere Stimme. »Mein Lebensgefährte teilte mir mit, dass Sie mich zu sprechen wünschen.«
    »Ihr Lebensgefährte …?«
    »Dieter Burfeind. Wir haben diesen Erotikbilderhandel. Sie haben vor einigen Tagen mit ihm in unserem Haus gesprochen. Über Thorsten Böse.«
    »Ja, richtig«, sagte Lorinser und sah das Bild des hageren Mannes vor sich, der den weiblichen Part der eheähnlichen Gemeinschaft in der Nachbarschaft von Halvesleben gab. »Ihren Anruf habe ich allerdings schon früher erwartet.«
    »Tut mir leid, ich hatte unaufschiebbare Termine.«
    »Aber jetzt sind Sie verfügbar?«
    »Bin bereits auf dem Weg zu Ihnen ins Präsidium, ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie auch da sind.«
    »Da bin ich schon, aber nicht in der Inspektion.« Lorinser bremste in der Einfahrt zur Bahnhofstraße ab. Sievers in seinem Büro zu empfangen, schloss sich aus. Aber nichts sprach dagegen, ihn sozusagen privat unter konspirativen Umständen zu treffen. »Kennen Sie das Café Stöver in der Fußgängerzone?«
    »Ja, kenne ich.«
    »Gut, Herr Sievers, dann treffen wir uns dort. Wann können Sie da sein?«
    »In zehn Minuten etwa. Die Frage ist nur, wie ich Sie erkenne.«
    »Halten Sie Ausschau nach einem verbeulten Dreißiger mit einem Verband am

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