Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
war Dr. Craig der Killer, den die Urmutter mir zu zeigen versucht hatte. Und ihr »Steckbrief« war also doch nur symbolisch gemeint gewesen. Jemand sollte ihr wirklich eine Digitalkamera schenken. Ich konnte nur hoffen, dass Hugh bereits herausgefunden hatte, dass Dr. Craig hinter allem steckte, und ihn irgendwo in einer Zelle gefangen hielt. Aber irgendwie bezweifelte ich, dass mir so viel Glück beschieden sein sollte. Und meine Schadenfreude darüber, dass Helen ein korruptes Bullenschwein war, hatte auch etwas an Intensität verloren, jetzt, wo ich ihr in die Fänge geraten war. Dennoch, sie schien nicht im selben Schurkenteam zu spielen wie Dr. Craig, sonst würde sie sich wohl kaum in einem Bannkreis verstecken. Und sie wollte etwas von mir, etwas, wofür sie meine Einwilligung brauchte, denn sonst hätte sie nicht gesagt, dass ich einigermaßen beieinander sein musste … Hm … Ihre Tochter wurde vermisst. Ich machte den Gedankensprung und landete …
»Dr. Craig hält Nicky als Geisel, und ich bin das Lösegeld, stimmt’s?«, riet ich.
»Sie haben’s erfasst, Ms Taylor.« Sie schaute mich hochmütig an. »Selbst Sie haben manchmal Geistesblitze.«
»Die eigentliche Frage ist, was genau Sie von mir wollen, denn sonst hätte der Austausch ja bereits stattgefunden. Ist ja nicht so, dass ich Ihnen weglaufen könnte.« Ich deutete auf meine Hand- und Fußschellen.
Sie kräuselte verächtlich die Lippen. »Craig ist an Ihrer Gebärfähigkeit interessiert.«
Klar war er das. Wer war das nicht? Aber … »Was genau meinen Sie mit ›an meiner Gebärfähigkeit interessiert‹?«
»Setzen Sie sich auf und schauen Sie selbst.«
»Warum braten Sie mir nicht einfach eins über? Das wäre leichter«, erwiderte ich genervt.
Sie presste gereizt die Lippen zusammen. Dann murmelte sie etwas und klatschte ihre Hand auf meine Schulter. Ich jaulte auf, aber der Schmerz blieb aus. Stattdessen machte sich ein taubes, warmes Gefühl in meiner Schulter breit. »Es ist nicht geheilt, Sie sollten Ihren Arm also besser nicht benutzen«, sagte sie warnend, »und es wird auch nicht lange anhalten.«
Immer noch besser als gar nichts. Ich stemmte mich mit meinem unverletzten Arm hoch und schaute mich um.
justify
50. K apitel
I m Zentrum des mittelalterlich anmutenden, etwa tennisplatzgroßen Raums standen in einem Kreis zirka zwanzig Krankenhausbetten mit halbhoch gestellten Lehnen. In den Betten lagen, oder besser saßen, junge Mädchen. Und alle waren in denselben Doppelgänger-Glamour gehüllt wie die beiden toten Faelinge in Dead Man’s Hole. Abwechselnd saßen da das hübsche »Mädchen von nebenan« mit hellbraunen Haaren und Sommersprossen (Sally Redmans Glamour) und die blonde, blauäugige Schönheit à la Miranda, die junge Hexe vom Morgan Le Fay College.
»Oookay«, brummelte ich, »unheimlich, oder was?« Dann fiel mir etwas auf, das noch unheimlicher war: Sie waren alle schwanger, viele davon so schwanger, als wäre es nicht mehr lange bis zum D-Day. Oder besser B-Day? Und nicht nur das: Neben einem halben Dutzend Betten standen auf Gestellen durchsichtige Plastikwannen, in denen Babys schliefen. Und keines der Mädchen sagte ein Wort, alle saßen sie nur da und lächelten selig vor sich hin, als wäre dies der schönste Ort auf der Welt. Das Ganze kam mir vor wie eine Versammlung werdender Stepford-Mums. Das musste eine Art Happy-Zauber sein. Zwanzig Mädchen auf einem Haufen wären normalerweise nie so still und friedlich. Ich schaute genauer hin, konnte aber nichts erkennen, zumindest nicht an den Stepfords.
Aber da war was, auf der rechten Seite des Raums. Etwa auf halber Höhe stand eine große, neumodische Standuhr, und die triefte geradezu vor lauter Zaubern. Sie wollte so gar nicht zum mittelalterlichen Look des Orts passen – rostige Ritterrüstungen wären angemessener gewesen –, aber es schien diese Uhr zu sein, die (im wahrsten Sinne des Wortes) die Zeit anhielt. Daneben war eine Tür. Aber ich bezweifelte, dass dies der Ausgang war; sie war zu schmal, die Krankenhausbetten hätten da nie durchgepasst. Und eines war sicher: Diese Betten stammten aus einem richtigen Krankenhaus aus der realen Welt.
»Was Sie hier sehen, sind die neuesten Bemühungen der Merlin Foundation zur Produktion der nächsten Generation von Zauberern«, riss Helen mich aus meinen Überlegungen, »alles mithilfe von IVF , Magie und Leihmüttern. Craig hat eine Methode entwickelt, um Retortenbabys zu erschaffen, die alle
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