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Bitteres Rot

Bitteres Rot

Titel: Bitteres Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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Generalstab.«
    »Sei kein Feigling, Hauptmann.«
    »Das ist es nicht   …«
    »Also los! Womit fangen wir an?«
    »Mit dem Mantel.«
    »Es ist eine Frau, oder?«
    Hessen nickte. Tilde zog den Mantel aus und warf ihn zu ihm hinüber. Er griff danach und ließ ihn hinter sich aufs Sofa fallen. »Jetzt die Schuhe.«
    »Kenne ich sie?« Tildes Erregung stieg.
    Hessen nickte wieder. Tilde schlüpfte aus den Schuhen und schleuderte sie ihm entgegen, er konnte sie gerade noch abwehren. Danach zog sich Hessen mühevoll die Jacke aus. »Jetzt du!«
    »Eine Arbeitskollegin?«
    Hessen schüttelte den Kopf und Tilde zog sich die Kostümjacke aus.
    »Die Bluse.«
    »Eine Freundin?«
    Hessen nickte.
    »Lügst du mich auch nicht an? Du kennst meine Freundinnen doch gar nicht.«
    »Eine Freundin«, sagte er mit ernster Stimme.
    Tilde begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Erst vorne, von oben nach unten, dann die Manschetten. Sie ließ die Bluse zu Boden gleiten und saß nun in ihrem weißen BH vor ihm, der ihre üppigen Brüste kaum bändigen konnte. |93| Zum ersten Mal konnte sie Begehren in Hessens Augen lesen.
    »Du kennst ihren Namen?«
    »Ja.« Er zog sein Hemd aus und stand nun in Unterhemd und Uniformhosen vor ihr, die Hosenträger baumelten rechts und links neben seinen Hüften.
    »Anfangsbuchstabe?«
    »I wie
Italia
, und jetzt der Rock.«
    Sie öffnete den Verschluss und streifte den Rock ab. Sie hoffte mit jeder Faser ihres Herzens, dass es nicht sie war. Nein! Das durfte nicht sein. Sie zermarterte sich den Kopf, Namen tauchten auf und verschwanden wieder: Ida, Ines, Iride, Isotta, Ilaria, Ingrid   …
    »Zweiter Buchstabe?«
    »O wie
Ovid

    Das Urteil war gefällt.
    »Iolanda«, hauchte sie mit leerer Stimme.
    Hessen sah sie an und verharrte regungslos. Er bemerkte, wie sich Tildes Augen mit Tränen füllten. Er wandte sich ab, setzte sich auf die Bettkante und zog die Stiefel aus. »Es tut mir leid, aber sie ist es.«
    So endete das Spiel, das als Geplänkel begonnen hatte, in einer Tragödie. Ob er vielleicht doch gelogen hatte?
    »Du wirst mich doch nicht anlügen, du verdammter Deutscher?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er packte sie an den Schultern und drückte sie in die Kissen. Sie wehrte sich nicht. Mit der Verzweiflung eines Kindes, das sich weigert, an die brutale Wahrheit zu glauben, die einfach nicht wahr sein darf, gab sie sich ihm hin.
    Die Nacht war noch jung. Die knisternden Flammen des Kaminfeuers warfen ihr bizarres Licht auf die ineinander verschlungenen Körper. Die tiefschwarze Nacht legte sich wie ein schützender Schleier über sie, doch |94| irgendwann würde der Morgen grauen. Keine noch so lange Dunkelheit konnte sie vor der schmerzhaften Realität bewahren, ein Schmerz, der schwerer wog als der Verlust ihrer Jungfräulichkeit. So hatte sie sich das erste Mal bestimmt nicht vorgestellt, aber zu diesem Opfer war sie bereit gewesen. Hessens Worte jedoch hatten sie wirklich verletzt. Was sie von ihm erfahren hatte, war viel schmerzhafter als sein in sie eindringender Penis.
    Jetzt, da sie die Wahrheit kannte, wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte.
    Sie würde zu ihren Kameraden zurückkehren, mehr als zwei Worte gab es nicht zu sagen: »Mission erfüllt.«

|95| Bluthochdruck
    Lanza war nicht wie Olindo Grandi oder Gino Bavastro. Er empfing mich kühl und mit aufgesetzter Freundlichkeit. Er residierte in einem hochherrschaftlichen Palazzo in der Via Molfino, einem Sträßchen, das sich entlang des Rio Cantarena zur Via Costa hochzieht. Seine Frau Ada war das genaue Gegenteil. Nachdem sie mir die Jacke abgenommen hatte, schwirrte das zierliche Persönchen um mich herum und bombardierte mich mit Fragen. Ob ich einen Kaffee wolle, oder vielleicht einen Tee, ob ich schon zu Mittag gegessen hätte, ob sie mir einen Orangensaft oder einen Cognac anbieten dürfe. Ihr Mann hielt diesen Eifer offensichtlich für übertrieben, hielt sich mit einem Kommentar aber zurück. Nachdem ich kapituliert und ein Glas Rotwein akzeptiert hatte, gingen wir ins Wohnzimmer und nahmen in bequemen schwarzen Ledersesseln Platz. Lanza steckte sich eine Zigarette an, ich begann meine Pfeife zu stopfen.
    Der alte Mann war elegant gekleidet. Teurer Hausmantel, darunter grauer Pullover, weißes Hemd und dunkle Krawatte. Dazu Bundfaltenhosen und Wildlederschuhe mit Kreppsohle, genau wie ich. War das sein üblicher Sonntagsstaat? Oder lag es an meinem Besuch?
    Die

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