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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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widerküßte, so war doch die Duldung ein vollendeter juristischer Akt. Bornemeyer meldete den Kuß demnach auch gewissenhaft an Dr. Portz, ahnungslos ob der Wirkung, die er damit in Düsseldorf erzeugte.
    Der Kuß Nummer zwei war eine Überrumpelung, von der Bornemeyer allerdings nichts schrieb. Er war neben Sabine hergegangen, war plötzlich stehengeblieben, hatte sie angeblickt und mit Spannung in der Stimme gesagt:
    »Psst! Ganz still, Signora! Auf Ihrer Nase sitzt ein Käfer.«
    Sabine hatte auf die Nase geschielt, aber sie hatte nichts gesehen. Desungeachtet hielt sie still. »Wo?« fragte sie nur.
    »Er ist für Sie im Moment unsichtbar. Ich sehe es ganz genau. Es ist ein Käfer von der Gattung cephalus eroticus. Ich nehme ihn jetzt weg. Ganz still halten und die Augen schließen.«
    Gehorsam folgte Sabine dieser Anweisung. Als sie den Kuß spürte, wehrte sie sich wieder nicht; sie war auch nicht böse oder entrüstet, sondern öffnete nur die Augen und meinte:
    »Bester Signore Ferro, das hätten Sie einfacher haben können. Wozu diese faden Tricks?«
    Zwei Tage war das her. Zwei Tage, in denen Ferro-Bornemeyer kaum ins salzige Meerwasser ging, weil er in einem süßen Meer des Glückes schwamm.
    Heute nun lagen sie wieder in den Dünen in der Nähe der Kiebitz-Delle, sonnten sich, sprachen wenig, dachten um so mehr und hatten beide ein wenig Angst, wie es sechs Wochen lang weitergehen sollte, ohne weiter zu gehen als bisher. Ab und zu, in Abständen von zehn Minuten, küßte Ferro den ausgestreckten nackten Arm Sabines, »um die Hitze individuell aufzulockern«, sagte er einmal, und kam sich ungeheuer klug und witzig vor, seufzte dann jedesmal tief als Ausdruck seiner unterdrückten Sehnsucht und wagte es sogar einmal, Sabines Schenkel zu streicheln, was ihm ein »Na, Herr Ferro!« einbrachte. Da ließ er es sein und beschränkte sich auf Seufzer.
    Sabine Sacher dachte bei den 10-Minuten-Intervall-Küssen intensiv an ihren Mann Peter. Nicht wegen der Küsse, die Ferro als so unverbindlich betrachtete, wie sie Sabine auch hinnahm, sondern weil ihre Gedanken sich damit beschäftigten, was wohl Peter jetzt in Paris machen würde. Sicherlich war er in galante Abenteuer verstrickt, denn müde Stiere werden immer munter, wenn sie auf fremden Weiden grasen.
    Außerdem hatte sie gestern in Düsseldorf angerufen. Nein, hatte das Postamt ihr Auskunft gegeben, ein Peter Sacher hatte nicht nach postlagernden Sendungen gefragt. Auch ein Nachsendeantrag liege nicht vor. Das hatte sie bitter enttäuscht. Peter brach alle Brücken ab. Er nahm die sechswöchige Freiheit so ernst, als wolle er sich an sie gewöhnen, anstatt durch sie für die Weiterführung der Ehe geläutert zu werden. Vielleicht erreichte man gerade das Gegenteil des gewollten Erfolges!
    Sabine begann, ängstlich zu werden. Ihr eigener Plan wuchs über sie hinaus. Das war vielleicht auch der einzige Grund, daß sie sich von Ferro so einfach küssen ließ. Innerlich war sie völlig unbeteiligt, etwa, als wenn man zu einem Hund sagt: Gib Küßchen! Seine gelackten Haare und der Menjoubart stießen sie sogar ab. Nur Geist hatte dieser Ferro, das erkannte sie an. Der Gedanke aber, sich in ihn zu verlieben, war absurd.
    Sabine legte den Kopf zur Seite und schloß die Augen. Müdigkeit überfiel sie unter dem warmen Lichtmantel der Sonne. Alle Geräusche um sie herum schienen wie in Watte gepackt zu sein. Nur das Meer rauschte herrlich, bis es zu einem Wiegen wurde, das sie hinübertrug in den Schlaf.
    Sie wußte nicht, wie lange sie so gelegen hatte. Es war ein Dämmerzustand, ein Schweben an der Oberfläche des Schlafes, in dem man die Geräusche vernimmt wie ein Summen. Als sie die Augen öffnete und in die Sonne blinzelte, sah sie Ermano Ferro auf dem Rücken liegen und mit seiner großen Sonnenbrille spielen. Er wartete korrekt, bis sie aus ihren Träumen erwachte. Sie fand es anständig von ihm.
    »So nachdenklich?« fragte sie.
    Mit einem Ruck drehte sich Ferro zu ihr.
    »Gut geschlafen, Signora?«
    »Ich habe nur ein wenig geträumt.«
    »Von mir, Carissima?«
    Sabine schüttelte lachend den Kopf. »Leider nicht, Ermano. Ich träumte vom Meer.«
    Ferro hob die Fäuste und schüttelte sie. »Dieses Meer!« rief er leidenschaftlich. »Ich bin eifersüchtig auf das Meer. Es darf dich umarmen, wenn du hineinsteigst, und es darf dich küssen, wohin es will! Oh! Ich möchte nur ein Tropfen dieses Meeres sein!«
    Ferro-Bornemeyer kam in Schwung. Ein herrlicher

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