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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben uns beide verlassen.«
    Yvonne schüttelte den Kopf, Sie verstand ihn nicht.
    »Du gehörst zu den berühmten Ehemännern, die sooo unglücklich sind? Das ich dir nicht traue zu. Non! Ich verstehe es nicht.«
    »Ich auch nicht, Yvonne. Das ist es ja!« Er stand auf und ging an den Sonnenvorhang. Er wagte nicht, ihn zur Seite zu schieben. Margot gegenüber konnte sich noch immer sonnen, und das verwirrte ihn wieder. »Wir sind jetzt sieben Jahre verheiratet. Wir lieben uns. Ist das nicht merkwürdig?«
    »O non, das ist ja Sinn von Ehe.«
    »Aber wir haben uns nichts zu sagen! Verstehst du?«
    »Non! Wer liebt, 'at immer zu sagen, und nicht nur mit Wort. Immer, Pierre.«
    Peter Sacher hob hilflos die Arme. »Wie könntest du es auch verstehen? Du bist ein anderer Mensch. Du lebst in Paris, in dir ist ein seliger Hauch von Lebenskunst. Ihr habt das Denken in der Liebe abgeschafft, ihr liebt nur. Und das ist besser, viel, viel besser.«
    »Und jetzt bist du gekommen nach Paris, um zu lieben eine andere Frau?«
    »Nein. Ich wollte sechs Wochen allein sein und denken. Über alles nachdenken. Siehst du, das ist ja das Dumme an uns, wir wollen eine Liebe retten durch Grübeln! Sabine ist genauso.«
    »Sabine ist sie?«
    »Ja.« In einem Doppelzimmer, dachte er giftig.
    Yvonne war aufgestanden und auf ihn zugekommen. Jetzt nahm sie seine Hand und streichelte sie. »Ich glaube, du denkst schon wieder, Pierre.«
    Er nickte. Plötzlich zog er ihre Hand empor und küßte sie. Yvonne ließ es geschehen. Aber sie wehrte sich, als er sie zu sich heranzog, sich niederbeugte und ihre Lippen küssen wollte.
    »Nein, Pierre«, sagte sie leise und drehte den Kopf zur Seite. »Nicht.«
    »Ich will vergessen, Yvonne.«
    »Du kannst sie nicht vergessen. Das ist Lüge. Du willst nur Rache nehmen für gekränkten Stolz. Aber isch bin keine Rache, isch bin Frau wie Sabine.«
    »Du bist eine wundervolle Frau!«
    Sie sah ihn einwenig traurig an. »Warum bist du nicht wundervoller Mann, Pierre?«
    Später saßen sie wieder nebeneinander auf der Couch und tranken stumm ihren Whisky-Soda. Die Sonne verblaßte langsam. Sie versank wie ein glühendes rundes Stück Eisen hinter den Dächern. Die Ziegel wurden violett. Der Sonnenvorhang vor der Fensterwand war zurückgezogen. Fahlheit verbreitete sich im Zimmer. Auf einem Kissen lag Papillon und schnarchte leise.
    Peter Sacher stellte sein Glas zurück und erhob sich.
    »Jetzt werde ich wohl gehen müssen«, sagte er laut. »Ich werde aus dem Schließfach 178 meine Kleider holen und …«
    »Und dann?« Yvonne hielt seine schlaff am Körper herunterhängende Hand fest. »Warum du gehen müssen, Pierre? Wartet Freund auf dich?«
    »Er ist verreist.« Er entzog ihr seine Hand. »Aber dein Amerikaner könnte kommen.«
    »Es gibt keinen Amerikaner.« Yvonnes Lächeln war starr. »Es war alles nur Scherz, Pierre. Kleiner Scherz, um Schutz zu 'aben. Meine Freunde sind die Farben, die Sterne, der Mond, die Sonne, die Schwalben, ab und zu der Hunger und die Tauben, die jeden Morgen 'erüberkommen von Sacré-Cœur und ihre Brotkrumen 'olen.«
    »Du bist ganz allein, Yvonne? Du?«
    »Isch 'aben meine Kunst.« In ihren Augen flimmerte es.
    »Und, und die Liebe?«
    »Sie kommt und geht, wie Tag und Nacht. Sie ist Natur wie Regen und Sonne.«
    »Und die große Liebe, die bleibende?«
    Yvonne lächelte schwach. »Glaubst du noch an Wunder, Pierre?«
    Peter setzte sich wieder und blickte in sein leeres Glas. Yvonnes Nüchternheit dem Leben gegenüber, ihre Illusionslosigkeit, obwohl sie Künstlerin war, stießen ihn in eine andere Welt. Es mag stimmen, dachte er. Wir denken alle zu romantisch. Aber was wäre das Leben ohne dieses bißchen Traum? Mein Gott, wäre es wert, zu leben, ohne die kleine Illusion, unsterblich lieben zu können?
    Er sah zur Seite. Die Nähe Yvonnes, ihre nackten Arme, die er an seinen Händen fühlte, der Duft ihres Haares, der Schwung ihrer Brüste und die kleinen Füße, die nackt in Pantoffeln aus bemaltem Ziegenleder staken, das weite Atelier mit den vielen Bildern, die Glaswand, vor der die Nacht von Paris stand – es war ihm, als habe er gar nicht anders gelebt als in der Nähe Yvonnes. Es war alles plötzlich so selbstverständlich. Trotzdem sprang er auf und griff nach seiner hellgrauen Cuthose.
    »Ich werde gehen«, sagte er rauh.
    Yvonne schüttelte den Kopf. »Bitte, bleib, Pierre.«
    »Ich kann nicht, Yvonne. Ich habe schon einmal gesagt, ich bin schrecklich

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