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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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und den rosa Fahrradhelm. Sie zuckte zurück, riss kurz die Augen auf, seufzte und schloss sie wieder. Diesmal, um in einen tiefen Schlaf zu versinken. Ihr Kleid verschwand; zurück blieben lediglich die weiße Stretch-Shorts und der rosa Fahrradhelm, beides offenbar real und nicht Teil ihres Glamours. Sie sah nicht sehr viel anders aus, wenn man von ihrer Haut absah, die einen graugrünen Schimmer hatte und mit winzigen braunen Lentizellen gesprenkelt war, was tatsächlich Ähnlichkeit mit der Rinde eines Kirschbaums hatte. Ich wartete darauf, dass sie umkippte und ich sie auffangen konnte, als aber nichts geschah, fiel mein Blick auf ihre Füße: dünne Wurzeln hatten sich in meinen Holzfußboden gegraben und hielten sie aufrecht.
    Na, mein Hauswirt würde darüber nicht gerade begeistert sein. Ich seufzte. Wenigstens konnte sich Sylvia auf diese Weise nicht verletzen. Da ich sie nicht so halbnackt in meinem Wohnzimmer herumstehen lassen wollte – und außerdem ein schlechtes Gewissen hatte –, wickelte ich sie, so gut es ging, in meinen Bademantel. »Danke für die Einladung zum Abendessen, Sylvia«, sagte ich leise, obwohl ich wusste, dass sie höchstens ein Eimer Salzwasser aus diesem Tiefschlaf hätte holen können, »aber ich habe heute schon was anderes vor, und das geht dich nichts an.« Die Gute würde erst mal ein paar Stunden tief und fest schlafen.
    Ich zog ein T-Shirt und Jeans an – beide schwarz wegen meiner späteren Pläne, holte das Sandwich von gestern aus dem Kühlschrank (es hätte mein Abendessen sein sollen), dazu ein Glas Orangensaft und setzte mich im Schneidersitz auf den Teppich vor meinen Computer. Dann begann ich zu googeln. Als ich fertig war, nahm ich die Akte zur Hand, die mir Victoria Harrier mitgegeben hatte, und holte die Liste der verschwundenen Faelinge heraus. Sie erstreckte sich über die letzten zwei Jahre. Es war nicht schwer, ein bestimmtes Muster zu erkennen. Bis vor fünf Monaten waren die Fälle, was Geschlecht und Anzahl der toten Faelinge betraf, mehr oder weniger konstant gewesen. Doch seitdem verschwanden nur noch weibliche Faelinge, die meisten davon Prostituierte, wie mir auffiel, also Mädchen, die besonders verwundbar waren und die kaum jemand vermissen würde. Vampire hatten das nicht getan, denen war das Geschlecht ihrer Opfer egal, wenn es um Blut und Sex ging. Außerdem hatte Malik seinen Vampiren verboten, Fae oder Faelinge zu überfallen. Die beiden toten Faelingmädchen waren nur die Spitze des Eisbergs. Fünfzehn weitere waren verschwunden, und das waren nur diejenigen, deren Verschwinden auch gemeldet worden war.
    Ich kaute nachdenklich auf meinem BLT -Sandwich herum, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet. Ob die anderen auch alle tot waren? Oder wurden sie irgendwo gefangen gehalten und waren noch am Leben? Ich musste an meinen Ausflug in den Disney-Himmel denken. Engel/Die Mutter hatten gesagt: Sie sterben und nicht, sie sind tot , was Anlass zur Hoffnung gab – vielleicht konnte man die Mädchen noch retten, bevor sie umkamen, bevor er sie tötete. Er, der gehörnte Satan oder was immer damit gemeint sein mochte, denn Hörner waren ja auch ein Symbol für Potenz, für Fruchtbarkeit, und hier ging es ja schließlich um einen Fruchtbarkeitsfluch. Falls das Abbild des Gehörnten also wörtlich genommen werden musste und nicht symbolisch, deutete das unweigerlich auf die Satyre hin, da sie die einzigen gehörnten Fae in London waren, das mochte mir nun passen oder nicht.
    Du wirst dem ein Ende machen. Du wirst den Fluch brechen. Du wirst ihnen ein neues Leben schenken . Eins und zwei waren klar, aber der dritte Befehl … vielleicht hatte man den ja genauso wörtlich zu nehmen? Vielleicht musste ich ja nur die verschwundenen Faelinge retten, um den Fluch zu brechen, ihnen ein neues Leben schenken und nicht die neue Fae-Generation via meines Uterus auf den Weg bringen. Aber vielleicht war das ja bloß (verzweifeltes) Wunschdenken von mir.
    Dann war da noch Göttin Nummer zwei, die Morrígan. Eine Göttin, die es mit Raben hatte, die wollte, dass ich nicht vergaß, was es heißt, ein Kind zu verlieren, und dann noch das tote Rabenmädchen. Man musste kein Genie sein, um hier zwei und zwei zusammenzuzählen. Die Morrigan und die Urmutter wollten dasselbe. Ich wünschte nur, sie hätten sich ein wenig abgesprochen und mir weniger kryptische Hinweise hinterlassen … aber ein Gutes hatte die grässliche Alien-Show immerhin: Es war klar, dass die

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