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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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ausgeschlagenen Glassarg, den würzigen Geschmack von Maliks Blut auf der Zunge. Er hatte mich mal wieder geheilt. Ich bedauerte nur, dass ich nicht da gewesen war, um es zu genießen. Mein Sarg stand in der »Aussegnungshalle« des Coffin Clubs. Mein Magen krampfte sich besorgt zusammen. Hatte da jemand vielleicht ein bisschen zu viel schwarzen Humor? Das wäre mir lieber als eine Art ominöse Schneewittchen-Symbolik, weil ich meine Verabredung mit der Morrígan verschlafen hatte.
    Ich richtete mich erschrocken auf. Der Saal war leer – bis auf Mad Max, der, an einen blutverschmierten Sarg gelehnt, aufmerksam zu mir herschaute. Mit verschränkten Armen stand er auf der erhöhten Plattform des Altarbereichs. Er trug wieder einmal seine rote Husarenjacke, das lange platinblonde Haar im Nacken zusammengefasst … und seine glänzenden kniehohen Stiefel ruhten auf einem zottigen orangeroten Fell: die haarige Haut des alten Donn.
    »Ich muss wissen, wie lange es noch bis Sonnenuntergang ist«, sagte ich so gelassen wie möglich.
    Mad Max schmunzelte träge. »Die Sonne geht erst in ein paar Stunden unter, Schätzchen.«
    Ich atmete erleichtert auf. Es war noch Zeit. »Was ist passiert, während ich weg war?«
    »Dein Freund von der Polizei, der Troll, ist mit heulenden Sirenen und einem ganzen Schwarm Sankas hier eingetroffen«, erklärte er gemütlich, »sie haben alle ins HOPE verlegt – oder abgeführt, je nachdem.«
    »Ah, gut.« Hugh schien also alles unter Kontrolle zu haben.
    Ich kletterte aus dem Sarg und schaute mit einer Grimasse auf die blutbesudelten weißen Polster, die ich hinterließ, dann auf meine blutbesudelten Jeans und mein blutiges, zerfetztes T-Shirt. Irgendwie hatte meine Kleidung mehr unter der magischen Explosion gelitten, als ich bisher angenommen hatte. Ich verschwendete einen kurzen, sehnsüchtigen Gedanken an eine heiße Dusche, einen eiskalten Wodka und saubere Kleidung. Aber das musste noch warten.
    Erst galt es, ein paar Probleme zu klären. Und dann natürlich mein Rendezvous mit der Morrígan einzuhalten.
    Problem Nummer eins stand immerhin vor mir.
    »Und«, sagte Mad Max lässig, »wie geht’s so, Kusinchen? Alle Wehwehchen weg?«
    Ich bedachte ihn mit einem undurchdringlichen Blick. »Kusinchen? Sollte es nicht eher ›Nichte‹ heißen?«
    Er hob die Brauen. »Ach, die Katze ist wohl aus dem Sack, was?«
    »Du sagst es.«
    Er breitete die Arme aus und machte eine schwungvolle Verbeugung. »Kusinchen wievielten Grades auch immer von der Vaterseite« – er schlug auf den Sarg, an dem er lehnte: darin lag, in blutbesudeltem weißem, diamantenfunkelndem Anzug, den makabren Pfahl in der Brust, Fjodor – »und der hier ist nicht nur mein guter alter Paps, sondern auch der von deiner Mum. Was deine Mum zu meiner verrückten kleinen Schwester macht und mich zu deinem Onkel. Aber wer kann da schon den Überblick behalten! Außer, man verweist die liebe Verwandtschaft in ihre Schranken« – erneut schlug er, mit offensichtlicher Genugtuung, auf den Sarg – »du brauchst dich nicht auf mein Wort zu verlassen, wirf lieber mal einen Blick da rein.« Er deutete auf ein dünnes schwarzes Album, das an dem Glassarg mir gegenüber lehnte.
    Ich trat über den Mittelgang und riss es an mich.
    »He, Vorsicht!«, rief Mad Max scharf, »wenn du da ’nen Knick reinmachst, kriegst du’s mit mir zu tun!«
    Ich warf ihm einen giftigen Blick zu und schaute mir das Album dann genauer an. Es bestand aus feinem schwarzem Leder, die Ecken waren mit Silber beschlagen und das Buch mit einem aufwendigen silbernen Schloss verschließbar. Mad Max’ Tagebuch? Meine Fingerspitzen brannten, als ich an dem silbernen Schloss nestelte und es schließlich an der Stelle aufschlug, wo ein schwarzes Lesebändchen die Seite markierte. Ein schwacher Rosenduft wehte mir entgegen wie eine ferne Erinnerung.
    Auf der linken Seite prangte ein Familienstammbaum. Ich musste ein hysterisches Kichern unterdrücken: Das war schon der zweite Stammbaum innerhalb von zwei Tagen. Was mich vorerst jedoch weit mehr interessierte, war die gegenüberliegende rechte Seite. Darüber stand in einer seltsam kindlichen Schrift das Datum: der 18. Juni, vor sechsundzwanzig Jahren, und dazu: Brigittas fünfzehnter Geburtstag.
    Unter der Überschrift klebte eine verblasste rote Rose, daneben vier schmale Fotostreifen aus einer dieser Sofortbild-Fotokabinen. Auf den ersten drei Streifen waren die Gesichter von zwei kichernden Mädchen zu sehen.

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