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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gedanke kam ihm. Er erfaßte beide Hände Sabines und zog sie an seine Brust.
    »Sabine, wir werden das Meer bestrafen! Fahren wir hinaus zu den Robbenriffen. Mit einem kleinen Boot! Und dort will ich dich küssen, bis das Meer neidisch wird!«
    »Sind alle deine Landsleute so stürmisch?!«
    »Wir leben zwischen Vesuv und Ätna. O Favorita, wir sind selbst Vulkane!«
    Er wollte sie wieder stürmisch küssen, aber ein Räuspern hielt ihn zurück. Oben, auf dem Kamm der Düne, stand ein Herr in einem weißen Anzug und sah auf sie hinab. Auf dem Kopf trug er einen Panamahut. Er stützte sich auf einen Bambusstock und sah so aus, wie man sich wohlsituierte Herren vorstellt.
    Der ungebetene Beobachter Ferroscher Liebessentenzen zog höflich den Hut, machte ein zerknirschtes Gesicht und sagte, mit einem Blinzeln in den Augenwinkeln:
    »Verzeihen Sie einem alten Mann, wenn er die Unterhaltung junger Leute stört, vor allem, wenn sie so verliebt sind wie Sie. Aber ich habe Sie gesucht und freue mich, Sie gefunden zu haben, Herr Ferro.«
    Bornemeyer erblaßte unter seiner Schminke. Er kennt mich, durchrann es ihn heiß. Das heißt, er kennt einen Ermano Ferro! Ich habe nie gedacht, daß es wirklich einen Menschen mit solchem Namen gibt. Ich habe ihn mir selbst erdacht.
    Ferro erhob sich langsam. Er klopfte sich den Seesand von der Badehose und atmete tief durch. Kühnheit war die einzige Rettung. Bornemeyer wurde kühn.
    »Sie kennen mich?« fragte er kühl.
    »Persönlich hatte ich noch nicht die Ehre.« Der alte Herr verbeugte sich korrekt. Erst vor Sabine, dann vor Ermano. »Von Bergenfeldt. Ich hörte in meinem Hotel, daß Sie, Herr Ferro, auf Borkum sind. Alle Welt spricht ja von Ihnen. Sie haben in Genua eine Autofirma?«
    »Ganz recht.« Ferro-Bornemeyer fühlte, daß er zu schwitzen begann. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Was will er bloß, dachte er. Kannte der Baron seine Firma? War er in Genua gewesen und wollte über die Stadt plaudern? Bornemeyer kannte Genua nur vom Atlas und Lexikon her. In der Schule hatte er gelernt, daß Genua einen Hafen hatte, in manchen Stadtteilen sehr schmutzig war und von Händlern wimmelte, die von überhöhten Preisen lebten. Das war aber auch alles, was er von der Stadt wußte.
    Freiherr v. Bergenfeldt nickte freundlich.
    »Sie müssen wissen, ich habe eine große Vorliebe für italienische Wagen. Ihre Form, ihre Schnelligkeit, ihre Eleganz, ihr Komfort – einfach große Klasse ohne Beispiel.«
    »Wir wissen es«, sagte Ferro stolz. »Sie sind der Ausdruck unserer ewigen Sehnsucht nach Schönheit.« Dabei sah er Sabine an. Sie errötete leicht und sah zur Seite.
    In Wahrheit war es Bornemeyer alles andere zumute, als in diesem Augenblick zu flirten. Da stand ein Autonarr, ohne Zweifel, und wollte sich unterhalten über italienische Superwagen. Bornemeyer kannte keine einzige italienische Automarke, geschweige denn wußte er, wie die Traumautos aussahen. Doch halt! Da gab es den Alfa Romeo. Natürlich. Als Kind hatte er immer gesagt: Ich fahre einmal einen Romeo! Aber wer weiß, ob es die heute noch gibt?
    Ferro-Bornemeyer klemmte sein Monokel ins Auge, das er an einer Seidenschnur auf der nackten Brust trug. Es sah lächerlich aus, ein Mann in Badehose mit Monokel, aber Bornemeyer kam es lediglich auf das Gewinnen von Zeit an.
    »Lieber Herr Baron«, sagte er würdevoll. »Ich bin auf Borkum, um einmal nichts, absolut nichts von Autos zu hören. Für sechs Wochen völlige Ruhe. Das war mein innigster Wunsch. Seit drei Jahren hatte ich keinen Urlaub. Die Autos fressen mich auf! Können Sie das verstehen, ohne mich mißzuverstehen?! Immer nur verhandeln, vorführen, verkaufen, Neukonstruktionen ausprobieren.«
    »Interessant.« Bergenfeldt setzte seinen Panamahut wieder auf. »Sie haben eine Neukonstruktion! Das nenne ich geradezu delikat. Sie müssen mir darüber genau berichten. Was es auch sei, der Wagen ist gekauft.«
    Bornemeyer fühlte ein Kribbeln in den Adern.
    »Ich habe Ferien!« sagte er grob.
    »Ferien?« Der Baron winkte lässig ab. »Wie kann ein Mann, der neue Autos konstruiert, jemals Ferien haben? Das wäre ja widernatürlich! Beim Auto liegt die Zukunft der Welt, mein Herr! Der Motor wird das neue Herz!«
    Was tun, brütete Ferro-Bornemeyer. Baron v. Bergenfeldt war nicht der Mann, der sich durch billige Reden abwimmeln ließ. Er würde ihnen folgen, in den Seeadler, in die Dünen, sogar ins Meer! Es gibt Fanatiker, deren Hartnäckigkeit tödlich

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