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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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Ausdruck für Geduld und Fürsorge. Man zeigt damit Liebe im Kleinen, man gibt, ohne etwas dafür zu bekommen, denn das Einzige, was man bekommt, ist Spritzmittel an den Händen. Ein wahrer, prestigeloser Liebesbeweis, der in vielerlei Hinsicht der Männerrolle widerspricht. Aus dem gleichen Grund liebe ich Männer, die eine Lunchbox dabeihaben und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder zu Fuß gehen, anstatt das Auto zu nehmen. Und Männer, die tanzen. Warum trauen sich so wenige Männer zu tanzen? Verstehen sie nicht, dass es eine ganz großartige Handlung ist, die zeigt, dass sie Menschen sind, die keine Angst haben, sich zu öffnen? Stattdessen lernen schon kleine Jungs, sich körperlich nicht auszudrücken, vor allem nicht auf diese sich ausliefernde Art. Im Unterschied zum Sport geht es nicht darum, zu wetteifern oder zu gewinnen. Und so stehen sie also verkniffen mit einem Bier in der Hand am Rand der Tanzfläche und glotzen die Mädchen an, die miteinander tanzen. Wenn ich mich jemals von Johan trennen sollte, dann ist mein nächster Mann einer, der tanzt. Ich glaube, das ist eine meiner wenigen Forderungen: nie mehr einen Mann, der sich nicht zu tanzen traut!
    Der finnische Familienvater steht beschützend hinter seiner sonnenbadenden Familie und betrachtet sie stolz. Ganz sicher ein Orangenmann! Und er fotografiert sie. Eine meiner Freundinnen erzählte, wie sie ihre ganze Kindheit hindurch geglaubt hat, sie sei eine Vatertochter. Nicht weil sie viele konkrete Erinnerungen daran gehabt hätte, dass der Vater sich am Familienleben beteiligte, er war meistens beruflich unterwegs, aber das Familienalbum war voller Bilder von ihr und dem Vater. Es gab kaum Bilder von ihr und der Mutter, und deshalb dachte sie, der Vater war doch häufiger anwesend, als sie sich erinnern konnte. Bis ihr eines Tages klar wurde, dass die Mutter all die Bilder von ihr und dem Vater aufgenommen haben musste. Diese Frauen, die ständig die Abwesenheit ihrer Männer verschleiern. Die für Geschichten und Fotos sorgen, um die Sehnsucht der Kinder kleiner zu machen.
    Sind vielleicht deshalb die Väter in Kinderbüchern und Kinderfilmen so gegenwärtig?
    Ein Film, den Sigge liebt, ist Findet Nemo. Er handelt davon, dass ein Fischvater den ganzen Film hindurch seinen Sohn sucht, der in ein Aquarium entführt wurde. Die Mutter ist einfach tot. Genau wie Pippis Mutter. Und wo ist die Mutter von Willi Wiberg? Keine Ahnung.
    Als ob die Geschichten für Kinder ebenfalls das Fehlen der Väter im richtigen Leben kompensieren müssten.
    Im richtigen Leben kenne ich viele Menschen, die ohne Vater aufgewachsen sind, aber niemanden ohne Mutter. Und ich kenne Menschen, die einen Vater hatten, der wirklich präsent war. Väter, die nach einer Scheidung das halbe Sorgerecht hatten, Väter, die nicht immer nur gearbeitet haben. Aber es sind nicht viele. Erheblich weniger als die vielen Väter, die nie da waren. Die mehr oder weniger nur an Feiertagen zu einem Gastspiel nach Hause kamen. Die freitags und samstags mal was Tolles gekocht haben, um dann am Montagmorgen wieder zu verschwinden.
    Es muss wunderbar sein, so herbeigesehnt zu werden. So wunderbar, dass man das Ganze vielleicht missversteht und erfüllt und stolz wird? Und ein Lied schreibt über die Sehnsucht der Tochter im Lied von Evert Taube? Papa, komm heim. Ich sehne mich so sehr nach dir. Komm, bevor der Sommer vorbei ist, lieber Papa.
    Und alle finden es süß, obwohl es eigentlich schrecklich traurig ist.
    Ich werde nie den schwülen Junimorgen vergessen, an dem die Leberpastete schimmelig war, und das ist für mich das Ekligste, was es gibt. Johan war seit Wochen weg, er kam nur an den Wochenenden nach Hause, Sigge sehnte sich nach ihm und auch ich sehnte mich nach ihm. Wir gingen also durch den Park zum Kindergarten wie zwei müde und traurige Häufchen Elend. Sigge saß schweigend im Buggy, normalerweise fragt er ununterbrochen nach allem, was er unterwegs sieht. Warum die Luft durchsichtig ist, wo die Sonne eigentlich wohnt und ob ich Birneneis mag. Aber jetzt saß er schweigsam und müde im Wagen, ich wollte stehen bleiben und ihn in den Arm nehmen, aber stattdessen ging ich noch schneller. Und mitten in das Schweigen hinein kam seine Frage.
»Mama, warum muss Papa in Växjö arbeiten?«
Ich gab ihm eine müde, ausweichende Antwort.
    »Er muss einfach. Im Moment ist dort seine Arbeit.«
    »Aber warum?«
    »Damit er Geld verdient und wir Geld haben, um Essen zu kaufen und die Miete zu

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