Bittersuess
dass ich prompt anfange zu glucksen. „Halb und halb“, antworte ich freundlich.
Dann wird mir der Ernst der Lage wieder bewusst und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich eben so reagiert habe.
‚Hier ist kein Platz für Scherze’ , rüge ich mich und schüttele über mich selbst den Kopf.
Ich putze mir mindestens fünfmal hintereinander die Zähne und creme mein Gesicht vorsichtig ein. Auf die wunden Stellen an meinem Handgelenk und am Fußknöchel trage ich die Salbe auf, dann schaue ich mir die Anziehsachen an, die er mir hingelegt hat.
Ein T-Shirt, eine Shorts, eine Jogginghose und Socken, allesamt viel zu groß, aber ich bin froh, dass ich saubere Sachen anziehen kann. Nur, dass kein BH dabei ist, stört mich natürlich, aber wirklich wundern darf mich das ja auch nicht. Ich wasche meine Unterwäsche mit dem Duschgel aus und schlüpfe in die sauberen Sachen. Sofort fühle ich mich viel, viel besser. Mit der nassen Wäsche in der Hand trete ich dann zögernd aus der Tür hinaus.
Mein Entführer steht an die Wand gelehnt und betrachtet mich neugierig. Ich kann seine Blicke spüren, er mustert mich ausgiebig und ich werde verlegen.
„Und? Besser?“, fragt er mich freundlich.
„Ja. Das kann man so sagen“, antworte ich leise.
Er nimmt meinen Arm und führt mich zurück in das Zimmer mit dem Bett.
„Wo soll ich meine dreckigen Sachen hinlegen?“, frage ich ihn. Immer noch kommt mir die Situation befremdlich vor. Ich plaudere mit ihm, als wäre ich Gast in einem Hotel.
„Darum kümmern wir uns, die brauchen wir noch“, sagt er knapp.
Ich schaue ihn entsetzt an und Wut überkommt mich. „Durfte ich deswegen duschen?“, fragte ich ihn und mir schießen wieder die Tränen in die Augen.
‚ Nein, kein Hotel, Stella. Wie konntest du nur einen Moment deine Lage vergessen!’
Er zuckt nur mit den Schultern, dann verlässt er den Raum. Schnell schaue ich mich um, ich suche nach einer Fluchtmöglichkeit, aber ich sehe nur ein Fenster, vor dem Vorhänge zugezogen sind. Ich stehe auf und schiebe sie zur Seite.
Natürlich – Gitterstäbe. Er hat es mir ja auch gesagt.
„Haben Sie mir nicht geglaubt?“, höre ich seine Stimme hinter mir und ich drehe mich schnell zu ihm herum.
Er nimmt mir die nasse Kleidung aus der Hand und hängt sie über die Lehne des Bettes. Für einen Moment ist es mir peinlich, dass er meine Sachen anfasst, dann schiebe ich dieses Gefühl aber ärgerlich weg.
„Nennen Sie mir einen Grund, warum ich irgendetwas glauben sol lte, was Sie mir erzählen!“
Er lacht leise, ich würde am liebsten auf ihn losgehen, auf ihn einschlagen und ihm diese Scheiß Maske vom Kopf reißen, aber ich weiß ja selbst, dass das von vorneherein chancenlos ist. Zumal die anderen beiden hier auch noch irgendwo sind.
Wie auf Kommando erscheinen sie auch prompt hinter ihm in dem Schlafzimmer.
„Na, was macht unsere Prinzessin? Sieht ja wieder halbwegs menschlich aus , die Kleine“, lacht Kevin. „Ich glaube, das nächste Mal schaue ich beim Duschen zu.“
Der kleine Dicke lacht gröhlend auf und mir wird gerade ganz anders. Meine Beine sind auf einmal aus Gummi und ich presse mich vor Angst gegen die Wand.
‚Vielleicht wäre ich in der Fabrikhalle doch besser aufgehoben gewesen’ , schießt es mir durch den Kopf.
Kevin lässt sich auf das Bett plumpsen und streckt mir auffordernd die Hand entgegen.
„Na komm, Mäuschen“, lacht er höhnisch. „Hier ist es viel bequemer und ich kann dir ein paar schöne Sachen zeigen…“
Er und der D icke bekommen sich nicht mehr ein vor Lachen und ich versuche, nicht vor lauter Panik zu schreien. Es fällt mir schwer.
„Einen Scheißdreck wirst du“, sagt mein Entführer barsch zu ihm. „Reiß dich zusammen! Denk an unsere Abmachung!“
„Du bist ein elender Spielverderber. Wir können sie uns doch teilen“, mischt der Dicke sich jetzt ein.
Ich reiße entsetzt die Augen auf, zitterte unkontrolliert am ganzen Körper, ich höre mich leise wimmern, versuche dann, mich zu beherrschen, doch das klappt einfach nicht.
„Untersteht euch“, die Stimme des Netten klingt jetzt immer schärfer. „Und jetzt beweg deinen Hintern aus dem Bett!“
Kevin macht erstmal keine Anstalten. Er und mein Entführer liefern sich ein Duell mit den Augen.
Ich halte gespannt den Atem an und bete innerlich, dass der Nette gewinnt.
Ohne ein weiteres Wort steht Kevin auf, ich gestatte mir aber noch nicht, erleichtert zu sein.
„Und jetzt raus hier“,
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