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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bornemeyer, der ausgeschickt worden war, eine Ehefrau zur Rettung der Ehe zu beobachten, plötzlich selbst den Scheidungsgrund lieferte?
    Die Konsequenzen waren unübersehbar. Ein Angestellter des Anwaltsbüros legt sich mit dem Beobachtungsobjekt einfach ins Bett, es entstehen Ehebruch, Betrug, Scheidung, und das alles unter dem Auftrag, eine Ehe zu flicken.
    Dr. Portz war in einer verzweifelten Lage. In Paris wartete Peter Sacher auf den ersten Bericht. Er war brav, ließ sich nichts zuschulden kommen, jedenfalls waren keine nachteiligen Meldungen aus Paris gekommen. Und an diesen korrekten Ehemann, der sich wirklich bemühte, in sich zu gehen, mußte man jetzt schreiben: ›Lieber Peter, Deine Frau liegt mit meinem Assessor Bornemeyer im Bett!‹
    Unausdenkbar! Dr. Portz rieb sich den Schweiß vom Gesicht und warf das Tippfräulein, das ihm eine Flasche Kognak brachte, brüllend aus dem Zimmer.
    Man hätte den irrsinnigen Auftrag gar nicht annehmen sollen, dachte er. Es bewahrheitet sich immer wieder! Es ist leichter, eine Ehe zu scheiden, als eine angeknackste wieder zu leimen. Außerdem ist ein Sack blutdurstiger Flöhe leichter zu hüten als eine schöne Frau.
    Auf keinen Fall aber hätte man Bornemeyer wegschicken dürfen. Ein gehemmter Typ wie er wird zum Raubtier, wenn man ihm alle Zügel nimmt. Das hätte man wissen sollen. Ein Scheidungsanwalt ist dann gut, wenn er auch ein guter Psychologe ist.
    Dr. Portz entkorkte die Kognakflasche und trank erst einmal drei Doppelstöckige. Das beruhigte ihn etwas. Seine Gedanken wurden klarer. Der scharfe Alkohol brannte die Erregung fest.
    Man muß sich das alles reiflich überlegen, dachte er. Man muß einmal darüber schlafen, morgen sieht alles anders aus. Nur eines ist sicher: Bornemeyer muß sofort aus Borkum zurück!
    Pläne sind dazu da, daß man sie schmiedet. Ob sie ausgeführt werden, hängt von vielen Dingen ab, an die man nicht denkt und die plötzlich vorhanden sind. Der schönste Plan aber ist nichts wert, wenn für ihn eine Grundlage fehlt. Für Dr. Portz bedeutete die weitere Durchsicht der Post das Wegrutschen aller gedanklichen Plattformen.
    Unter dem Berg von Briefen sah er einen länglichen herausragen, der eine französische Marke trug. Noch bevor er ihn ganz herauszog, wußte er, wer der Absender war. Mit zitternden Fingern riß er ihn auf:
    ›Bester, guter Ernst!
    Paris – ich wollte, ich könnte Dir den Duft dieser Stadt auf die Zunge legen, damit auch Du etwas von dem Glück mitbekommst, das mich umfängt. Wie herrlich muß der Tod Adonis' gewesen sein, der an der Lie be starb.
    Guter Freund: Ich liebe! Wirklich! Ich liebe! Ich brenne! Yvonne heißt sie. Ihre Lippen sind ein See, mit Nektar gefüllt. Ihre schwarzen Locken hül len mich ein wie ein seidenes Gespinst. Ihre Augen, ihre Hände, ihr Lä cheln, ihr Gang, die Neigung ihres Kopfes, ihr Hals, ihre Brust (soll ich weiter aufzählen, es würde kein Ende nehmen) – alles an Yvonne ist ein trunkener Kuß. Ich friere bei dem Gedanken, daß in sechs Wochen alles vorbei sein soll. Ich schaudere in meinem Rosenbett bei dem Gedanken an Düsseldorf und an die stillen, schläfrigen Abende in Kaiserswerth.
    Hier bin ich ein Mensch – hier kann ich's sein!
    Hebe das Papier dieses Briefes an die Lippen und spüre, wie Blütenduft ihm entquillt. Es ist das Parfüm Yvonnes. In diesem Hauch des Paradie ses lebe ich und fühle die Jugend wieder in meinen Adern.
    Beneide und beglückwünsche mich. Des Glückes ist kein Ende mehr.
    Dein Peter.‹
    Dr. Portz hob den Brief nicht an die Nase und schnupperte das Parfüm des Paradieses – er schleuderte das Papier in den Papierkorb und griff zum Kognak.
    Sabine Sacher mit meinem Assessor Bornemeyer und Peter Sacher mit einer Yvonne, die Lippen wie Nektarseen hat. Das war auch für einen Riesen wie Portz nicht zu verkraften.
    Das Maß der Dinge aber sprengte ein zweiter Bericht Assessor Bornemeyers, den Dr. Portz als untersten Brief hervorzog. Als er den Poststempel sah, warf er das Schreiben erst einmal weit weg und setzte sich erschöpft in einen der Sessel, in denen sonst seine klagenden Klienten saßen und ihn mit trauriger Miene glaubenheischend belogen.
    So geht es nicht weiter, das war der Gedanke, der sich im Gehirn Dr. Portz' immer wiederholte und der wie ein Kreisel durch seine Hirnwindungen lief. Die ersten drei Tage des Eheexperimentes sind bereits eine Katastrophe. Wie wird es erst aussehen, wenn sechs Wochen herum sind? In 42 Tagen kann, wenn

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